30. Oktober 2009

10. Brenndorfer Nachbarschaftstag: "Wie aber geht es weiter?"

Der zehnte Nachbarschaftstag der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf), ein Jubiläumstreffen, fand am 26. und 27. September 2009 im Bürgerzentrum in Brackenheim statt. Rund 360 Gäste nahmen daran teil. Das sind zwar um 60 Personen weniger als 2006, aber die mittlere und jüngere Generation rückte nach und machte voller Begeisterung mit.
Die Veranstaltung begann mit einem bewegenden Gottesdienst in der evangelischen Jakobus-Stadtkirche. Die Predigt hielt Pfarrer Helmut Kramer zusammen mit Pfarrer Dr. Peter Klein zur Losung des Tages („Bis hierher hat uns der HERR geholfen“ aus dem ersten Buch Samuel, Kapitel 7, Vers 12) aus zwei unterschiedlichen Perspektiven: Pfarrer Kramer aus der Sicht eines Auswanderers, Pfarrer Klein aus der Sicht des heute für Brenndorf zuständigen Seelsorgers.

Pfarrer Helmut Kramer sagte, das Losungswort veranlasse uns zurückzublicken auf unseren Lebensweg sowie auf die Gemeinden und das Erbe Siebenbürgens, dem sich viele durch ihren Weggang entzogen hätten. Im Rückblick auf erfahrene Hilfe könne es gut tun, eine neue Positionsbestimmung zu wagen, sich zu fragen: „Was heißt das, unser ganzes Vertrauen auf den Herrn setzen?“ und die Konsequenzen daraus zu ziehen.

Pfarrer Dr. Peter Klein: Wir wünschen uns eine Zukunft für Brenndorf

„Wie aber geht es weiter? Quo vadis, wohin gehst du, Brenndorf?“ Und „Wird uns Gott weiter helfen?“ fragte Pfarrer Dr. Peter Klein im zweiten Teil der Predigt. Für Samuel sei die Zukunft die Freiheit des israelischen Volkes. Pfarrer Dr. Klein hinterfragte den heimlichen Wunsch der Ausgewanderten, „wieder in Brenndorf zu leben und dort zu lieben und zu wohnen“. Der Wohlstand und der Materialismus hätten uns alle erwischt und auswandern lassen. Aber seien Selbstverwirklichung und Wohlstand nicht auch in Rumänien möglich? Dr. Klein wünschte sich eine Zukunft für Brenndorf, er wünschte sich, dass sich bald auch für uns ein Samuel finde: „Jemand, der zu Gott schreit, bis dieser Gott das Ruder herumreißt und uns eine neue Zukunft gibt.“ Er denke dabei nicht an Geld oder Ratschläge, „sondern an Leute vor Ort, die mit ihrem ganzen Wesen, mit ihrer ganzen Person für Brenndorf schreien. Bis Gott es hört und reagiert. So dass wir auch in Zukunft sagen können: ‚Bis hierher hat uns der Herr geholfen!‘“
Der Kirchenchor Brenndorf unter der Leitung von ...
Der Kirchenchor Brenndorf unter der Leitung von Melitta Wonner gestaltete den Gottesdienst in der Jakobus-Stadtkirche in Brackenheim mit. Foto: Siegbert Bruss
Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von der Organistin Melitta Wonner, Leiterin des Liederkranzes in Heilbronn. Sie dirigierte erstmals auch den Kirchenchor Brenndorf, der weiterhin von Detlef Copony betreut wird.

Beim anschließenden Treffen im Bürgerzentrum hieß Bürgermeister Rolf Kieser alle herzlich willkommen. Er sprach über aktuelle Vorhaben der größten Weinbaugemeinde Württembergs und über den berühmtesten Sohn Brackenheims: Theodor Heuss wurde vor 125 Jahren geboren und 1949 zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Grußworte seitens der Landsleute aus Brenndorf überbrachten Pfarrer Dr. Peter Klein und Kuratorin Rosi Rusu, die sich für die Unterstützung und konstruktive Zusammenarbeit mit der HOG bedankten.

Karl-Heinz Brenndörfer, stellvertretender Vorsitzender des HOG-Verbandes und Leiter der HOG-Regionalgruppe Burzenland, wies auf die intensiven Verbindungen hin, die in den HOGs gepflegt werden und die die früheren Nachbarschaften in abgewandelter Form fortführen. Brenndorf bringe sich mit vielen Initiativen in die Regionalgruppe ein und habe eine aktive Jugend.

Die Gemeinschaft fortführen

Der Vorsitzende der HOG Brenndorf, Siegbert Bruss, legte Rechenschaft ab über die Tätigkeit des Vorstandes in der Amtszeit seit 2006. „Wir versuchen, die Gemeinschaft in der neuen Heimat fortzuführen, unsere siebenbürgisch-sächsische Kultur zu dokumentieren und zu pflegen und sind dabei stets bedacht, auf die Bedürfnisse unserer Landsleute einzugehen.“ So habe sich die HOG im letzten Jahr an den Vorbereitungen eines ARD-Filmes über Peter Maffay beteiligt und ein Familienbuch von dessen Brenndorfer Vorfahren erstellt. Ein weiterer Höhepunkt des Kulturlebens war die Teilnahme mit einer eigenen Trachtengruppe bei den Heimattagen 2008 und 2009 in Dinkelsbühl. Seit kurzem verfügt Brenndorf über eine für Siebenbürgen einmalige geschichtliche Dokumentation: 200 Jahre evangelische Kirchengeschichte von 1807-2006 auf CD-ROM. Otto Gliebe hat die Transkription von sechs der acht Bände der Presbyterialprotokolle abgeschlossen und sie dem Initiator dieser Arbeit, Hermann Schmidts, gewidmet. Für seine vierjährige ehrenamtliche Arbeit gebührt Otto Gliebe ein besonderer Dank.
Die Blaskapelle Brenndorf unter Walter Dieners ...
Die Blaskapelle Brenndorf unter Walter Dieners (Erster von rechts) trug mit ihren Klängen wesentlich zur heimatlichen Atmosphäre in Brackenheim bei. Foto: Siegbert Bruss
„Brenndorf lebt in unseren Erinnerungen und in unserem Wesen weiter. Werte wie Pflicht, Fleiß, Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe, christlicher Glaube – das alles haben wir in Brenndorf gelebt“, betonte Bruss. Er ermunterte alle, unsere Gemeinschaft zu pflegen und unsere Werte an die Kinder weiterzugeben.

Ehrungen für Uta Martini und Manfred Copony

Mit der Silbernen Ehrennadel des HOG-Verbandes wurde Uta Martini für ihren außerordentlichen Einsatz geehrt. Seit 1982 hat sie als Vorstandsmitglied über 2 500 Fotos im Bildarchiv der HOG Brenndorf zusammengetragen und in sorgfältig dokumentierten Ausstellungen präsentiert. Mit Liebe zum Detail und Organisationstalent behandelte Uta Martini drei Themen in den Ausstellungen beim diesjährigen Treffen: „Kirche im Wandel der Zeit“, „Spaziergang um und durch Brenndorf“ und „Rückblick auf den 9. Nachbarschaftstag 2006“. Die Ausstellung kann in einer Online-Bildergalerie unter www.brenndorf.de besichtigt werden.

Mit der Ehrenurkunde des HOG-Verbandes wurde Manfred Copony ausgezeichnet. Er war von 2003 bis 2009 als Referent für die Beziehung zur Heimatgemeinde im HOG-Vorstand aktiv. Er hat sich für den Zusammenhalt der Sachsen in Brenndorf eingesetzt, Gemeinschaftsfeste organisiert, die Heimathilfe und Friedhofspflege betreut. Im renovierten Pfarrhaus hat er vier Gästezimmer eingerichtet (diese Zeitung berichtete), so dass sich das Haus zu einem Zentrum sächsischen Lebens, auch für Besucher aus dem Ausland, entwickelt hat.

Die Blaskapelle Brenndorf unter Walter Dieners trug mit ihren Klängen wesentlich zur heimatlichen Atmosphäre bei. Einleitend zum gemütlichen Teil des Treffens wurde gemeinsam mit der Blasmusik das Lied „O Heimat mein Brenndorf“ von Pfarrer Fritz Schuller gesungen. Schuller starb am Reformationstag 1939 an einem Herzschlag, nachdem er im Gottesdienst eine ergreifende Predigt gegen die braune Gefahr gehalten hatte. Das Lied wurde von Otto Gliebe für die Blaskapelle arrangiert.

Kontinuität im Vorstand

Unter der Wahlleitung von Karl-Heinz Brenndörfer wurden folgende Vorstandsmitglieder wieder gewählt: Siegbert Bruss (Vorsitzender), Volker Kreisel (stellvertretender Vorsitzender), Edmund Seimen (Kassenwart), Hugo Thiess (Familienforschung), Norbert Thiess und Gert Mechel (Jugendreferent). Otto Gliebe ist als Ehrenvorsitzender Mitglied des Vorstandes auf Lebzeit. Neu hinzu kam Bettina Zibracky als Schriftführerin. Sie löst Heide Stamm-Kaul ab, die ebenso wie Uta Martini und Manfred Copony aus dem Vorstand ausschied. Kassenprüferinnen sind Edda Rhein und Herta Seimen-Sperlich. In einer konstituierenden Vorstandssitzung wurde mit den Gästen aus Brenndorf über die Kirchenrenovierung in der Heimatgemeinde beraten.
Der Vorstand der „Dorfgemeinschaft der ...
Der Vorstand der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer” (HOG Brenndorf) mit Ehrengästen, von links nach rechts: Norbert Thiess, Gert Mechel, Siegbert Bruss, Rosi Rusu, Karl-Heinz Brenndörfer, Pfarrer Dr. Peter Klein, Volker Kreisel, Pfarrer Helmut Kramer, Edmund Seimen, Emilia Schuster, Otto Gliebe, Bettina Zibracky und Hugo Thiess. Foto: Klaus Teutsch
Heidi Mechel und Renate Rothbächer sorgten für die Kinderbetreuung, die von den Jüngsten dankbar angenommen wurde.

Die für uns Brenndorfer neue „Akustik“-Band begeisterte mit stimmungsvoller Musik und sorgte dafür, dass die Tanzfläche bis spät in die Nacht hinein stets voll war. Neu war auch der Partyservice von Hermann Wagner, der gutes Essen zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis bot. Erwähnt seien auch Organisator Volker Kreisel, Benno Wagner (Getränkeservice), Sibille Dworschak (Kasse) und Helfer. Allen Gestaltern, scheidenden und aktiven Vorstandsmitgliedern gilt der Dank der vielen Gäste für das gelungene und tadellos organisierte Treffen.

Der Vorstand

Online-Bildergalerie: 10. Nachbarschaftstag der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ am 26.-27. September 2009 in Brackenheim

Videofilm des 10. Brenndorfer Nachbarschaftstages in Brackenheim, Film: Werner Klöss

Schlagwörter: Burzenland, Brenndorf, HOG-Treffen, Rückkehrer

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