29. September 2023
Ein Ausbund an Eloquenz, Esprit und Elan: Georg Aescht zum Siebzigsten
„Wo die Hunde in drei Sprachen bellen“ bezeichnet nicht nur den Roman von Ioana Pârvulescu, den er ins Deutsche übertragen hat, sondern auch die Gefilde seiner eigenen Herkunft: Georg Aescht kam am 28. September 1953 in Zeiden im Burzenland auf die Welt, wo ihn von Geburt an deutsche, rumänische und ungarische Laute umschwirrten – allerdings nicht als Kläffen, vielmehr als Kommunikationsmittel siebenbürgischer Ethnien. Kein Wunder also, dass der sprachversierte Bücherfreund schon während seines Philologie-Studiums an der Klausenburger Universität, das er 1976 abschloss, als Vermittler zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Literaturen des Landes tätig zu werden begann.

Zu den Mühen, mit denen Übersetzer sich herumschlagen müssen, merkte Georg Aescht im Gespräch mit Doris Roth für die Siebenbürgische Zeitung, Folge 4 vom 15. März 2018, Seite 7 (siehe auch SbZ Online vom 12. März 2018) an: „Wenn man das Privileg hat, mit zwei Sprachen aufzuwachsen, und Gefallen daran findet, kann man daraus so etwas wie eine Tugend machen. Angeregt und gefördert dabei haben mich einst in Klausenburg meine tugendhaften und noch jungen Altvorderen Franz Hodjak, Bernd Kolf, Peter Motzan und Werner Söllner. In Deutschland ward dann aus all der Tugend hin und wieder eher eine Not, nicht zuletzt, weil man deutschsprachigen Verlagen mit seinen blauäugig-treuherzigen Angeboten aus dem Rumänischen als Bittsteller gegenübertritt und mehr denn alles andere dieses eine lernt: Demut. Wird man dann aber erhört, so steht man unvermittelt unter Termindruck“ – ironisch auf den Punkt gebracht: „Die Übersetzerei war im letzten Halbjahr Akkordarbeit, wie sie sich wohl kein sozialistischer Brigadier hätte einfallen lassen.“ Dessen ungeachtet lautete sein Fazit: „Doch für all diese Beschwernisse wird man entschädigt durch das – wenn auch nur sporadische – Empfinden, jemandem zur deutschen Sprache verholfen zu haben, der das auf Rumänisch verdient hat. Dazu hat man stets mit Leuten zu tun, mit denen einen mehr verbindet als das gemeinsame Herkunftsland. Zumindest will ich nicht aufhören, daran zu glauben.“

Edith Konradt
Schlagwörter: Kultur, Literaturkritiker, Übersetzer, Aescht, Zeiden
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