17. November 2009

Ein Glücksfall – nicht nur für Bad Rappenau: Michael Konnerth zum 70. Geburtstag

Engagement für Siebenbürgen und für Baden-Württemberg, für Abtsdorf und Honigberg ebenso wie für Gundelsheim und Bad Rappenau zeichnen Michael Konnerth aus. Durch seine doppelte Verwurzelung in der alten und in der neuen Heimat, seine Arbeit für unsere Landsleute hüben wie drüben und für die aufnehmende Gesellschaft in Deutschland lebte er und lebt er Integration beispielhaft vor und wirbt damit für uns alle. Als Heimatforscher ist er sowohl für Bad Rappenau als auch für Abtsdorf und Honigberg ein Glücksfall.
Michael Konnerth wurde am 25. Oktober 1939 in Abtsdorf bei Agnetheln geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in seiner Heimatgemein­de und in Agnetheln sowie des Brukenthal-Gym­nasiums in Hermannstadt studierte er zwischen 1956 und 1961 an der Fakultät für Geschichte und Philosophie der Universität Jassy. Anschlie­ßend unterrichtete er in den Jahren 1961-1983 in Honigberg Geschichte und Erdkunde und stand der Zehnklassenschule dieser Burzenlän­der Großgemeinde zwischen 1966 und 1980 als stellvertretender und bald als geschäftsführender Leiter vor. Hier heiratete er 1966 die Kran­kenschwester Rosi Thiess, die später im Alten­heim Siebenbürgen auf Schloss Horneck eine segensreiche Tätigkeit entfaltet hat. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.

An der Honigberger Schule hat Konnerth mit Enthusiasmus und Kompetenz gearbeitet. Fun­diertes Fachwissen und hohes pädagogisches Geschick machten ihn bei seinen Schülern be­liebt. Gleichzeitig lag ihm die Entfaltung deut­schen Kulturlebens vor Ort am Herzen. Im Jahre 1968 rief er die Elternabende ins Leben, eine Einrichtung, die bis 1980 eine große Breitenwir­kung entfaltete und Zusammenhalt, Brauchtum und Muttersprache förderte. 1978 wurde Kon­nerth als herausragender Lehrer ausgezeichnet („Profesor evidențiat“). In krassem Widerspruch dazu steht der nach dem Aussiedlungsantrag vom gleichen Ministerium fünf Jahre später an­geführte vorgebliche Entlassungsgrund: „ungeeignet für das Lehramt“.

Nach der Aussiedlung (1983) war Konnerth zunächst zwei Jahre beim Siebenbürgisch-Säch­sischen Kulturrat auf Schloss Horneck als Ge­schäftsführer für die siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften und Nachbarschaften in der Bundesrepublik Deutschland und in Öster­reich zuständig, bevor er 1986 als städtischer Kulturbeauftragter nach Bad Rappenau wechselte. „Hier wurde er zum Glücksfall“, so Altbür­germeister Gerd Zimmermann. 22 Jahre lang stand Konnerth zunächst als Kulturbeauftrag­ter und danach als Stadt- und Kurhistoriker in den Diensten der Großen Kreisstadt. Er erstellte zunächst den „Kulturbericht“, eine umfassende Bestandsaufnahme und Analyse der kulturellen Angebote in der Stadt, um anschließend Ent­wicklungsziele zu formulieren und Zukunftsper­spektiven aufzuzeigen. Der Kulturbericht bil­dete die Grundlage für die Errichtung des städtischen Kulturhauses, eines Sieben-Millionen-DM-Ob­jekts mit Pilotcharakter in Baden-Würt­temberg, das am 14. April 1989 im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth eingeweiht wurde. Konnerth führte ihn durch das Kultur­haus und sprach anschließend mit Späth über Siebenbür­gen. „Das war etwas, das man das ganze Leben nicht vergisst“, erinnert er sich.

In der Folgezeit engagierte sich Konnerth auf vielfältige Weise: Er richtete das Städtische Mu­seum mit dem Schwerpunkt „Salinen- und Bä­dergeschichte“ ein und bereicherte dessen An­gebot um zahlreiche Wechselausstellungen, auch mit siebenbürgischen Themen, ordnete die Ar­chive der Stadt, initiierte und redigierte den Bad Rappenauer Heimatboten des örtlichen Heimatvereins, übernahm die Schriftleitung der Kurzeitung Sole, gestaltete die Projektwochen und das Sommerferienprogramm für die Bad Rappenauer Schüler mit, engagierte sich in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg und der Kreisschulbehörde Heilbronn in der Lehreraus- und Weiterbildung, wirkte in mehreren Fernsehsendungen des SWR3 über Bad Rappenau mit, und und und.

Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildete die Geschichte von Bad Rappenau, vor allem je­ne der Salinen und Bäder sowie des nahe gelegenen jüdischen Verbandsfriedhofs, eines der größten und ältesten in Deutschland, dem zeitweise bis zu 25 jüdische Gemeinden angehörten. An den von ihm organisierten Führungen durch den Jüdischen Friedhof nahmen seit 1989 jährlich bis zu 2000 Besucher teil, darunter zahlreiche Lehrerkollegien, vor allem von Gymnasien, aber auch Gäste aus den USA und Israel. Konnerth hat bislang fünf Bücher über Bad Rappenau und seine Ortsteile, mehrere Broschüren und Begleithefte zu Ausstellungen sowie rund 120 Aufsätze und Beiträge mit sehr unterschiedlicher Thematik geschrieben.

Jubilar Michael Konnerth ...
Jubilar Michael Konnerth
Einige Kurgäste hätten sich nur wegen Kon­nerths Vorträgen und Führungen für Bad Rap­penau entschieden, aber auch Generationen von Schülern verdankten ihr heimatkundliches Wis­sen und ihre Liebe zur Region dem engagierten Historiker, betonte Bad Rappenaus Oberbürger­meister Hans-Heribert Blättgen in einem Festakt zur Verabschiedung Konnerths in den Ruhestand (2004). 2008 wurde Konnerth die Verdienstme­daille der Großen Kreisstadt Bad Rappenau verliehen. Konnerth hat es vorbildlich geschafft, sich zu integrieren, ohne seine Identität aufzugeben. Seine Vorträge und Führungen beginnen in der Regel mit den Worten: „Mein Name ist Michael Konnerth. Ich bin Stadthistoriker von Bad Rappenau und komme aus Siebenbürgen.“

Für seine Heimat engagierte sich der Wahl-Rappenauer unermüdlich. 1984 war er Mitbe­gründer der Abtsdorfer Nachbarschaft und stand ihr bis 2008 vor (seither ist er deren Ehren-Nachbarvater auf Lebenszeit); deren Nachrich­tenblatt Das Abtsdorfer Heimatecho hat er ins Leben gerufen. Die Abtsdorfer Treffen (insgesamt 13 während seiner Amtszeit), mit attraktivem und reichem Begleitprogramm, waren stets eingebettet in das kulturelle und gesellschaftliche Leben der jeweils gastgebenden Stadt. Un­vergessen sind die beiden Abts­dorf-Ausstellun­gen in Bad Rappenau (1994 im Kulturhauses, 1995 im Städtischen Museum), die Teilnahme der Abtsdorfer am Trachtenumzug während der baden-württembergischen Heimattage (2001) sowie die Gestaltung des Siebenbürgen-Nach­mittags während der Landesgartenschau in Bad Rappenau (2008) durch Abtsdorfer Kulturgrup­pen (Blaskapelle, Tanzgruppe, Trachtengruppe, gemischter Chor, Trio). Für sein Engagement erhielt Konnerth 2008 die Ehrennadel in Gold des HOG-Verbandes für jahrzehntelanges ehren­amtliches Engage­ment im Dienste der Abtsdor­fer Nachbarschaft.

Nicht zu vergessen, dass er zwischen 1998 und 2006 auch im Vorstand der Honigberger Nach­barschaft aktiv tätig gewesen ist. Gerne erinnern sich die Honigberger an die Heimattreffen in Bad Rappenau, an die Ausstellungen über die Honigberger Kirchenburg im Kurhaus und im Wasserschloss anlässlich der baden-württembergischen Heimattage 2001, die Konzerte der Honigberger Blaskapelle und der Siebenbürger Blaskapelle Böblingen in der Musikmuschel und auf dem Stadtfest und nicht zuletzt an die Teil­nahme am Trachtenumzug 2001.

Mit seinen Arbeiten über Abtsdorf und Honig­berg hat sich Michael Konnerth in der siebenbürgischen Geschichtsschreibung und Landes­kunde etabliert. Er ist einer der gründlichsten und besten Ortsmonographen unserer Gemein­schaft. Seine ebenso liebevolle wie wissenschaft­lich hochrangige Darstellung Abtsdorf – ein ehemals deutsches Dorf in Siebenbürgen (1997) wurde 1998 mit dem baden-württembergischen Landespreis für Heimatforschung ausgezeichnet. Das Ortsfamilienbuch Abtsdorf (unter Mitarbeit von Johanna Schuster, 2008) stieß auf großes Interesse. Die Monographie Honigberg – eine Burzenländer Gemeinde in Siebenbürgen (2001) ist mit 1092 Seiten sein umfangreichstes Werk. Zurzeit arbeitet der Jubilar – unterstützt von Peter Bedner – am zweibändigen Ortsfami­lienbuch von Honigberg; er will es im kommenden Jahr vorlegen. Dafür und für die folgenden Projekte sei Michael Konnerth Gesundheit und Schaffenskraft, an seiner Familie mit den drei Enkelinnen viel Freu­de gewünscht.

Konrad Gündisch

Schlagwörter: Kultur, Heimatforscher

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