17. Oktober 2012

Ein engagierter Lehrer

Am 17. Oktober feierte Rektor i. R. Albert Fabritius seinen 90. Geburtstag. Am 17. Oktober 1922 in Agnetheln geboren, besuchte er die Grundschule in seinem Heimatort, das Untergymnasium in Hermannstadt und trat 1937 in das „Theologisch-pädagogische Landeskirchenseminar“ ein. Hier erlebte er noch die letzten beiden Coetusjahre. 1941 legte er die Lehrbefähigungsprüfung ab, wurde Lehrer in Lupeni im Kreis Deva und anschließend in Rohrbach im Kreis Fogarasch. Im November 1942 wurde er zum rumänischen und im Juli 1943 zum deutschen Militärdienst eingezogen.
Nach Kriegsende war Albert Fabritius zunächst „Roßknecht“ bei einem Bauern in Oberösterreich. Im November 1945 wurde im Flüchtlingslager „Fabrikskaserne“ in Linz, wo fast die gesamte nordsiebenbürgische Gemeinde Wermesch untergebracht war, unter der Zuständigkeit der amerikanischen Militärregierung eine Lagerschule gegründet. An diese Schule kam Fabritius – zunächst ohne Anstellungsverhältnis und ohne Bezahlung – und wurde zum „Faktotum“: vom November 1945 bis 1949 gewählter Lagerobmann, Schulleiter, Lagerkurator der Evangelischen Gemeinde der Fabrikskaserne und einiger anderer Flüchtlingssiedlungen und Obmann der Wermescher Trachtenkapelle – 36 Musiker hatten ihre Instrumente im Treck mitgenommen! Erst im Januar 1947 wurde die Schule vom Land Oberösterreich übernommen, die Lehrer wurden Vertragslehrer mit 14-tägiger Kündigungsfrist. Im Februar 1946 heiratete Albert Fabritius Katharina, geborene Keintzel, aus Wermesch. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor; inzwischen hat der Jubilar sechs Enkel und drei Urenkel.

Im Juni 1951 fuhr er (zusammen mit dem Schreiber dieser Zeilen) mit dem Fahrrad über Salzburg nach München, Augsburg, Stuttgart, Wiesbaden und Frankfurt, um in Süddeutschland Anstellungsmöglichkeiten zu erkunden. Überall erhielt man die Auskunft, man könne angestellt werden, wenn man Wohnung und Zuzugsgenehmigung hätte, und beim Wohnungsamt: Man komme auf die Liste der Wohnungssuchenden, wenn man Anstellung habe. Nach kurzer Tätigkeit als Hilfsarbeiter in Großsachsenheim im September 1951 erhielt er Anstellung (und Wohnung) als Lehrer und Heimerzieher an der „PaulinenpfIege“, einer privaten Heimschule für vernachlässigte und auffällig gewordene Kinder – eine schwierige Aufgabe. Erst 1952 konnte seine Familie aus Österreich nach Deutschland nachziehen. 1955 legte er die 2. Dienstprüfung für den öffentlichen Schuldienst in Baden-Württemberg ab und nahm eine Stelle in Beuren im Kreis Nürtingen an, einer landschaftlich schön gelegenen Gemeinde etwa 50 km südöstlich von Stuttgart. An dieser Schule wurde er 1962 Oberlehrer, 1967 Konrektor und 1979 bis zu seiner Pensionierung 1985 Schulleiter. Dazu war er ab 1972 Fachberater und Seminarleiter im Bereich des Staatlichen Schulamtes Nürtingen.

Auch in der Gemeinde Beuren engagierte sich Albert Fabritius weit über die Schularbeit hinaus gemäß der alten siebenbürgisch-sächsischen Tradition: das Lehrer-Sein als kulturelle Aufgabe. Von 1955 bis 1975 war er Vorstandsmitglied des örtlichen Turnvereins, war Übungsleiter vor allem für Kinder und Jugendliche (und Mitglied der örtlichen Faustballmannschaft). Dafür erhielt er 1975 die Ehrennadel des Schwäbischen Turnerbundes. Von 1955 bis Weihnachten 2010 war er Sänger des Kirchenchors, von 1964 bis 1979 Mitglied des Gemeinderats, davon die letzten zehn Jahre Stellvertretender Bürgermeister und je zehn Jahre lang Leiter der Außenstelle der Volkshochschule und des Seniorenklubs – ein wahrlich bewundernswertes Engagement!

Aber auch zu Siebenbürgen und den siebenbürgisch-sächsischen Institutionen hielt Albert Fabritius die Verbindung: Er war Gründungsmitglied der Kreisgruppe Nürtingen/Kirchheim der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, seit 1960 Mitglied des Hilfsvereins Johannes Honterus, Trägerverein des Heimathauses Schloss Horneck in Gundelsheim, bei dem er seit 1975 im Vorstand mitarbeitete. Gleich nach der Gründung 1962 wurde er Mitglied des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde und 1979 Mitglied des Freundeskreises Siebenbürgische Bibliothek.

Seit dem Tode seiner Frau 1996 lebt Albert Fabritius in seinem Einfamilienhaus in Beuren, in den letzten Jahren unterstützt durch die Familienangehörigen, die zum Glück in der Nähe wohnen. Freunde, Weggefährten und sicher auch viele Bürger der Gemeinde Beuren und ehemalige Schüler danken dem Jubilar und begleiten ihn mit ihren guten Wünschen.

Walter König

Schlagwörter: Porträt, Geburtstag, Lehrer

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Neueste Kommentare

  • 17.10.2012, 11:24 Uhr von Bäffelkeah: Das mag ja so sein, Karl K., doch Ihren allgemeinen Erregungszustand auf diesen Fall (mit ganzer ... [weiter]
  • 17.10.2012, 11:06 Uhr von Karl K.: Das sehe ich nicht so! Es ist auch heute kaum mehr von besonderer Relevanz ob Siebenbürger ... [weiter]
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