27. Dezember 2009

32 Jahre für die Gemeinschaft: Walter Klemm wird 70

Der Pressereferent der Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen, Walter Klemm, feiert seinen 70. Geburtstag. Er ist seit 32 Jahren für die Gemeinschaft im Einsatz.
Mit Sicherheit kennen viele den aus dem siebenbürgischen Hermannstadt stammenden Wal­ter Klemm aus den jeweiligen Bereichen, in denen er für die Gemeinschaft tätig ist: für die Sieben­bür­ger Sachsen als Pressereferent, in den zahlreichen Chören als Sänger, im Arbeitskreis für Sie­benbürgische Landeskunde, im Evangeli­schen Freundeskreis Siebenbürgen, in der Sek­tion Kar­paten des Deutschen Alpenvereins. Doch nur we­nigen ist sein Wirken in vollem Ausmaß be­kannt.

Walter Klemms 70. Geburtstag soll ein Anlass sein auf seine vielfältigen Aktivitäten Rück­schau zu halten. Und um es vorweg zu nehmen: Es ist ein bemerkenswertes Arbeitspensum, das er mit erstaunenswerter Gelassenheit und Ruhe nach wie vor bewältigt. Nicht in der ersten Reihe, aber zuverlässig im zweiten Glied, im­mer für die Sa­che der jeweiligen Gemeinschaft tätig und nie vordergründig auf Meriten oder Lob bedacht.

Walter Georg Klemm wird am 27. Dezember 1939 in Bistritz als Sohn des Biologielehrers Prof. Werner Klemm und Helga, geborene Keint­zel, Lehrerin, geboren. Die Zeitläufte – das Wie­ner Diktat von 1940 – bewirken, dass er gleich drei Geburtsurkunden vorweisen kann mit dem Zweitnamen: György – ungarisch, Georg – deutsch und Gheorghe – rumänisch.

Walter Klemm. Foto: Ernst Prewlitz ...
Walter Klemm. Foto: Ernst Prewlitz
Nach dem Umzug der Familie 1942 aus Kron­stadt nach Hermannstadt, wo der Vater als Pä­da­go­ge wirkt, wächst Walter wohlbehütet im Eltern­haus zusammen mit den Geschwistern Werner, Helga und Ilse auf, besucht die Volks­schule und das Brukenthal-Lyzeum, wo er 1956 die Matura ablegt. Nach sieben Jahren beruflicher Tätigkeit als Elektromechaniker immatrikuliert er an der Universität Klausenburg mit Abschluss zum Di­plom-Ökonom (Betriebswirt­schaft). Dem wirtschaftlich-sozialen Nieder­gang des Landes sei­ner Herkunft in den 70er Jahren begegnet er mit der Ausreise im März 1977 – zwei Tage nach dem verheerenden Erd­be­ben in Bukarest, welches er dort unversehrt miterlebt. Die Familie mit den Kindern Rolf, Erika, Volker findet in Villin­gen/ Schwarzwald Arbeit und ein Zuhause, wobei die im Her­kunftsland erworbenen Kenntnisse Wal­ter Klemm den Start im EDV-Bereich wesentlich er­leichtern und er bei einer Computerfirma An­stellung findet. Seine Gattin, die Biologin Renate Klemm, startet ihre zweite Karriere als Orga­nistin und Kirchenmusikerin in einigen Schwarz­wälder Pfarreien, wirkt als Gymnasiallehrerin für Biologie und entbindet 1982 das vierte Kind Maria. Jahre später macht sie ein drittes Stu­dium als evangelische Religionslehrerin.

Und hier im Quellgebiet der Donau beginnt Walter Klemm seine landsmannschaftliche Tä­tig­keit, indem er versucht, die über 70 verstreut im Gebiet lebenden siebenbürgischen Familien in einer neuen Kreisgruppe zu vereinen. 1981 wird er mit dem Silbernen Ehrenwappen der Landsmannschaft für die Gründung der Kreis­gruppe Schwarzwald-Baar, deren Vorsitzender er bis zum nächsten berufsbedingten Umzug 1984 nach Oberbayern war, geehrt.

Im Hermannstädter Bach-Chor hatte er unter Prof. Franz Xaver Dressler gesungen, in Deutsch­land wirkt er zunächst in den Kirchen­chören Rottweil und Villingen und dann in den Kirchen­chören Geretsried und Lenggries, in der Sieben­bürgischen Kantorei, Tölzer Kanto­rei, im Chor der Isartaler Musikfreunde und Penz­berger Kantorei.

Eine besondere Tätigkeit für die Gemein­schaft der Siebenbürger Sachsen entfaltet er als Presse­referent und stellvertretender Vorsitzen­der der Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen. Von 1984 bis heute, also seit 25 Jahren, begleitet er treu und gewissenhaft das Vereinsleben der Kreis­gruppe. Für dieses Ehrenamt wird er 2001 mit dem Goldenen Ehrenwappen der Landsmann­schaft aus­gezeichnet. Auf dem Verbandstag wird er im November 2007 mit der „Pro Meri­tis“-Medaille gewürdigt, was ihn in seiner Arbeit wei­ter beflügelt. Und noch ist ein Ende des Einsatzes des rüstigen Jubilars nicht abzusehen.

Es ist müßig, den Arbeitsaufwand abschätzen zu wollen: Teilnahme an allen Aktionen der Kreis­gruppe, als Delegierter an den Verbands­ta­gen, an den Pressereferentenseminaren, wo­bei er bemüht ist, die Interessen und Stand­punk­te der Landsmannschaft durch aktive Mit­glied­schaft auch in anderen Vereinen wie der HOG Bistritz-Nösen, Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt, dem Hilfsko­mi­tee der Sieben­bür­ger Sachsen oder der Ge­sell­schaft für Deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa (mit Teil­nahme an über 20 Löwensteiner Musikwochen) ausgleichend zu ver­treten.

Begeistert erzählt Walter Klemm über den För­derverein „Geretsrieder Heimatmuseum“. Im Frühjahr 2010 ist der Umzug in einen von der Stadt zur Verfügung gestellten Bau geplant. Und unzählige Arbeitsstunden müssen noch ge­leistet werden. Klemm hat maßgeblich dazu bei­getragen, dass Hunderte Kinder und Er­wach­sene durch Sonderaustellungen die Ein­richtungen des Heimatmuseums im Rathaus kennenlernten.

1977 tritt Klemm dem Arbeitskreis für siebenbürgische Landeskunde (AKSL) mit Sitz in Gun­delsheim bei und nimmt an Jahrestagungen in verschiedenen deutschen Universitäts­städten, aber auch 2007 in Hermannstadt in der altehrwürdigen Brukenthal-Schule, teil.

Die Reisen zeigen, dass Klemm gerne – über seinen engeren Gesichtskreis hinaus – Länder und Leute anderer geographischer Breiten kennenlernen möchte. Noch im Sozialismus bereist er die ĆSSR und die DDR, in der Freiheit nachher praktisch ganz Europa von der Adria bis zum Nordkap, nach dem Mauerfall die neuen Bun­desländer, später auch „exotischere“ Ziele wie Albanien und Bulgarien mit der „Südost-Europa-Gesellschaft“ München, deren Mitglied er seit 1996 auch ist, Israel mit dem Evan­gelischen De­kanat Weilheim/Oberbayern. Vier weitere Tätig­keitsbereiche bezeichnet der Ju­bilar bescheiden als „Hobbys“. Sein beharrlicher Einsatz, den Kon­strukteur der Magnet-Schwebebahn Transrapid gebührend zu würdigen und in die Öffentlichkeit zu rücken, führt mit dazu, dass Stefan H. Hed­rich 1999 den Sieben­bürgisch-Sächsischen Kultur­preis erhält und 2003 das Buch „Transrapid oder die Ma­gnetbahn in der politischen Warte­schleife“ veröffentlicht.

Das zweite „Hobby“ bezieht sich auf das Mit­wirken in der „Arbeitsgemeinschaft zur Spuren­sicherung“ mit Bezug auf siebenbürgisch-sächsische Persönlichkeiten im Rahmen des AKSL. Das Persönlichkeiten-Archiv soll das seit 1868 er­scheinende „Schriftsteller-Lexikon der Sie­ben­bürger Deutschen“ (zurzeit Band 7 – Buch­staben M-P) und das „Lexikon der Siebenbürger Sach­sen“ (1993), in dem zu wenige Zeitgenossen berücksichtigt werden konnten, ergänzen. Als Ergebnis dieser Kärnerarbeit sammelt Klemm bio-bibliographische Daten von rund 30 Persönlichkeiten, von de­nen fünf den Siebenbürgisch-Sächsischen Kul­tur­preis erhalten.

Mit einem dritten „Hobby“ hat sich der Ju­bi­lar dem aktiven Vogelschutz verschrieben und setzt sich als Mitglied im Landesbund für Vo­gel­schutz mit Einsätzen für Renaturierungs­pro­jekte und Moor-Wiedervernässungen für Ar­ten­schutz und -vielfalt ein. Mit Aus­stellungen wurden unter Klemms Mit­wirkung Hun­derte von Schü­lern in über 30 Schulen mit der umgebenden Vogelwelt vertraut gemacht.

Neben all diesem Wirken, nebst Familie (drei Enkel) und Beruf findet Klemm Zeit und Geduld zur Betreuung alleinstehender Landsleute, was ein weiteres Mal auf seine soziale Ader hinweist.

Veröffentlicht hat Klemm zahlreiche Berich­te über das Vereinsleben seiner Kreisgruppe in der Siebenbürgischen Zeitung, Artikel in den Spiegelungen, Schäßburger Nachrichten, dem Heltauer Nachrichtenblatt, dem Hermann­städ­ter Heimat­boten, den DAV-Jahresbüchern etc.

Diese unwahrscheinlich große Zahl an Ak­ti­vi­täten verleitet zum Zahlenspiel: zwölf Chöre, 14 Vereine, drei Ehrungen, 52 gelistete Schrif­ten. Aber diese Auflistung wird dem 70-Jäh­rigen nur statistisch gerecht. Was zählt, sind die menschli­chen Fähigkeiten, all dieses zu be­werk­stelligen: vor allem Fleiß, Beobachtungs­gabe und andauernd lebhaftes In­teresse für gesellschaftliche Vorgänge, für herausragende Per­sonen, musisches Talent und Beharrlichkeit im Sammeln und Sortieren von Fakten und Ereig­nissen.

Mögen Walter Klemm noch viele fruchtbare Jah­re im Dienste unserer Gemeinschaft be­schie­den sein.

ag

Schlagwörter: Verbandsleben, Geretsried, Hermannstadt

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