26. Mai 2012

Heimatgeschichtlicher Nachmittag in Crailsheim

Womit kann eine siebenbürgisch-sächsische Theatergruppe heutzutage ihr Publikum überraschen? Mit einem guten und noch wenig bekannten Stück. Ein solches hat die Crailsheimer Theatergruppe bei unserem heimatgeschichtlichen Nachmittag am 29. April in der Festhalle in Crailsheim-Altenmünster aufgeführt. Es war übrigens nicht die einzige Überraschung dieses Tages. Doch der Reihe nach.
Zunächst begrüßte unser Kreisvorsitzender Friedrich Wegendt mit launigen Worten die Anwesenden und kündigte den ersten Programmpunkt, den Auftritt des Chores, an. Unter der Leitung von Ute Herrmann sang der Chor das geistliche Volkslied „Wohlauf mit hellem Singen“ und eine Kantate zu Psalm 27,1-4: „Der Herr ist mein Licht“. Unsere Tanzgruppe unter der Leitung von Christa Klein-Bruckner führte drei Tänze vor, darunter zur Freude der Zuschauer auch die beliebte „Reklich Med“. Es folgte die erste Überraschung des Tages: Kurzfristig verabredet und daher auf dem Programmzettel noch gar nicht erwähnt, war der 1. Vorsitzende des Hilfsvereins „Johannes Honterus“, Berndt Schütz, einer Einladung Friedrich Wegendts gefolgt und gekommen, um einen Vortrag zum Thema „Gundelsheim“ zu halten. Die Ortsbezeichnung Gundelsheim dürfte wohl jedem Siebenbürger Sachsen bekannt sein, doch nicht jeder kennt die Geschichte und den Umfang unserer dortigen Einrichtungen. Mit informativen Worten, dabei recht kurzweilig berichtete Schütz über die Geschichte des Schlosses, seine Erwerbung durch die Siebenbürger Sachsen und die Einrichtungen, die sich heute dort befinden.
Theateraufführung in Crailsheim: Die glückliche ...
Theateraufführung in Crailsheim: Die glückliche Autorin Hilde Juchum, 7. von links, inmitten der Darsteller ihres Stückes „Det Getzich uch der Apparat“. Foto: Reinhold Bruckner
Nun war man gespannt auf die andere Überraschung des Tages: das Lustspiel „Det Getzich uch der Apparat“ von Hilde Juchum. Mit gereimten Worten wies Bernddieter Schobel einleitend auf die Schwierigkeit hin, jeweils ein geeignetes neues Stück zu finden: „Wieß net e jeder schi Beschied,/ wie’t as, die ‚de Fonn hiemen‘ driet?/ Wie låcht hekt noch na glått wä narresch/ bäm ‚Dani Misch‘, wunn die ‚wid harresch‘?“ Zum heute aufzuführenden Stück jedoch meinte er: „Geschriwen as’t, dåt kån em soon,/ gånz an der ålden Tradition,/ end dennich kitt uch akkurat/ Modernet vir: en Apparat.“

Über die Beschaffenheit dieses Apparates, der aus Deutschland geschickt wurde, und die Verwirrungen, die seine Benutzung auslöst, soll hier noch nichts verraten werden. Eine besondere Ehre und Freude war es für uns jedoch, dass die Autorin Hilde Juchum mit ihrem Ehemann bei unserer Aufführung anwesend sein konnte.

Unter der Leitung unserer Regisseurin Renate Jäger vollbrachte die Theatergruppe trotz kurzer Probezeit eine reife Leistung. Det Getzich, die Geizige, die eisern spart, weil sie sich in der Stadt ein arbeits- und sorgenfreies Leben erhofft, dabei aber mit wenig menschenfreundlichen Mitteln zu Wege geht, wurde mit der Routine, die man bei ihr inzwischen schon gewohnt ist, von Mathilde Klein gespielt. Michael Schneider spielte ihren gutherzigen, doch etwas naiven Ehemann. In der eigentlichen Hauptrolle, der des schwerhörigen Breader Jirk, konnte Gerhard Bruckner überzeugen. Karin Schenker und Gustav Krauss waren Maio und Hans, ein Liebespaar. In anderen Rollen traten auf: Anneliese Pelger, Rosemarie Krauss, Roswitha Berthleff, Heike Böhm und Karin Winzel. Zu erwähnen wären noch Horst Winzel als dezent gekleideter Notär und Hannelore Schneider, die als Jugendliebe des Breader Jirk die Lacher auf ihrer Seite hatte.

Apropos Lacher: Die Crailsheimer waren wieder „ein phantastisches Publikum“, wie Renate Jäger mit herzlichen Dankesworten abschließend sagte. Dass Chor-, Tanzgruppen- und Theaterleiterin seitens der Kreisgruppe mit prächtigen Blumensträußen gedankt wurde, versteht sich von selbst, wie auch der Dank an das Ehepaar Juchum. Und weil wir schon mal beim Danken sind: Ein ganz herzliches Dankeschön ergeht an alle Helfer und die Spenderinnen der vielen leckeren Kuchen. Und was hat die Autorin, Frau Juchum, beim Abschied gesagt? „Ihr habt meine Erwartungen weit übertroffen.“ Na, dann hat sich doch alle Mühe gelohnt!

Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Theater, Mundart, Crailsheim

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