Gute Ernährung, Bewegung und Kunst: Der Siebenbürger Sachse Günter Wagner feiert seinen 100. Geburtstag in Australien
Gibt es ein Geheimnis für das hohe Alter, das Günter Wagner in Australien erreicht hat? Sein Enkelsohn Stuart Wagner, der in Villach in Österreich lebt, gibt Auskunft: gute Ernährung, viel Bewegung und intensives Interesse an Kunst haben sein Leben geprägt. Zudem hat der Siebenbürger Sachse, obwohl er mit seiner Familie seit 1966 in Australien lebt, stets einen engen Kontakt zu seinen siebenbürgischen Verwandten in Deutschland und Österreich gepflegt.
Günter Wagner feiert am 29. März seinen 100. Geburtstag mit seiner Familie und seinen Freunden in Perth, Australien. Er hat vier Kinder, fünf Enkelkinder und sieben Urenkelkinder. Der jüngste Wagner, geboren 2024, ist das erste Familienmitglied seit 99 Jahren, das in einem deutschsprachigen Land geboren wurde.
Günter Wagner im Alter von 98 Jahren zu Weihnachten 2023 in Perth, Australien.Günter Wagner wurde 1925 in Berlin geboren, wo sein Vater, Hans Wagner, „Student der Technik“ war. Seine Mutter, Emilie Hedwig, wurde in Hermannstadt geboren. Getauft wurde Günter, wie auch sein Vater, in Brenndorf, wuchs aber in Kronstadt auf, wo er die Volksschule und das Honterus-Gymnasium besuchte. Die Ferien und Festtage verbrachte er fast immer in Brenndorf bei den Großeltern und den vielen Verwandten. Anfang 1941 zog er als 16-Jähriger zur Schiffsbaulehre nach Hamburg, die er 1944 beendete. Gleich danach und bis 1948 war er beim deutschen Militär und nach Ende des Krieges in Kriegsgefangenschaft, auch in England und zuletzt in Schottland. 1950 heiratete er dort ein schottisches Mädchen und studierte weiter. Viele Jahre war er beruflich in Glasgow und Nordengland tätig, bevor die Familie 1966 nach Perth in Australien auswanderte.
Die Familie ist seit über 400 Jahren mit Brenndorf verbunden ist. Günters Großvater väterlicherseits, Michael Wagner, war Kapellmeister in Brenndorf. Der Großvater mütterlicherseits, Hubert Hedwig, war Fotograf und Buchbinder in Kronstadt. Die Kunst spielte also eine große Rolle auch im Leben der Vorfahren. Günter Wagner schrieb 2007 in den Briefen aus Brenndorf: „An unseren Hobbys nehmen wir regen Anteil. Ich male in Öl und Wasserfarbe, meine Frau und ich arbeiten auch mit Keramik und widmen uns der Töpferei. Mit unseren Arbeiten nehmen wir an Kunst- und Hobby-Ausstellungen teil.“
Schon während des Krieges hatte er Skizzen berühmter Orte und Personen angefertigt und verkauft. Sein Enkelsohn Stuart Wagner berichtet: „Später war er zusammen mit seiner Frau Mina (gestorben 2012) ein erfolgreicher Bildhauer und Maler. Er und seine Frau unterrichteten Töpferei und Malerei am örtlichen College. Beruflich war er als technischer Zeichner in Deutschland, Großbritannien und Australien tätig.
Günter Wagner hat 70 Seiten lange Memoiren geschrieben (alles auf Englisch), in denen er Ereignisse aus seiner Kindheit bis etwa 1955 detailliert beschreibt. Er hat ein unglaubliches Gedächtnis und einen scharfen Verstand. Sein langes Leben verdankt er guter Ernährung und viel Bewegung. Bis in seine achtziger Jahre ging er täglich Schwimmen. Günter interessierte sich sein ganzes Leben lang für Kunst. Mittlerweile ist sein Sehvermögen etwas eingeschränkt, er hat den Pinsel weggelegt und den Brennofen ausgeschaltet. Doch er ist immer noch voller Energie und tanzt, wann immer er kann, in seinem Wohnzimmer zu traditionellen siebenbürgisch-sächsischen Volksliedern.“
Dem hundertjährigen Jubilar in Australien wünsche ich seitens der Siebenbürgischen Zeitung und der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ weiterhin viel Lebens- und Schaffensfreude, Zufriedenheit und vor allem Gesundheit!
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