15. Oktober 2004

Sarah Christian

"Das war, hmmh … am 8. und 9. April. Ja." – Die Stimme am anderen Ende der Leitung klingt recht erwachsen. Im Hintergrund wandert eine Geige die Tonleiter rauf und wieder runter. – Ob sie davor schon Preise gewonnen hat? Hat sie. Unter anderen „Jugend musiziert“. Die 14-jährige Sarah Christian aus Augsburg spielt seit ihrem vierten Lebensjahr die Violine. Anfang April diesen Jahres errang sie beim 46. Internationalen „Kocian“-Violinwettbewerb in Tschechien den Ersten Preis. Ihre Eltern, Mutter Liane (Hamruden) und Vater Harald (Temesvar), haben und nehmen großen Anteil an der Entwicklung ihrer Tochter, die sich hohe Ziele gesetzt hat.

Freundlich erteilt Sarah Christian Auskunft. Das Instrument, auf dem sie in dem kleinen Böhmerwald-Städtchen Ustí nad Orlici (ca. 80 km südwestlich von Prag) so erfolgreich war, ist eine Paolo-Maggini-Violine aus dem 17. Jahrhundert. Eine Leihgabe des Deutschen Musikrats in München. Bei dem Wettbewerb Anfang April spielte Sarah in einer internationalen Konkurrenz mit 15 Teilnehmern aus fünf Nationen als Pflichtstück das Scherzo Tarantela von Frantisek Ondricek, in der zweiten Runde dann die Havanaise von Camille Saint-Saens.

Die Jury prämierte ihr technisches Können wie ihre Interpretationskunst mit dem Siegerdiplom. Wieder einmal hatte sich die Jugendliche gegen ihre musikalischen Wettstreiter behauptet. Dies ist ihr auf der Violine und am Klavier wiederholte Male gelungen, beim Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“, dann beim Landeswettbewerb und im Juni 2003 sogar beim Bundeswettbewerb, um nur die bedeutendsten Erfolge zu nennen.

Ihre Eltern sind Musiker, unterrichten und geben Konzerte. Bei einem dieser Konzerte soll die kleine Sarah, als dreijähriger Stops, ihren Vater gebeten haben: „Papa, ich will auch zum Verbeugen auf die Bühne.“ – so nachzulesen in der Augsburger Allgemeinen. Die Anekdote hat legendenhaften Charme. Mit ihren Eltern war sie übrigens vor drei Jahren in deren siebenbürgischer Heimat. Mit ihrem Bruder Oliver (10), selbst schon ein „Mini-Musikus“, spielte Sarah in der Kirche von Hamruden anlässlich der abgeschlossenen Kirchen-Renovierungsarbeiten. Mama Liane begleitete an der Orgel in jenem Festkonzert. Auch Landesbischof D. Dr. Christoph Klein war zugegen.

Zurzeit besucht Sarah die 9. Klasse des Musischen Maria-Stern-Gymnasiums in Augsburg. Parallel schreitet ihre musikalische Ausbildung voran. Seit 2001 ist sie Stipendiatin der „Deutschen Stiftung Musikleben“. Das Klavier ist indes ins zweite Glied gerückt; die Violine spielt jetzt „die erste Geige“. Zu zeitaufwändig, beides gleich gut zu perfektionieren, erklärt der Vater. Im Januar folgte Sarahs vierter Meisterkurs. Nach dem Abitur will sie Musik studieren, natürlich mit dem Ziel, sich als Berufsmusikerin zu profilieren, als Solistin oder in einem Orchester, auch als Musikpädagogin, möglicherweise. Das Umfeld scheint denkbar günstig, an Fleiß lässt sie‘s auch nicht fehlen. Wertvolle Bühnenerfahrung verschaffen ihr die noch bedachtsam dosierten Auftritte. Einladungen wie Ende März zu den Bamberger Musiktagen oder zuletzt zur Feier des 20-jährigen Jubiläums der Bayerischen Musikakademie in Marktoberdorf sind ehrenvoll, mehren das Renommee.

Das Arbeitspensum der Gymnasiastin setzt ein gerüttelt Maß Disziplin voraus: Schule, Hausaufgaben, tägliches Üben (durchschnittlich vier Stunden). Den Sonntag kann sie dafür frei gestalten. Zeit für Unternehmungen mit ihren Freundinnen, für Kino und Lesen. Wenn es auch etwas mehr Freizeit sein dürfte, weiß sie doch genau, dass ihre Begabung auch eine Verpflichtung ist. Zielstrebig, Schritt für Schritt avanciert Sarah Christian. 2006 will sie am Leopold-Mozart-Wettbewerb teilnehmen. Heute steckt die Karriere der jungen Geigerin noch in den Kinderschuhen. In den nächsten Jahren könnte ihr Stern am Klassikhimmel aufgehen.

Christian Schoger

Link: Deutsche Stiftung Musikleben

Schlagwörter: Porträt, Jugend

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