Bei Gesprächen der Siebenbürger Sachen untereinander hatte ich bemerkt, dass ihre Mundart, besonders um die Hermannstädter Gegend, meinem Heimatdialekt sehr ähnlich ist und ich auch alles verstehen konnte. Ich stamme aus einem kleinen Dorf aus der Vulkaneifel in der Nähe der Luxemburger Grenze. Auf der Suche nach einem Chor nahm meine Freundin mich mit in die nächste Probe. Gleich fühlte ich mich in der kleinen Singgruppe wohl und wurde Mitglied. Ich nähte und stickte mir eine Tracht (Burzenländer/Wolkendorf). Wir probten in kalten Nebenräumen von Gast- und Wirtshäusern und freuten uns schließlich, im Hobby-Keller des Vorstandes Uwe und Hannelore Maiterth proben zu dürfen. Beide waren auch Chormitglieder.

Unter sachkundiger Leitung und Führung verstand es unser junger Dirigent Siegfried Krempels, aus uns einen guten Chor zu entwickeln, der auch das Kunst- und Kirchenlied pflegte. Wir wirkten mit bei Festveranstaltungen der Landsmannschaften, der Stadt Augsburg, verschiedener Gemeinden und Vereine. Die musikalische Gestaltung übernahmen wir auch bei Gottesdiensten, Hochzeiten, Taufen, und wir begleiteten unsere Freunde und Landsleute auf ihrem letzten Weg. Ein besonderes Erlebnis war die Tournee durch Ontario (Kanada) vom 29. August bis 11. September 1983, von der wir dank viel Lob und Anerkennung als selbstbewusster Chor zurückkamen. Im Herbst 1983 fanden wir in der evangelischen Auferstehungsgemeinde Hochzoll endlich unseren Proberaum, den wir bis heute nutzen.

Am Schwabenumzug 1987 anlässlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg nahmen wir teil. Die Gründung des Vereins mit eigener Satzung erfolgte am 15. November 1985. Wir nannten uns Karpatenchor. Unter diesem Namen haben wir mit gutem Erfolg am Wettbewerb Chöre der Heimat in Neugablonz teilgenommen. Nachdem wir hörten, dass bereits ein Chor Karpatenchor hieß, nannten wir uns Siebenbürgischer Chor Augsburg. Was unseren Chor besonders ausmacht, ist der freund­schaftliche Zusammenhalt und die Pflege der geselligen Gemeinschaft. Erna Szilagyi organisierte seit dem Bestehen des Chors unsere geselligen Zusammenkünfte und sorgte mit ihren eifrigen Helfern für ein gutes Gelingen unserer Treffen und Feste.

Am 25. Oktober 1989 hielt Siegfried Krempels zu unserem großen Bedauern die letzte Chorprobe. Ich übernahm die stellvertretende Chorleitung. Diese Aufgabe erfülle ich noch immer. Von 1990 bis 1998 war Hans Grau unser Chorleiter. Unter seiner fachlich geschickten Führung erbrachte der Chor sehr gute Leistungen und erwarb sich große Anerkennung. Seit 1992 hat der Chor endlich einen Vorstand mit Regina Pelger, die unserer Chorleitung die Organisation abnimmt und mit Erna Szilagyi und Helfern für schöne, erlebnisreiche Ausflüge sorgt, so auch ins Ausland, zum Beispiel nach Ungarn, Österreich, Luxemburg etc. 1992 besuchte uns der „Concordia Chor“ aus Ohio (USA). Michael Kutscher, unser Leiter von Dezember 1998 bis Juli 2004, brachte in den Chor das volksnahe, gesellige Liedgut und bildete aus einigen Chormitgliedern eine besondere Musikgruppe. Das brachte uns verbliebene Chorleute ab und zu bei Auftritten in Terminschwierigkeiten. Im Anschluss an Herrn Kutscher, seit September 2004, leitet Elisabeth Schwarz mit Kompetenz und großem Einsatz den Chor und führt die Tradition der Singgemeinschaft fort. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Sangesfreudige hinzu. Mit 44 Mitgliedern sind wir zu einem stattlichen Chor herangewachsen. Seit über 31 Jahren freuen sich mit mir noch einige Gründungsmitglieder wie Andreas Müller, Rita Schoger, Hans Schuster, Erna Szilagyi, Gerhard Tontsch, Elfriede Unger, Hans Ungar, Peter Wolf auf die wöchentliche Chorprobe und unsere Gemeinschaft aller Chormitglieder. Unser Erfolg macht uns stolz und gibt uns neuen Elan.

Die in siebenbürgischer Mundart gesungenen Lieder geben auch mir immer ein besonderes Gefühl der Heimatverbundenheit. Von Herzen wünsche ich dem Siebenbürgischen Chor Augsburg noch ein langes Fortbestehen, festen Zusammenhalt und dass wir mit unserem Gesang viel Freude uns und unseren Zuhörern schenken!

Helga Schwägele