25. Februar 2013

Frauentagung in Hessen: Wer reden will, höre mit allen vier Ohren

Wie reagieren Sie als Frau auf den Satz: „Erna, das Bier ist alle“? Sind Sie in einer ähnlichen Situation taub auf dem Ohr? Aber auf welchem Ohr? Wieso „auf welchem Ohr“?
Am 19. Januar trafen sich 21 Siebenbürgerinnen aus Mittelhessen in Rüsselsheim zur siebenbürgischen Frauentagung. Motto: „Miteinander reden – warum?“. Thema: Kommunikation im Alltag. Hertha Tezel begrüßte die Frauen mit der Geschichte vom Torhüter. Der klärt Einwanderer auf, dass die Menschen seiner Stadt so sind wie in ihrer Heimat auch. Maßgeblich ist, wie man sie anspricht. Unsere Fachfrau Maria Rampelt referierte darüber, wie Kommunikation im Alltag funktioniert. Erstaunlich, dass der Anteil des gesprochenen Wortes nur 10 % beträgt. Dafür trägt das Nonverbale, also Körperhaltung, Gestik, Mimik, Stimmklang, Blickkontakt, Betonung usw., 60% zur Kommunikation bei.

Karin Scheiner erläutert, dass wir auf vier Arten ...
Karin Scheiner erläutert, dass wir auf vier Arten hören können. Foto: Christa Heinrich
Karin Scheiner, die zweite Referentin, forderte alle auf, die erste Assoziation zum Satz „Erna, das Bier ist alle“ aufzuschreiben. Da wurde es deutlich: Eine Nachricht enthält immer mehrere Botschaften, Missverständnisse sind vorprogrammiert, Kommunikation kompliziert und störanfällig. Jetzt wurde uns theoretisch vermittelt, was wir immer schon geahnt hatten, wenn wir über jemanden sagten, er sei auf dem Ohr taub: Laut Friedemann Schulz von Thun gibt es ein Sach-Ohr (man versucht, den Inhalt zu verstehen), ein Selbstoffenbarungs-Ohr (der Hörer versucht, die Nachricht zu entschlüsseln), ein Beziehungsohr (da schwingt die persönliche Beziehung mit, die persönliche Betroffenheit, kurz, da geht es ans Eingemachte) und das Appell-Ohr (für den Hörer stellt sich die Frage: „Was soll ich tun, nachdem ich dies weiß?“). Die schriftlichen Kommentare der Frauen zum obigen Satz wurden in einer Grafik dargestellt, und siehe da, fast alle landeten auf dem Beziehungsohr. Kein Wunder, auf dem Ohr sind Frauen empfindlich, viel empfindlicher als Männer. Das war schon in der Steinzeit so. Tröstlich war zu erfahren, dass es hilfreiche Tipps gibt, was man selbst ändern kann, damit Kommunikation gelingt.
Für diese Art von Kommunikation gibt es einen ...
Für diese Art von Kommunikation gibt es einen siebenbürgisch-sächsischen Ausdruck: Annemarie Juchum, Ursula Tobias, Elisabeth Rohrsdorfer und unser Gast aus Siegburg, Brita Kirschner, „bereden sich“. Foto: Christa Heinrich
Am Ende der Veranstaltung berichteten die Teilnehmerinnen, was sie während der Vorträge und anschließenden Diskussionen in Arbeitsgruppen am meisten bewegt hatte. Der Grundtenor lautete: „Ich wusste gar nicht, dass wir vier Ohren haben“. In vielem erkannte „frau“ sich wieder: Die Umsetzung in die Praxis ist das Problem. Wenn man austeilt, muss man auch einstecken können. Warum fühlen wir uns immer angegriffen? Was ist Biologie, was ist anerzogen? Nein, diese Männer, ja, ja, die Frauen …

Ursula Tobias, die im November 2012 nach 20 Jahren das Landesfrauenreferat an Karin Scheiner und Hertha Tezel abgegeben hat, drückte ihren Dank und ihre Zufriedenheit über die gelungene Veranstaltung aus. Das Organisieren der Tagung sei nicht einfach gewesen, jüngere Mitarbeiterinnen sind erfreulicherweise da, aber bedingt durch Beruf und vielfaches Engagement der Helferinnen ist die Festlegung eines Termins immer ein Kunststück. Umso schöner, dass alles geklappt hatte, so viele gekommen waren, dass so fröhlich kommuniziert wurde. Und unser Gast aus Nordrhein-Westfalen, Brita Kirschner, beantragte ein Besuchsvisum für das nächste Frauentreffen in Hessen. Was mit allen Ohren unter großem Gelächter zur Kenntnis genommen und genehmigt wurde.

Christa Heinrich


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Schlagwörter: Tagung, Frauen, Hessen, Kommunikation

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