5. September 2011

Kreisgruppe Augsburg: „Jeder glückliche Augenblick ist eine Gnade und muss zum Danke stimmen“

Mit Theodor Fontanes Worten will ich im Namen der Kreisgruppe Augsburg und der Jugendlichen, denen das Augsburger Kronenfest alljährlich geweiht ist, von Herzen danken. Es beschwingt und bereitet Freude, bei gemeinschaftlicher Arbeit etwas Großes zu leisten.
Seit Jahren besorgt die Tanzgruppe das Schmücken und das Aufstellen der Krone. Die Siebenbürger Blaskapelle e.V. und der Siebenbürgerchor von Elisabeth Schwarz erfreuten auf akustischem Wege das Gemüt der Landsleute, während die Damen der Theatergruppe mit selbstgebackenem Hanklich und Striezel für das leibliche Wohl der Gäste und Mitarbeiter sorgte. Die Truppe von Dietfried Teutsch bot den Langosch an, der in den letzten Jahren auf unseren Festen „salonfähig“ geworden ist, zumal dessen Belege Nase und Gaumen unwiderstehlich in Versuchung bringen.

Dass alle Teilnehmer aus den aktiven Gruppen zur Mittagszeit reichlich verköstigt wurden, ist Hermann Becker zu verdanken. Mit Helfern aus der Theatergruppe und seinem Freundeskreis hat er fleißig gegrillt und für das leibliche Wohl gesorgt. Der reibungslose Getränkeverkauf ist auf Horst Schunn und sein Helferteam zurückzuführen. Ihnen gebührt ein besonderer Dank.

Allen sei herzlich gedankt – nicht zuletzt all denen, die hier nicht namentlich angeführt werden können, die aber ihren Gruppenleitern beistanden und in mehrtägigem mühevollem und selbstlosem Einsatz – trotz entmutigender Wetterlage im Vorfeld – das Gemeinschaftswerk vollbracht haben. Geist, Einfallsreichtum, Hingabe und Bereitschaft auch zur „Knochenarbeit“: das kennzeichnet die Aktiven unserer Kreisgruppe.

Gedankt sei von Herzen auch Pfarrer Johann Pitters aus Traun und Pfarrer Wolfgang Küffer von der Gastgebergemeinde für ihren geistlichen Dienst an unseren Landsleuten und Gästen.

Ute Bako, Stellvertretende Kreisvorsitzende

Sie behüten die Flamme und geben sie weiter

„Guten Tag. Ich bin der Herr König. Ich habe meine Krone verloren.“ – „Dann müssen wir sie wiederfinden“, tröstet die Zahnärztin den Patienten. Feinsinnig leitete der aus dem österreichischen Traun eingeladene Pfarrer Johann Pitters die Predigt ein. Manch ein Gottesdienstbesucher empfand die Anekdote als eine Warnung vor der Gefahr, dass gewissen Traditionen ein Verblassen oder gar der Untergang droht. Des Gastpredigers Zuversicht, dass die erfundene Geschichte auf die Augsburger Kreisgruppe nicht zutreffe, sollte sich an diesem Julitag festigen.

In Anwesenheit des städtischen Oberbürgermeisters Dr. Kurt Griebl, des örtlichen BdV-Vorsitzenden Patrick Faustin sowie des Vorsitzenden der Deutschen aus Russland, Stadtrat Juri Heiser und des Vorsitzenden der Deutschen aus Oberwischau Josef Olear erlebte die Gemeinde einen Gottesdienst, umrahmt von Gesängen des Siebenbürgerchors (Leiterin Elisabeth Schwarz) und des Solisten Michael Wersin, der auch die Orgel spielte. Die Liturgie betreute der Gemeindepfarrer von St. Andreas, Wolfgang Küffer, im Sinne des Psalms 34: Lobpreis der Hilfe Gottes und der Gottesfurcht. Und mit den Worten „Vater, wir danken Dir!“ brachte der Kreisvorsitzende unseres Verbandes Gottfried Schwarz zum Ausdruck, es sei ein Geschenk des Himmels, dass wir in der neuheimatlichen Freiheit unsere Traditionen fortführen dürfen und unter der Bewahrung der Identität unsere Integration beispielhaft erleben. Griebl bestätigte diese Feststellung, die „im Geiste einer Stadt der Parität“ selbstverständlich sei. Er hob hervor, dass ein „Bekenntnis zu den Wurzeln“ nicht im Gegensatz zum Bekenntnis zur bundesdeutschen Heimat stehe. Die Siebenbürger Sachsen, die im Gottesdienst nicht zuletzt durch ihre Trachten beeindrucken, schätzt er als eine Bereicherung für Augsburg. Fleiß und Zuverlässigkeit der Volksgruppe sei „ein Beitrag zur Wertebildung dieser Stadt“.
Teilnehmer des Kronenfestes in Augsburg. Foto: ...
Teilnehmer des Kronenfestes in Augsburg. Foto: Eric Scherer
Zu den Höhepunkten des „Festes der Jugend“, wie es der Kreisgruppenvorsitzende in seiner Begrüßungsrede im Pfarrgarten der St. Andreas-Gemeinde nannte, zählte der Aufmarsch der rund 80 Trachtenträger aus Augsburg und Trauenreut, die mehrere Gegenden Siebenbürgens repräsentierten, sowie die Besteigung des Kronenbaums durch den „Jungaltknecht“ Arnold Schneider. Die moderierende stellvertretende Kreisgruppenvorsitzende Ute Bako ergriff mit ihrer schwungvollen und überzeugenden Rede die Herzen von Jung und Alt. Die Darlegung ihrer profunden Gedanken fügte sich sinngemäß dem Gleichnis „Baum-Krone-Fest“ aus Pfarrer Pitters Predigt. Sie erläuterte den Anwesenden die Tiefgründigkeit des Kronenfests und die Symbolik der Krone auf dem hohen Stamm, die jeden Sommer ihren Eroberer erwartet. „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“, zitierte die Rednerin den englischen Humanisten Thomas Morus. Im Sinne des Verfassers der „Utopia“ versicherte sie, unsere Gemeinschaft sei bereit, die Flamme der siebenbürgisch-sächsischen Tradition nicht verblassen zu lassen. Begeistert genossen die rund 600 Gäste die gelungenen Darbietungen der Jugendtanzgruppe von Edda Fleischer aus Trauenreut, der Tanzgruppe des erfahrenen Augsburger Instrukteurs Helmut Schwarz sowie der Kindertanzgruppe, geführt von Viviane Kellinger und Rosemarie Schwarz. Großes Lob verdient nicht zuletzt die Siebenbürger Blaskapelle, die unter dem Stab von Helmuth Kraus auch in diesem Jahr für heimatliche Stimmung sorgte.

In diesem festlichen Rahmen wurden von der Vorsitzenden des Bezirks 15 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (ASM) Angelika Ehinger dem Dirigenten Roland Kühnl das Ehrenzeichen in Diamant für Musiker mit 60 Jahren aktiver Tätigkeit sowie die Diamantene Anstecknadel am weißblauen Band für Dirigenten mit aktiver Tätigkeit verliehen. Bei gleicher Gelegenheit überreichte Ehinger dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Kreisverbandes Helmut Martini nach erfolgreich bestandenem Examen die Urkunde eines Geprüften Stabführers des Bayerischen Blasmusikverbandes (BBMV). Erwähnt sei zu unserem Stolz, dass Martini hiermit der einzige Tambourmajor des Bezirks 15 ist.

Die Veranstalter und Darbietenden ernteten seitens der Ehrengäste Beifall und Lob. Siegrid Einfalt, die Lebensgefährtin des Oberbürgermeisters, bewunderte die Trachtenträger, die den Besuchern mit gebührender Würde einen wesentlichen Teil unseres Kulturgutes präsentierten. In ihrer Begeisterung dafür erklärte sich Einfalt bereit, auf dem bevorstehenden Plärrerumzug in sächsischer Tracht in der Gruppe unserer Landsleute anzutreten. Auch will sie sich für das 60-jährige Jubiläum der Kreisgruppe Augsburg unseres Verbandes als Botschafterin engagieren.

Das Augsburger Kronenfest erwies sich auch in diesem Jahr als Beweis fortdauernder Pflege von Tradition und Zusammenhalt unter den sich in die neue Heimat integrierenden Siebenbürger Sachsen. Dass die Jugend das Herz der Veranstaltung ist, bestätigte sie bei der Kroneneroberung nun schon zum 17. Mal.

Es sei an dieser Stelle den 230 Aktiven gedankt, die in selbstloser Bereitschaft ihre Kräfte nicht schonten, um den Beteiligten am Fest einen angenehmen, aber auch andächtigen, Tag zu bieten. Alle zusammen tragen einen ehrenwerten Namen: Kreisgruppe Augsburg.

Wolfgang Gerhard Binder

Schlagwörter: Augsburg, Kronenfest, Brauchtumspflege

Bewerten:

20 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.