28. Dezember 2010

Geretsrieder Heimatmuseum erhält dritten Bürgerkulturpreis

Der Förderverein Geretsrieder Heimatmuseum e.V. wurde mit dem dritten Preis des Bürgerkulturpreises 2010 ausgezeichnet. Der Preis wurde zum elften Mal vom Bayerischen Landtag ausgeschrieben unter dem Leitthema „Initiativen für eine Kultur des Erinnerns“. Die Jury des Beirates hatte unter 36 Bewerbungen zu wählen. Bei der Auswahl der Preisträger richtete der Beirat das Augenmerk auf Initiativen, die themen- und generationsübergreifende Erinnerung an prägende und einschneidende Ereignisse wach halten. Der erste Preis ist mit 12000, der zweite mit 8000 und der dritte Preis mit 6000 Euro dotiert, für zwei Anerkennungspreise werden je 2000 Euro vergeben.
Mit großer Freude und Genugtuung hat der Förderverein in Geretsried die Kunde von der Auszeichnung aufgenommen. Den ersten Platz des Bürgerpreises 2010 belegte der Trägerkreis „Gedächtnisbuch für Häftlinge des KZ Dachau“, zweiter wurde das „Europäische Jugendprojekt Oberpfalz“. Die Preise wurden am 6. Dezember 2010 im Senatssaal des Bayerischen Landtags, des Maximilianäums, in München überreicht. In ihrer Begrüßung freute sich Landtagspräsidentin Barbara Stamm über die vielen namhaften bayerischen Politiker und Preisträgergäste. Den Festvortrag hielt Dr. h.c. Max Mannheimer, Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau. Er forderte: „Erinnern, aufmerksam machen, mahnen“, und zitierte dazu Aussagen von bekannten Persönlichkeiten. Zwischendurch umrahmte das Trio Zizal (Geige, Klavier und Klarinette) aus Freiburg die Feier mit einfühlsamer Klezmermusik. Die Vorstellung der Preisträger moderierte der Journalist Uli Bachmeier. In Frage- und Antwortfolgen stellten alle Preisträger ihre Bewerbung vor und erhielten von der Landtagspräsidentin je eine Urkunde mit inliegendem Scheck. Im Kreuzgang des Maximilianäums stellten die Preisträger ihre Bewerbungen in Wort und Bild vor. Zum Abschluss lud die Landtagspräsidentin zu einem Stehempfang im Steinernen Saal.
Die Preisträger des Fördervereins Geretsried mit ...
Die Preisträger des Fördervereins Geretsried mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm (2. von links), von links: stellvertretender Vorsitzender Franz Rudolf, Schriftführer Walter Klemm, die Geretsrieder Bürgermeisterin Cornelia Irmer, Vorsitzender Helmut Hahn, Vorstandsmitglied Franz Wagner, stellvertretender Vorsitzender Gernot Schnabl. Foto: Bayerischer Landtag
Zum Hintergrund des dritten Preises: Die heutige Stadt Geretsried wurde hauptsächlich durch Heimatvertriebene aufgebaut. Im Frühjahr 1946 kamen die ersten Transporte aus dem Sudetenland in die Bunkeranlagen zweier ehemaliger Sprengstoff-Rüstungswerke. Schon kurz nach dem Verlust ihrer Heimat begannen sie, ihre Erinnerungen als Gegenstände, Bilder und Schriften zu sammeln und festzuhalten, um so ihr Wissen um ihre „Wurzeln“ für die Nachwelt zu bewahren. Aus privaten Sammlungen entstand 1970 eine erste kleine Ausstellung auf Initiative der Egerländer Gmoi. Später schlossen sich die Landsmannschaften der Schlesier, der Donauschwaben, Banater Schwaben, der Deutschen aus Ungarn und der Siebenbürger Sachsen an. Dafür stellte die Stadt Geretsried Räume im Dachgeschoss des Rathauses zur Verfügung. Der Museumsbetrieb wurde von den Landsmannschaften ehrenamtlich übernommen. Der Förderverein wurde 1998 mit dem Ziel gegründet, die Museumsarbeit des Geretsrieder Heimatmuseums zu unterstützen. Dem Verein liegt die Pflege der Kultur, Sprach-, Mundart- und Brauchtumsvielfalt der Geretsrieder Bevölkerung sehr am Herzen.

Es ist dem Förderverein gelungen, durch besondere Veranstaltungen rund um das Museum das Interesse der Bürger zu wecken sowie Vor- und Grundschulkinder, Jugendliche und Erwachsene zu gewinnen. Eine gelungene Holz-Spielzeugausstellung mit den Exponaten einer ehemals großen Spielzeugfabrik wurde in den Räumen des Museums von über 600 Kindern und Grundschülern besucht. Mit der Aktiv-Ausstellung „Messen und Wiegen“ wurden die Begriffe von Maßen und Gewichten vor allem Grundschülern der Geretsrieder Schulen vermittelt. Die alljährlichen Veranstaltungen für den Ferienpass der Stadt finden mit Beteiligung des Fördervereins großen Anklang bei Kindern und Jugendlichen. Für Schüler gab es den Ratschenbaukurs und auch einen Workshop zur Herstellung von Naturtrompeten.

Der Verein gibt zusammen mit dem Arbeitskreis Historisches Geretsried die Schriftenreihe „Geretsrieder Hefte“ heraus. Derzeit steht ein Umzug des Museums in ein Nachbargebäude an. Der Umbau des historischen Gebäudes erfordert viel Arbeit in Eigenleistung. Um die nötigen Finanzmittel zu sammeln, sind Spendenaktionen angelaufen. So konnte auch unsere Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen vor kurzem eine nam­hafte Spendensumme dem Förderverein übergeben. Der Verein hat sich bereit erklärt, die Betriebsführung des Museums auf ehrenamtlicher Basis zu übernehmen.

Walter Klemm

Schlagwörter: Geretsried, Heimatmuseum, Preisverleihung

Bewerten:

13 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.