Kommentare zum Artikel

11. April 2012

Interviews und Porträts

"Gegen den Ausverkauf unserer Werte": Richard Wagner zum 60. Geburtstag

Wenn vom 26. bis 28. April 2012 in Temeswar eine internationale Tagung unter der Überschrift „40 Jahre „Aktionsgruppe Banat“. Akteure und Texte – Mitstreiter und Begleiter“ stattfindet (siehe Ankündigung in dieser Zeitung), so erfolgt dies wenige Tage nach dem 60. Geburtstag von Richard Wagner, der, damals selbst erst zwanzig Jahre alt, die weltanschauliche Richtung und das literarische Profil dieser bei ihrer Gründung noch sehr jungen Autorengruppe maßgeblich mitgeprägt hat. Richard Wagner wurde am 10. April 1952 in Lowrin im Banat geboren. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 26 mal kommentiert.

  • bankban

    1bankban schrieb am 11.04.2012, 08:32 Uhr (um 09:01 Uhr geändert):
    Vielen Dank für den Artikel, der mir gefallen hat.

    Ich weiss nicht, wie es andere sehen, mir fehlen dennoch zwei Aspekte bzw. Begriffe im Artikel. Das ist zuerst der Begriff Humanismus bzw. Humanität. Denn ich denke, dass es jedem ehrlichen und athentischen Intellektuellen von der Größe, der Wortgewalt und dem Intellekt eines Richard Wagners um die Verbreitung, Vergrößerung bzw. Verteidigung einer humanen Lebenswelt geht oder gehen soll(te), welche Welt eben das Miteinander der Menschen verbessern soll. Es ist nicht einfacher Selbstzweck, wenn man sich zu politischen Fragen, zu Fragen nach dem heutigen Wohlergehen der Spitzel etc. äußert, sondern dahinter verbirgt sich eine Vorstellung von einer Welt wie sie (human) sein sollte. Meine ich.

    Der zweite Aspekt betrifft die tagespolitischen Einlassungen von Richard Wagner. Diese sind zwar zum Teil sehr vernünftig und im obigen Sinne "human". Doch zum Teil sind sie auch von einer bestimmten Sorte von Wertkonservatismus, bei der weniger dieser humanistische Aspekt und dieses humanistische Weltbild vorherrscht, als vielmehr ein gewisser Kontroll- und Welt/Wertverlust (oder die Angst davor), der nicht überwunden wird. Was meine ich? Die Klage über Bildungsverfall, z.B., sind uralte Klagen konservativer Kreise, die immer schon Angst hatte, die nächste Generation wäre so blöd und doof, dass sie nicht mal das Lesen beherrschen wird. Und dennoch ist es soweit noch nie gekommen. D.h. hier, bei solchen Aspekten und Themen, wäre eine gewisse größere innere Ruhe, der Abschied von der Vorstellung, man könne "Bildung" und "Wissen" für ewige Zeiten fixieren, dem Richard Wagner zu wünschen. Es gibt aber nicht "die " Bildung oder "das" Wissen, sonden diese ändern sich je nach Zeiten und Bedürfnissen. Anything goes, und vielleicht werden nächste Generationen etwas anderes unter "Bildung" verstehen, als das, was wir heute verstehen. Wenn man solche Begriffe wie "Bildung" kontextualisiert, ihren Konstruktcharakter und ihre örtliche sowie zeitliche Gebundenheit sich vergegenwärtigt, entkrampft man ungemein und wird lockerer. Toleranter.

    Es sollte demnach auch weniger darum gehen, "gegen" den Ausverkauf unserer Werte an irgendeine als fremd begriffene Gemeinschaft zu sein, als vielmehr darum, diese Gemeinschaft mit Argumenten von unseren Werten zu überzeugen und (!) uns selbst für die Werte anderer Gemeinschaften zu öffnen (!).

    Dies meine Gedanken.
  • Lee Berta

    2Lee Berta schrieb am 12.04.2012, 13:06 Uhr:
    "Heute, so kann man dem sicherlich hinzufügen, zählt Richard Wagner zu dem recht überschaubaren Kreis deutschsprachiger Schriftsteller und Intellektueller, die sich, in der besten Tradition der abendländischen Kultur, mit großer Überzeugungskraft, Geistesreichtum und sprachlicher Fertigkeit für deren Werte und Lebensordnung einsetzen."
    U.a. in der 'Achse des Guten', dem Sprachorgan u.a. des Henryk M. Broder.
    "Die Auslotung der "deutschen Seele" ist im Kontext "der externen Bedrohungen, nicht zuletzt durch religiöse und ideologische Fundamentalismen, aber z.B. auch durch demographische Entwicklungen oder internationale Asymmetrien" und insbesondere im Kampf der Kulturen von wertestabilisierender Wichtigkeit.
    Seine "entschiedene Rückbesinnung auf die eigene „Identität“ und ihre kulturellen Fundamente" entzieht sich jedem Verdacht der Abgrenzung und kann "in der historischen und geistesgeschichtlichen Tradition des abendländischen Rationalismus und der europäischen Aufklärung verortet" werden.
  • bankban

    3bankban schrieb am 12.04.2012, 14:00 Uhr (um 14:03 Uhr geändert):
    Lee Berta,

    kannst du uns, bitte, den Sinn deiner Zusammenstellung erläutern? Insbesondere deinen letzten Absatz. Ich habe ihn nicht verstanden.

    Zwar scheint dein Satz über die "Achse" sarkastisch zu sein und geradewegs die Aussage des vorhergehenden Absatzes widerlegen (wollen), doch zumindest rein theoretisch ließe doch auch die Frage stellen, ob man nicht jedes Mittel nutzen sollte, um für Werte, für Aufklärung etc. einzutreten. Unermüdlich und immer wieder.

    (Freilich ließe sich darüber streiten, wie wir "unsere Werte" definieren und ob nicht bereits die Annahme eines "uns" und eines "ihr/sie" irreführend ist. Doch genau darauf bezog sich mein letzter Absatz gestern, dass nämlich Bildung, Wissen und Werte künstliche und sich wandelnde Gebilde sind).
  • Lee Berta

    4Lee Berta schrieb am 12.04.2012, 15:43 Uhr:
    @bankban, Sie haben das schon richtig erkannt. In Zusammenhang mit dem Stichwort 'Kampf der Kulturen' wird sich Ihnen sicherlich auch der letzte Absatz erschließen.
    Ich verstehe Ihr Anliegen, (frage mich allerdings ganz nebenbei, wen Sie mit "uns" meinen und in Abgrenzung zu wem sie es benutzen ;-)) und versichere Ihnen, dass ich es im Großen und Ganzen unterstütze. (Die Wahl der Mittel scheint allerdings dann wohl aus dem Wertekanon ausgeschlossen worden zu sein...)



  • seberg

    5seberg schrieb am 12.04.2012, 19:29 Uhr (um 19:56 Uhr geändert):
    Ich habe den Artikel bis zu Ende gelesen und nachdem mir ganz schwindlig wurde vom Pathos der vielen großen Worte, war ich froh, zum letzten Satz doch noch einen Einfall zu haben.

    „Nur so kann man erreichen, nicht in einem dauerhaften Zustand des „Belogenseins“ zu verbleiben, gegen den Richard Wagner als Schriftsteller und Intellektueller seit Jahrzehnten so entschieden kämpft“.

    Und dazu fiel mir der sehr deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche ein, der die „Deutschen“ (Teutschen) als Volk der Täuscher von Teut/Tiu/Tuisto abgeleitet haben soll. Wenn da aber was dran ist und also das Täuschen im Sinne von (unbewusster) „Schein-Existenz“ (Th.Mann) zu der von Richard Wagner und Thea Dorn ausgeloteten „deutschen Seele“ unweigerlich dazu gehört, dann ist das „Belogensein“ aus der Zeit der Securitate/Stasi, in das deutsche Aussiedler und „Literaten“ verstrickt sein sollen (ein bestimmter Name bleibt hier vernehmbar ungenannt ;-) ) nur der Schlusspunkt einer langen deutschen Tradition, mit der ganz wesentlich und natürlich gerade auch die einmalige Nazi-"Verirrung" zusammenhängt als riesiges Selbst- und Fremdbelügen und –Täuschen.
    Das freilich scheint so gar nicht zum Projekt von Richard Wagner zu gehören, sondern eher im Gegenteil zu dem beklagten und kritisierten „hypermoralischen Selbstzweifel“ der Deutschen.
  • Johann

    6Johann schrieb am 12.04.2012, 21:30 Uhr (um 21:51 Uhr geändert):
    Nach der Lektüre des Artikels war ich endlich beruhigt, haben wir im Jubilar nicht nur eine deutsche Geistesgröße von Weltformat, schon der Name lässt Großes vermuten, nicht nur einen Untergangspropheten á la Oswald Spengler, sondern auch einen Kämpfer und Strategen von Weltformat.

    Der moralische Verfall des Abendlandes wurde schon von vielen beklagt, so schrieb ein römischer Kritiker im 2. Jahrhundert:

    „nunc patimur longae pacis mala,
    saeuior armis luxuria incubuit uictumque ulciscitur orbem.
    nullum crimen abest facinusque libidinis ex quo
    paupertas Romana perit“.

    Hier keine wörtliche, sondern eine poetische Übersetzung (man sollte ja die zarte Seele eines Schriftstellers nicht mit gestelzten Formulierungen beleidigen):

    „Jetzt trifft schwer uns das Leid des langen Friedens;
    Geschwelg brach Schrecklicher ein, als Krieg, und rächt den besiegten Erdkreis.
    Jetzt tragen wir des langen Friedens Übel:
    Uns drückt was härter ist als der Krieg, der Luxus“ (Juvenal, 6. Satire).

    Juvenal konnte den moralischen Verfall, den Luxus herruft, zwar kritisieren, wie wir wissen, den Untergang des Römischen Reiches aber nicht verhindern.

    Nun, unser Jubilar ist da ein anderes Kaliber:
    Anfang der 70ger Jahre, als das Reich des Bösen (kommunistische Imperium) mehr als die Hälfte der Welt beherrschte, nahm er den Kampf auf, dabei ging er gleich in die Höhle des Löwen, als Kommunist getarnt, gab er nun an, dem Kommunismus ein menschliches Antlitz einzuimpfen. Da dies nicht gelang, hat er mehr als ein Jahrzehnt als Kommunist von innen den Sturz des Kommunismus betrieben und dann von Berlin aus. Ohne ihn gebe es sicherlich noch den Eisernen Vorhang.

    Mittlerweile hat er zwei Aufgaben, den Westen vor dem Islam zu verteidigen und zweitens, was viel schwieriger ist, das Abendland vor dem Werteverfall zu retten.
    Beides erledigt er mit links, die Rechte braucht er für seine schriftstellerischen Aktivitäten!

    Wenn man so einen Beitrag liest, ja
    „dann ist es schwer, keine Satire zu schreiben“,

    "difficile est saturam non scribere" (Juvenal, 1. Satire, Vers 30).

    ad multos annos!

    @ seberg
    Kann jemand, der einen Eid auf ein Verbrecherregime ( nach 1968 hatte zumindest im Ostblock doch kein integrer Mensch, der alle Sinne beisammen hatte, noch an den kommunistischen Spuk geglaubt)geschworen hat, dann seine Liebe für westliche Werte entdeckte, uns helfen, den Zustand des "Belogensein" zu überwiden?
  • Lee Berta

    7Lee Berta schrieb am 12.04.2012, 21:30 Uhr:
    @seberg, mich erinnerte diese Auslotung der "deutschen Seele", an der die fundamentalen Werte hängen wie Organe im Inneren des Körpers doch sehr stark an das 'deutsche Wesen'. Als Pendant dazu, gelingt ihm "die Annährung und Erschließung des „Inneren des Balkan“ in ebenso kenntnisreicher wie faszinierender Weise, (...) was nur intensiv zu beschreiben, aber kaum zu begreifen ist."
    Der Mann hat also nie im Balkan gelebt, war nie ein Teil von. Er hat sich aber redlich bemüht, den Balkan, welcher für die deutsche Seele kaum begreifbar ist, immerhin zu beschreiben. Seine Werte sind rein intrinsischer Natur, entstanden und gefestigt "in der historischen und geistesgeschichtlichen Tradition des abendländischen Rationalismus und der europäischen Aufklärung"...
  • bankban

    8bankban schrieb am 12.04.2012, 21:58 Uhr:
    Ja, der Kritik an Begriffen wie "deutsche Seele" etc. schließe ich mich an. ich habe hier schon so oft gefragt und gebeten, man möge mir erklären, was "Deutsch" sei (etwa gerry), doch ist man meiner Bitte nie nachgekommen.
  • getkiss

    9 • getkiss schrieb am 13.04.2012, 06:18 Uhr:
    Da hat @Johann schon Recht.
    Der Artikel des "Kampfgefährten" ist jubiläumstypisch.
    Die Irrungen und Wirrungen sind nicht zu lesen. Eins ist dem Menschen RW vielleicht trotzdem gerade in dieser Hinsicht geblieben: Das Pathos.
    Nur hat sich das Pathos des Reformierers in das des Bewahrers umgewandelt. Beide Merkmale der Entwicklung die auch bei anderen feststellbar ist. In so Fern:
    "Im Westen nichts neues."
  • Äschilos

    10Äschilos schrieb am 13.04.2012, 07:50 Uhr:
    Es ist schon interessant, dass die "Sieb.Zeitung" zu einem Forum der Banater Schwaben geworden ist.Oder haben die kein Verbands-Blatt?
  • azur

    11azur schrieb am 13.04.2012, 08:18 Uhr:
    @Äschilos: Warum nicht, wen soll das stören? Sie vielleicht?
  • bankban

    12bankban schrieb am 14.04.2012, 15:28 Uhr:
    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/koranwurfsendung/
  • Lee Berta

    13Lee Berta schrieb am 14.04.2012, 16:03 Uhr:
    @bankban, kannst du bitte den tieferen Sinn deines Links erklären?
  • bankban

    14bankban schrieb am 14.04.2012, 16:12 Uhr (um 16:15 Uhr geändert):
    Gerne. Im Gegensatz zu manch anderen Beiträgen auf der "Achse" und manch lächerlicher Politikeraufforderung bzw. Behauptung ist dieser eine liberale Wortmeldung, die eine Einstellung zeigt, die mir sympathisch ist. Schließlich ist der Tenor des Artikels, dass genauso wie die Bibel, wie ein Ikeapropsekt etc. auch der Koran ruhig verteilt werden dürfe - öffentlich, auf den Straßen.

    Diese liberale Einstellung dieses Beitrags ist ein Beleg für meine Aussage im Kommentar 3, dass man jedes Mittel nutzen können darf, um für eine bessere, d.h. humanere und liberale, weniger verkrampfte Welt zu sorgen. Und somit eben auch die "Achse" hierfür als Bote fungieren/einsetzen kann.

    D.h. - um den Bogen zum Artikel zu spannen - die Tatsache, dass RW auf der HP der "Achse" Beiträge veröffentlicht, diesqualifiziert diese Beiträge nicht per se. Man muss sich schon die Mühe nehmen, und an jedem Beitrag das Kritikwürdige herausarbeiten.
  • cäsar

    15 • cäsar schrieb am 14.04.2012, 17:31 Uhr:
    Herr Bankban,

    Nun bin ich im Prinzip auch der Meinung, dass man den Koran verteilen dürfte wie ein Ikea Prospekt! Aber mittlerweile glaube ich, dass grosse Teile der Muslime unser libertäres Gesellschaftsmodell missbrauchen bzw. sogar verachten. Deswegen Koranverteilung nur dann wenn zB. so als Kontrapunkt Bibeln in den entsprechenden Länder verteilt werden dürfen. Des Weiteren bin ich der Meinung, dass der Islam im Wesentlichen dazu beiträgt, dass die Gesellschaft rückreligionisiert wird. Ein längst "scheinbar" gelöstes Problem tritt wieder in den Vordergrund(religöse Identität), dabei war die Trennung von Staat und Religion schon ein Schritt weiter .

    ave
  • Lee Berta

    16Lee Berta schrieb am 14.04.2012, 17:40 Uhr:
    Danke für deine Erläuterung. Und natürlich hast du grundsätzlich Recht. Die kostenlose Verteilung von Katalogen, der Bibel, Prospekten, des Korans, Sonderangeboten, der Tora, oder des Wachturms sind von unserer Rechtsprechung geschützt und damit auch Teil unseres Kultur, unserer kulturellen Werte - da leuchtet mir die Verbindung zu dem Artikel ein. Damit wird tatsächlich jedes Mittel genutzt, um "für eine bessere, d.h. humanere und liberale, weniger verkrampfte Welt zu sorgen." Denn, was die so Beschenkten alles mit den frommen Gaben machen, bleibt ihnen überlassen. Die Verwendung als Bierdeckel, als Einwickelpapier für Fisch oder als Heizmaterial für den Kaminofen - das ist nach deutschem Recht nicht verboten. Ob die Betroffenen das wußten - auch ohne den aufklärerischen Hinweis der Achse des Guten...?
  • orbo

    17orbo schrieb am 14.04.2012, 17:52 Uhr:
    ... das ist nach deutschem Recht nicht verboten. Nach amerikanischem auch nicht. Und trotzdem gab's Tote, als einige Koranausgaben in Kabul zusammen mit Müll verbrannt worden sind. Sehe das im Sinne von RW wie es bankban herausgearbeitet hat: man muss sich die Mühe machen sich damit auseinanderzusetzen. Es gibt vereinzelt Bereiche, in denen man mit Verboten und dem Pochen auf sein gutes Recht nichts erreicht.

    @cäsar: sorry, aber religiöse Identität ist kein Problem sondern (auch in Deutschland) ein Grundrecht (religiöse Freiheit).
  • bankban

    18bankban schrieb am 14.04.2012, 18:20 Uhr:
    Cäsar, ich denke nicht, dass wir unser Rechtssystem von anderen Rechtssystemen abhängig machen sollten. Vielmehr sollten wir das Selbstbewusstsein und die Würde haben, uns Freiheiten zu erlauben, die anderswo inexistent sind.
    Lee Berta: wenn ich "nur" 'grundsätzlich' Recht habe, dann habe ich offensichtlich irgendwie doch nicht Recht, wenn ich dich richtig verstehe. Nur kann ich deine sehr subtile Kritik nicht ganz fassen... Irgendwie scheinst du zu ironisieren, dass es nicht der Achse bedarf, um solche Selbstverständlichkeiten zu verkünden, glaube ich. Ja, das stimmt. Aber vielleicht sollten wir uns freuen, dass eventuell auch ein paar gewöhnliche Leser der Achse, die sonst eher auf der Broderwelle mitschwimmen, so einen Text zur Kenntnis nehmen und ihn evtl. verinnerlichen werden, was meinst du? Und schon war es dann sinnvoll, ihn zu schreiben.
    (By the way: auch die sonstigen Meinungen auf der Achse, mögen sie von manchen von uns noch so wenig geschätzet werden, haben in einer freiheitlichen Demokratie ihre Legitimität - solange sie keine Hetze, Verstöße gg. das GG etc. darstellen. Was meinst du?)
  • TAFKA"P_C"

    19 • TAFKA"P_C" schrieb am 14.04.2012, 18:33 Uhr:
    "... ich habe hier schon so oft gefragt und gebeten, man möge mir erklären, was "Deutsch" sei ..."

    Bankban, vielleicht kannst du Einsicht in die Unterlagen der Rădescu-Regierung nehmen. Dort steht es bestimmt, was "Deutsch" ist, wenn es doch inzwischen bewiesen ist, dass Stalin, "Deutsche" zum Wiederaufbau haben wollte.
  • Lee Berta

    20Lee Berta schrieb am 14.04.2012, 19:26 Uhr:
    @bankban, du verstehst mich schon richtig; da hast du ja vollkommen Recht. Und ich verstehe dich auch, selbst wenn ich dir nicht soweit folgen möchte. Ich glaube, dass, wenn Selbstverständliches wiederholt betont und begründet wird, weckt es den bitteren Beigeschmack des Zweifels an seiner Berechtigung.
    Und den Eindruck, dass sich (Entscheidungs)freiheit an einer mehr oder weniger langen Leine entlang definiert, die sich (fast) ausschließlich am "etwas dürfen" orientiert, dem sich die Kreativität, der Verstand unterordnen soll.
  • bankban

    21bankban schrieb am 15.04.2012, 09:16 Uhr:
    liebe Lee Berta,

    wenn du schreibst, "wenn Selbstverständliches wiederholt betont und begründet wird, weckt es den bitteren Beigeschmack des Zweifels an seiner Berechtigung"
    dann scheinst du ein positiv-optimistisches Menschenbild zu haben, wonach es nicht notwendig sei, Selbstverständliches stets zu wiederholen.
    Hierin unterscheiden wir uns wohl, denn ich denke, dass, um einen widerholten Rückfall in eine Barbarei welcher Form und Spielart auch immern zu vermeiden, immer nötig ist, uns über vermeintlich Selbstverständliches auszutauschen, darüber in einen Dialog zu treten und das vermeintlich Selbstverständliche als Nicht-selbstverständliches vor Augen zu führen. Es waren immer Ausnahmen in der Menschheitsgeschichte, da kein Krieg, sondern Frieden und Wohlstand herrschten, da gewisse Regeln und Standards eingehalten wurden, da eine gewisse Freiheit und Liberalität toleriert wurden. Vor diesem Hintergrund, und angesichts der auch in diesem Forum wiederholt zum Vorschein kommenden Intoleranz und Chauvinismus, kann man gewisse Werte gar nicht oft genug erläutern. Den Gleichgesinnten und den Anderndenkenden. M.M.n.
  • cäsar

    22 • cäsar schrieb am 15.04.2012, 15:48 Uhr:
    Herr Bankban,
    das sind die Diskussionen die mir gut gefallen-ohne Pöbeleien, dabei meine ich nicht sie.Zum Beitrag 18:das ist die edle, die gute Einstellung.Nun möchte ich Ihnen doch "nicht ganz" bzw. "nur ein wenig Recht" geben.Ich habe den Eindruck, dass wir an unserem Vorbildckarakter als liberale Gesellschaft zu Grunde gehen.Als Beispiel nehmen wir die Schulen:nach meinem Verständniss von Freiheit und Bürgerrechten muss man den Muslimen, und anderen Glaubensgemeinschaften, die selben Rechte einräumen. Dies ist weitgehend nicht der Fall.(Urteile, pro, contra Kopftuch, pro, contra Pausengebetsraum ua. Stellen Sie sich vor, man hätte Orthodoxe Chrsten in der Klasse und das Osterfest wäre wie in manchen Extremfällen 4 Wochen auseinander nicht wie jetzt,eine, dies als plastisches Besispiel)Deswegen sollte man Staat und Religion weitgehend trennen. Mittlerweile ensteht jedoch bei mir der Eindruck, dass die beiden grossen(ev,kath.)den Glauben verstärkt in den Mittelpunkt setzen um den Muslimen sozusagen Paroli zu bieten. Das meine ich mit Rückreligionisierung. In Bayern, das ein liebenwertes Land ist, stinkt es mir schon wenn man sich über höchste Urteile hinwegsetzt("Kruzifixurteil"). Ein gesundes Verhätnis zur Religion wie in etwa den neuen Bundesländer, halte ich für ausreichend!

    ave
  • Lee Berta

    23Lee Berta schrieb am 15.04.2012, 15:51 Uhr (um 16:05 Uhr geändert):
    Lieber Bankban,
    du hast ja grundsätzlich Recht.Vielleicht wird aber am Beispiel (der Frage) des Existenzrechts des Staates Israel deutlicher, was ich meine. Eine solche Frage immer wieder aufzuwärmen birgt gerade die Gefahr des Rückfalls in eine Barbarei. Deshalb hast du, m.E. auch "nur" grundsätzlich Recht. Ein fruchtbaren Dialog (mit einem 'positiv-optimistischen Ziel' ;-)) kann nur zustande kommen, wenn er auf einem festen, tragbaren Fundament aufgebaut wird.
    Ich meine, dass das 'Einhalten gewisser Regeln und Standards' - hier meinst du die Absegnung durch Gesetze - eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für Frieden ist.
    Es ist nicht in erster Reihe die (Einhaltung) von Regeln, die uns vor Schaden oder Auseinandersetzungen schützen. (Bedenke beispielsweise die Mauerschützen.) Es ist die Grundlagen für das Aufstellen von Regeln und Standards: Offenheit, das Vertrauen, der Wille sich zu verständigen, das Verständnis für die Situation des Anderen, Respekt...Das meine ich mit der Leine einerseits und mit dem Verstand und Kreativität andererseits.
    Und wenn, wie in dem Artikel in der Achse, die Verteilung, weil sie von der Gesetzgebung gedeckt wird, toleriert wird, aber suggeriert wird, dass sie hauptsächlich toleriert wird, weil die Verteilung wirkungslos bleiben wird, erlaube ich mir, ganz ohne um Erlaubnis zu bitten, diesen niedrigen Beweggrund etwas zu ironisieren. Dann denke ich nicht, dass dies ein guter, ein lehrreicher Artikel ist (auch nicht für Bild-Leser), sondern ein schlechter, manipulativer - auch wenn seine Aussage formal richtig ist.
    Ich stimme dir zu, dass im Forum sehr viel Intoleranz und Chauvinismus herrscht. Ich fühle mich dem gegenüber überfordert. Mir fehlt, vielleicht leider, jeder Hang zur Missionierung ;-). Wenn ich es versuchen würde, klänge das etwa so: "Leute, laßt euch nichts vordenken und vorschreiben. Benutzt eure eigenen Sinne. Hört hin, hört aber nicht auf, anzuzweifeln, was euch gesagt wird. Seht hin, auch durch die Augen des Anderen, nehmt wahr, aber auch unwahr und unterscheidet dazwischen..."
    Und dann fürchte ich, es wird ein Gedicht. Und wer will das schon hören...?
  • bankban

    24bankban schrieb am 15.04.2012, 17:30 Uhr:
    @ Cäsar: gibt es nun, deiner Meinung nach, einen Vorbildcharakter unserer Einstellung den Religionen gegenüber oder gibt es den Charakter doch eher nicht und die Religionen sind (insb. in Bayern) auf dem Vormarsch? Dein Beitrag ist irgendwie widersprüchlich, was deshalb gut ist, weil die Wirklichkeit bestimmt nicht einfach und eindeutig ist. Wie die Verhältnisse in Bayern sind, weiss ich allerdings nicht. Meiner Erfahrung nach ist gerade im schulischen Bereich die Sensibilität recht groß. Insgesamt denke ich, dass es hier, auch hier, keinen objektiven Maßstab gibt und dieses Verhältnis stets changiert und andauernd ein Objekt von Handlungs- und Verhandlungsprozessen ist. Mithin kann es sich je nach der Einstellung der Bevölkerung ändern. Dass dabei aber die Rechte und Möglichkeiten von Minderheiten und abweichenden Meinungen nicht gewaltsam unterdrückt werden, dazu sollte ein stets gemäßigter Sprachgebrauch beitragen. Denke ich.
  • bankban

    25bankban schrieb am 15.04.2012, 17:43 Uhr:
    Liebe Lee Berta,

    dass Rechtspositivismus viel zu wenig ist, versteht sich von selbst. Die Regeln und Normen müssen mit Leben und Empfindungen gefühlt werden.

    Die Beurteilung jenes Artikels sehe ich weiterhin anders und denke z.B., dass er sich sehr wohl für einen typischen Bildleser eignet. Dies sage ich nicht nur, weil ich mehrere Bildleser kenne. Sondern deshalb, weil ich von einer konstruktivistischen Pädagogik ausgehe, die darauf basiert, dass jeder seine Wirklichkeit so zusammenpuzzelt, wie es ihm seine vorhandene Psychostruktur erlaubt. Jeder muss einen Baustein der Wirklichkeit irgendwo an diese Struktur andocken können. Da nun der Bildleser auf der Strasse schon mal Prospekte bekommen hat oder eben die Bibel, müssen wir ihm diese Koranverteilung auf diese Ebene herunterbrechen, dass er einsieht, dass, was der eine tun darf, dem anderen nicht verwehrt werden darf - weil das eine ungerechte und ungerechtfertigte Ungleichbehandlung wäre. Sind wir erst einmal hier, haben wir dieses Plateau erreicht, dann ist jener Leser soweit, dass er jenen Verteiler als mit ihm rechtlich ebenbürtig ansieht. Und dann ist schon viel erreicht - und ob ich ihn dabei manipuliert habe, quasi rechtspositivistisch verfahren habe, kümmert mich wenig, insofern ich dadurch zum Rechtsfrieden und Gleichbehandlung beigetragen habe. (Dass es optimalerweise hier nicht stehen bleiben, sondern im Sinne eines positiven Menschenbildes weitergehen sollte, versteht sich von selbst).
  • cäsar

    26 • cäsar schrieb am 19.04.2012, 17:15 Uhr:
    Hallo Herr Bankban,

    das ganze Leben ist ein Widerspruch.Ich würde folgende Schlagwörter als Zusammenfassung, schreiben:Staat und Religion sollten weitgehend getrennt sein. Und ich wiederhole meinen Eindruck der Rückreligionisierung:Wegen des Voranschreitens des Islams setzen die Christen sozusagen den Kontrapunkt!

    ave

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