29. Januar 2021
Reizende Aquarelle mit Farbenpracht sondergleichen: Maler Friedrich Eberle friedlich entschlafen
„Ich kann nur malen, was ich sehe, und das muss ich genau malen“, sagte Friedrich Eberle und malte und malte und malte. Reizende Aquarelle mit einer Farbenpracht sondergleichen. Und nun malt er nicht mehr. Er ist friedlich im Kreise seiner Familienangehörigen im 94. Lebensjahr am 9. Januar 2021 in Nürnberg entschlafen. Ihm, der in seinem langen Leben nie im Krankenhaus weilte, war das Glück zuteil, auch seine letzten Stunden hier auf Erden zu Hause mit seinen Lieben zu sein.

Seine Ehefrau war stets an seiner Seite und hat ihn in seinem Schaffen stets bestärkt. Sie bewunderte ihn sehr ob seiner künstlerischen Fähigkeiten und war stolz auf ihn, dass er seine Malkunst den Kirchen und Kirchenburgen aus Siebenbürgen, ihrer Heimat, widmete. Zwei Töchter und drei Enkelkinder bereicherten sein erfülltes Familienleben.
Schon als Kind hatte Friedrich Eberle gerne gezeichnet. Papier und Stifte waren im Elternhause eher selten. Deshalb zeichnete er auf leeren Buchdeckeln mit Kohlebrocken, die er dem Bügeleisen entnommen hatte. Auch das Bücherlesen mochte er sehr.
Friedrich Eberle bleibt als großer Künstler in Erinnerung. Jahrelang hat er bereut, dass er keine Hochschule besuchen konnte, sondern nur auf der Schule für Bildende Künste in Temeschburg (Temeswar) war. Ein Fernstudium mit Diplom „Werbegrafiker“ hat er dann aber in seiner neuen Heimat, in die er 1977 übersiedelt ist, mit „ausgezeichnet“ nachgeholt. Der berühmte Banater Maler Franz Ferch, bekannt durch seine wunderschönen Distelbilder aus der Banater Heide, war sein Lehrer, von ihm hatte er das genaue Zeichnen und Malen gelernt. Nach Abschluss der Grundschule in Liebling half er in der elterlichen Bauernwirtschaft mit. Allein mit seiner Mutter geblieben, war an eine weitergehende Schule nicht zu denken.
Wie viele seiner Altersgenossen wurde auch er am 15. Januar 1945 zur Zwangsarbeit in den Donbass deportiert. Achthundertdreiundneunzig Tage war er von zu Hause weg. Nach einem Fußmarsch von sechsundsiebzig Tagen – er war in Ostdeutschland, wo man ihn ausgesetzt hatte, losgegangen – kam er am 26. Juni 1947 wieder zu Hause in Liebling an. Dort musste er sich zunächst wieder zurechtfinden, denn nach Kriegsende hatte es große Umwälzungen im Land gegeben. Als Bauer gab es auch für ihn keine Zukunft mehr. Er durfte nur dank einer Sondergenehmigung des Bukarester Unterrichtsministeriums aufgrund seiner außergewöhnlichen zeichnerischen Begabung die Schule der Bildenden Künste in Temeschburg besuchen.

Sein umfangreiches Werk konnte in zahlreichen Ausstellungen bewundert werden (Legelshurst, München, Mitterfels, Dinkelsbühl, Fürth, Scheinfeld, Nürnberg, USA, Königsbrunn, Heilbronn, Rottenburg-Stuttgart, Schwabach, Herzogenaurach, Airport München, Hermannstadt …) Zuletzt auch in seinem Bildband „Siebenbürgen in Aquarellen“. Der große Meister der gemalten Illusion (Trompe-l´oeil), der Siebenbürger Sachse Michael Lassel, hebt ausdrücklich die große Breite der „zeichnerischen Begabung“ und die herausragende Qualität im vielgestaltigen Werk des „Vollblutkünstlers“ Friedrich Eberle hervor. Lassel betont mit hoher Achtung die Bandbreite seiner Kunst, dessen „Klang der Farben“, das Beherrschen der altmeisterlichen Arbeitstechnik. Die hohe Wertschätzung des renommierten Künstlers zeigt sich auch in den hunderten Bildern, die Besucher der Heimattage in Dinkelsbühl oder bei großen schwäbischen Veranstaltungen erworben haben. Die hohe Qualität Friedrich Eberles, besser gesagt, seiner Werke, liegt vorwiegend in deren emotionalen Annahme durch seine Betrachter, durch seine, modern gesagt, große Fan-Gemeinde. Sein Werk wirkt weit über seinen Tod hinaus als eine lebensbejahende, Sinnhaftigkeit und farbenfreudige Lebenslust vermittelnde Botschaft. Danke, Friedrich Eberle!
Horst Göbbel
Schlagwörter: Porträt, Nachruf, Kultur, Maler, Aquarelle, Eberle
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