14. Oktober 2010

Kreisgruppe Regensburg: Bunter Nachmittag

Die ersten bunten Blätter verschönern die Landschaft, die schon recht kühlen Temperaturen und die kürzeren Tage sind unweigerliche Zeichen des Herbstbeginns. Genau die richtige Einstimmung für alle Besucher des „Bunten Nachmittags“ der Kreisgruppe Regensburg.
Der trüben Stimmung der Natur trotzend, hatten wir einen bunten Strauß von Liedern, Gedich­ten, Tänzen, Besinnlichem, Lustigem und natürlich mit Blasmusik gebunden. Das Hauptthema des Nachmittags war die Mundart, die uns in die Wiege gelegt worden ist und die nicht in Vergessenheit geraten soll. Die Mundart ist Muttersprache in ihrer Urform, ist einmalig in ihrer Vielfalt. Sie hat Widererkennungscharakter, erzeugt Iden­tität und Zugehörigkeitsgefühl. Sie lässt die Sprachlandschaft als buntes Mosaik erscheinen. Das Fehlen einiger Steine aus diesem Mosaik würde die Farbenpracht des Sprachbildes verblassen lassen. Deshalb ist es unsere Pflicht, unsere Muttersprache zu sprechen.

Die sehr unterschiedlichen Dialekte im gesam­ten deutschsprachigen Raum führten in längst vergangenen Zeiten zu Kommunikationsschwierigkeiten. So wurde eine Kunstsprache erschaffen, eine „Hochsprache“, die der einfacheren Verständigung diente. Dieses Hoch- oder Schriftdeutsch ist für uns heute selbstverständlich (wenn auch die Übersetzung aus der Mundart ins Hochdeutsche manchmal zu Verwirrung oder Belustigung des Gegenübers führen kann), doch unsere richtige Muttersprache ist und bleibt der Dialekt des Ortes, aus dem wir stammen. Wenn wir nach dem Motto „Mer wealen bleiwen, wat mer sen“ unsere Muttersprache an unsere Kinder und Enkel weitergeben, muss uns um deren Erhalt nicht bange werden.
Die Mitwirkenden des „Bunten Nachmittags“: der ...
Die Mitwirkenden des „Bunten Nachmittags“: der Chor, die Tanzgruppe und Blaskapelle der Kreisgruppe Regensburg sowie die Jugendtanzgruppe Landshut. Foto: Herberth Rothbächer
Nach Begrüßung und Ansprache der Kreisgruppenvorsitzenden Ines Schromm übernahmen die Mitwirkenden die Bühne. Allen voran unsere Blasmusik unter der Leitung von Willi Rothmann, vertreten durch Hans Umberath. Der Chor unter der Leitung von Gerda Caspari brach­te folgende Lieder zu Gehör: „Wie lieblich schallt durch Busch und Wald“ von Friedrich Silcher, „Erlaube mir feins Mädchen“ von Johannes Brahms, „De Astern blän insem äm Gärtchen“ von Grete Lienert-Zultner und „Bunt sind schon die Wälder“ von Johann Friedrich Reichardt.

Anschließend durften wir die Jugendtanzgrup­pe Landshut unter der Leitung von Andrea Wagner und Bernd Breit begrüßen. Sie war das erste Mal bei uns zu Gast und wurde besonders willkommen geheißen. Es ist sehr erfreulich, dass so junge Leute sich für den Volkstanz interessieren und einen Teil ihrer sicher nicht üppigen Freizeit für das Einstudieren der Tänze opfern. Sie führten die Tänze „Schau lustig“, „Sala-­ mander“ und „Reklich Med“ auf.

Zusammen mit den jungen Tänzern waren auch Mitglieder der Tanzgruppe Regensburg auf der Bühne. Da die Zahl der Tanzenden durch Krankheit auf drei Paare reduziert wurde, schlos­sen sich die beiden Tanzgruppen kurzerhand zusammen. Der Auftritt war gelungen, trotz einer nur kurzen gemeinsamen Probe.
Schauspieler des Einakters von Martha Gross "Der ...
Schauspieler des Einakters von Martha Gross "Der Misch uch de Bäffelkea" von links: Susi Mai als Marietta, Hans Theil als Bauer Misch und Erika Konnerth als Bäuerin Katharina am Bunten Nachmittag. Foto Ines Schromm
Es folgte der Beitrag über die Heimatdichterin Martha Ehrmann, vorgetragen von ihren Töchtern Lisbeth Stefani und Gerhilde Seiwerth. „Das Ognietler 1x1“, „Ognieteln meng Hiemet­iurt“, „Siebenbürgerland“ und „Die Glocken der Heimat“ waren eine kleine Auswahl der Werke in Mundart und Hochdeutsch, welche die leider schon Verstorbene der Nachwelt hinterließ.

Das Plädoyer für die Mundart – der Text „Heilige Einfalt“ von Hans Bergel, vorgetragen von Helmine Klein, eröffnete den zweiten Teil der Veranstaltung.

Mit dem Einakter von Martha Gross „Der Misch uch da Bäffelkea“ wurde ein kleiner Ausschnitt aus dem Dorfleben Siebenbürgens vor etwa 30 Jahren skizziert. Den Schauspielern Erika Konnerth in der Rolle der Bäuerin Katharina, Susi Mai als Marietta und Hans Theil in der Rolle des Bauern Misch gelang es, das Bild längst vergangener Tage aufleben zu lassen. „Wi seng Mottersproch nemmih riede well und droh sprächt e kähnt se nemmih, di äs net nor e muttich Mängsch, di äs en Nämest.“ Das war die Quintessenz des kurzen Stückes.

Zum Schluss trug Susi Mai „Der Geormert“ von Otto Piringer vor. Für die Anwesenden banatschwäbischen Freunde, unter ihnen der Vorsitzende Anton Enderle, wurde das Gedicht auch auf Hochdeutsch wiederholt. Die Blaskapelle spielte zur Freude der Gäste noch eine Weile zum Tanz auf, danach klang der gelungene Nachmittag aus.

Ines Schromm

Schlagwörter: Regensburg, Theater, Mundart

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