25. Mai 2012

Rosenheim: Zum Tod von Andreas Frank

Betroffenheit herrschte in der Vorstandssitzung unserer Kreisgruppe am 16. April, als wir erfuhren, dass Andreas Frank mit 40°C Fieber ins Rosenheimer Krankenhaus eingeliefert worden war. In dieser Sitzung sollte auch der Ablauf der für das Wochenende einberufenen Mitgliederversammlung besprochen werden. Für diese Sitzung hatte Andreas, Mitglied des Vorstands im Kulturreferat, einen Film über unsere Reise nach Nordnorwegen zusammengestellt. Leider sollte es anders kommen. Über den erfolgreich abgespielten Film konnte seine Ehefrau ihm noch berichten, was er auch mit Freude zur Kenntnis nahm. Am 24. April dann die erschütternde Nachricht: Andreas ist einer Gehirnblutung erlegen.
Geboren in Felmern am Rande der Südkarpaten am 11. Juni 1939 als Sohn des Ehepaars Katharina und Andreas Frank erlebte Sohn Andreas die graue Zeit bereits in früher Jugend. Der Vater wurde in den Krieg eingezogen, aus dem er nicht wiederkam. 1945 wurde auch die Mutter zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt. Heimgekehrt 1948, stand sie vor dem Nichts. Ihr Sohn Andreas, der inzwischen bei seinem kranken Großvater Aufnahme fand, war ihr einziger Trost. Recht und schlecht kämpfte sich die Familie durchs Leben, Andreas besuchte die Volksschule, machte eine Mechanikerlehre, anschließend die Meisterschule und arbeitete in einem großen Unternehmen in Fogarasch. Nach und nach konnte sich die Familie eine kleine Existenz aufbauen. 1963 heiratete er Maria, geborene Schuster. Der Ehe wurden Sohn Egon und Tochter Astrid beschert. Diese Zeit hat die Familie sehr geprägt. Andreas lernte sehr früh, die Hoffnung nie aufzugeben. In der multikulturellen Gesellschaftsform wurde seine Hilfsbereitschaft anerkannt, er war sehr beliebt in seinen rastlosen Aktivitäten und kulturellen Tätigkeiten. Erst als Mutter Katharina Anfang 1990 und beide Kinder auswanderten, entschloss sich Andreas zusammen mit Ehefrau Maria zu einem Neuanfang fern der Heimat. Beide fanden in Rosenheim bald Arbeit, wo auch die verheiratete Tochter mit Töchterchen wohnt, indes der Sohn mit drei Kindern in Gaimersheim bei Ingolstadt lebt.
Andreas Frank (1939-2012) beim Heimattag in ...
Andreas Frank (1939-2012) beim Heimattag in Dinkelsbühl.
Gleich nach seiner Einreise nahm das Ehepaar Verbindung mit der Landsmannschaft auf. Im Chor der Kreisgruppe sangen sie eifrig mit, nahmen als begeisterte Trachtenträger an Trachtenumzügen auch in Dinkelsbühl teil. Bei vielen Veranstaltungen wirkten sie auch organisatorisch mit. Andreas war ein lebenslustiger Mensch, der keine Gelegenheit ausließ, sich mit Freunden zu unterhalten und zu feiern. Er war stets eine Stütze und Beistand für die Mitmenschen, ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit und Kosten. Nach einigen Jahren musste sich Andreas dringend einer Herzklappenoperation unterziehen. Die Operation gelang, die Genesung schritt gut voran. Trotz Erwerbsunfähigkeit waren seine Tatkraft und sein Arbeitseifer nicht zu stoppen. Er legte sich neue Hobbys zu und machte einen Nebenjob als Hausmeister in Rosenheim. In der großen, firmeneigenen Werkstatt konnte er Bastelarbeiten ausführen, die auch der Kreisgruppe sehr zugute kamen. Er kaufte sich Computer und Digitalkamera, machte Fotografien und Filme mit Nachvertonung. Das Ehepaar nahm an den meisten Reisen der Kreisgruppe teil. Andreas drängte sich nie in den Vordergrund, war aber immer hilfsbereit. Trotz späterer zweiter Herzoperation und einem Herzschrittmacher blieb sein Lebensmut erhalten. Er stellte Archivmaterial und Bilder für Ausstellungen zusammen, sammelte Liedertexte und verteilte sie unter Freunden und Bekannten. Sehr aktiv war er auch für die HOG Felmern, für die er ein eigenes Fotoalbum zusammenstellte. Im Siebenbürgerheim in Rimsting war er mit Ehefrau Maria tätig und wirkte mit, bei dem Johanniter-Orden für die Entlastung des Heimpersonals zu sorgen. Auch stellte er eine Liedersammlung mit Volks- und Heimatliedern für die Sänger des Heims zusammen. Ein besonders beeindruckendes Ereignis war, als er mit einer Reisegruppe unseres Vereins das Grab seines Vaters auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Narwa in Estland besuchen durfte.

Zwei Monate nach dem Tode seiner geliebten Mutter verließ uns Andreas für immer. Wir nehmen Abschied von einem guten Kameraden, einem hilfsbereiten und liebevollen Menschen, der für seine Familie, seine Landsleute und unsere Gemeinschaft immer mit Rat und Tat da war. Dafür gebühren ihm Dank und Anerkennung. Wir werden ihn sehr vermissen. Im Namen des Vorstands

Volkmar Kraus, Erwin Schuster

Schlagwörter: Rosenheim

Bewerten:

16 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.