6. Oktober 2013

Kreisgruppe Traunreut: 14 Tage, sieben Länder

Seit vielen Jahren organisiert Oswald Zerwes in Zusammenarbeit mit dem Reisebüro Mitterbichler für die Mitglieder unserer Kreisgruppe und andere Interessenten jährlich zwei Ausflüge: einen Kulturausflug, bei dem Geschichte, ­Architektur usw. im Vordergrund stehen, sowie einen Ausflug der Gemütlichkeit und des Genusses, bei dem die Festigung der Gemeinschaft die wichtigste Rolle spielt. In diesem Jahr sollte es mal wieder eine Ausnahme geben. Unsere Kreisgruppe veranstaltete unter der Leitung von Oswald Zerwes vom 3. bis 16. August eine 14-tägige Reise über Serbien, Bulgarien, Rumänien ans Schwarze Meer, Donaudelta, Bukarest und Temeswar – in 14 Tagen durch sieben Länder. Beängstigend? Von wegen.
Mit 47 Fahrgästen unterschiedlicher Herkunft und Altersgruppen starteten wir am 3. August um fünf Uhr in unseren Marathonausflug. Intensiver Verkehr und überfüllte Straßen ließen uns nichts Gutes ahnen. Die Grenzen zwischen Österreich – Slowenien und Slowenien – Kroatien waren ein leichtes, so dass wir uns auf unser Hotel in Belgrad freuten. Doch bei Zagreb war die Freude zu Ende. Riesige Blechlawinen drängten auf die Autobahn, die nach Belgrad führt, und Petrus meinte es auch besonders gut mit uns, denn die Außentemperatur betrug 41,5 Grad. An der kroatisch-serbischen Grenze sorgten dann unendlich viele heimreisende Türken für ein wahres Chaos, bis uns ein Streifenwagen mit Blaulicht zum Grenzübergang brachte. Am späten Abend hatten wir endlich unser Hotel im Zentrum Belgrads erreicht. Nach einer ruhigen Nacht und einem wohltuenden Frühstück besichtigten wir mit einem örtlichen Reiseleiter die Stadt. Zu den Besonderheiten Belgrads gehören die Sveti Sava, eine der größten orthodoxen Kathedralen, und die Festung Kalemegdan, von der man einen wunderschönen Ausblick auf den Zusammenfluss der Save und Donau hat. Auch wurde uns vom verstorbenen Jugoslawienführer Tito erzählt, als wir an seiner Grabstätte vorbeifuhren. Am dritten Tag verließen wir Belgrad und fuhren nach Sofia. Am nächsten Morgen besichtigten wir das Rilakloster im Rilagebirge, das die wichtigste heilige Stätte Bulgariens und seit 1983 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Anschließend fuhren wir zurück ins Zentrum Sofias. Wir bewunderten das Parteigebäude der bulgarischen KP, erbaut 1957 im Zuckerbäckerstil, sowie den Amtssitz des Staatspräsidenten. Bewundernswert waren auch das Archäologische Nationalmuseum sowie das Nationaltheater. Das bedeutendste Wahrzeichen Sofias bleibt aber die Alexander-Nevski-Gedächtnis-Kathedrale, ein imposantes Bauwerk. Am fünften Tag verließen wir Sofia und fuhren nach Baltschik, um das Schloss und den Garten der rumänischen Königin Maria zu besichtigen. Sowohl das Schloss als auch die kleine Marienkapelle sind an Schönheit und Romantik kaum zu überbieten. Weiter ging die Reise über die Grenze nach Rumänien an die Schwarzmeerküste nach Olimp. Wir bezogen Quartier im Hotel Amfiteatru. Der nächste Tag stand zur freien Verfügung. Die einen badeten im Meer, andere gingen nach Neptun, wo es tolle Einkaufsmöglichkeiten gibt.

Am 7. Tag besichtigten wir Konstanza und fuhren weiter über Tulcea nach Murighiol, wo wir mit Booten ins Donaudelta gebracht wurden. Reserviert war für uns eines der schönsten Häuser im Delta – das Hotel Cormoran. Am nächsten Morgen fuhren wir mit kleinen Booten ins Delta. Flora und Fauna dieses Gebietes sind einzigartig. Verschiedene Wasservögel und riesige Pelikanschwärme machten den Tag interessant und schön. Die Pflanzenwelt trägt das Ihrige dazu bei. Riesige Schilf- und Seerosenflächen bieten Lebensraum für vielerlei Geschöpfe Gottes. Gegen dreizehn Uhr waren wir wieder im Hotel. Einige fuhren weiter mit dem Schnellboot bis zur Mündung der Donau ins Meer. Die andere Gruppe machte es sich am Pool bequem.
Reisegruppe Traunreut bei Orșova. Foto: ...
Reisegruppe Traunreut bei Orșova. Foto: Oswald Zerwes
Am neunten Tag fuhren wir über Tulcea, wo wir das Donaudeltamuseum besuchten, Galatz – Brăila vorbei an Buzău nach Bukarest. Wir wohnten zentrumsnah, nicht weit vom Haus des Parlaments, im Hotel Ibis. Herrliche Prachtbauten, die vor und nach dem Ersten Weltkrieg entstanden, säumen Plätze, Alleen und Boulevards und lassen mit Recht den Namen Klein-Paris zu. Wer mit Oswald Zerwes unterwegs war, hat x Kilometer zurückgelegt, konnte die Geschichte dieser Stadt von Vlad Țepeș bis Ceaușescu hören und vieles über Jahreszahlen und Baustile erfahren. Vom alten Fürstenhof bis zum gigantischen Haus des Parlaments, das wir mit Führung besichtigen durften, ist Bukarest eine sehr schöne und interessante Stadt. Am Morgen des elften Tages verließen wir Bukarest und fuhren über Pitești nach Curtea de Argeș. Prunkstück des Ortes ist die Klosterkirche, in der ihr Stifter Neagoe Basarab sowie Karl der Erste mit seiner Gemahlin Elisabeth und dessen Nachfolger Ferdinand mit seiner Gemahlin Maria ihre letzte Ruhestätte fanden. Nach einer kurzen Pause fuhren wir weiter nach Scornicești, Geburtsort Ceaușescus, wo wir sein Geburtshaus und den Friedhof, auf dem seine Eltern und seine Schwester beerdigt sind, sehen konnten. Anschließend fuhren wir nach Craiova, eine Stadt, die unsere Erwartungen und Vorstellungen übertroffen hat. Wir wohnten zentrumsnah und gut im Hotel Parc. Am nächsten Morgen fuhren wir weiter über Turnu Severin – Orșova – Herkulesbad – Lugosch nach Temeswar. In Turnu Severin am Donauufer kann man die Reste der Traiansbrücke und eines antiken Militärlagers sehen. Orșova liegt an der Nahtstelle von Walachei und Banat. Das alte Orșova ist in den Donaufluten versunken, während das neue Orșova keinen besonderen Glanz ausstrahlt. Weiter ging es dann nach Herkulesbad. Nur wenige, zum Teil sehr vernachlässigte Gebäude erinnern an die glanzvolle Zeit, in der Franz Joseph I. und seine Sisi hier zu Gast waren. Neue Plattenbauten als Symbol des Sozialismus wurden errichtet. Über Lugosch ging es weiter zu unserem letzten Ziel, nach Temeswar. Ein herrliches Vier-Sterne-Hotel sollte uns die nächsten zwei Nächte beherbergen. Am Domplatz, der von historischen Bauten umschlossen ist, wird die Habsburger Vergangenheit am deutlichsten. Die barocke katholische Kathedrale, das Komitatshaus, Staatsoper und Nationaltheater, das Rektorat der Polytechnischen Universität sowie die Kathedrale der Metropolie des Banats sind wahre Bauwunder der Begastadt. Ein schlichtes Holzkreuz erinnert an die Ereignisse, die hier am 16. Dezember 1989 ihren Anfang nahmen. Am 16. August sagten wir Rumänien auf Wiedersehen und erreichten nach zwölfstündiger Fahrt glücklich und zufrieden unser kleines Traunreut.

In vierzehn Tagen legten wir 4400 km zurück, besuchten sieben Länder und benötigten vier verschiedene Währungen. So endete ein durchdachter, gut organisierter und ausgeführter, etwas anstrengender, sehr schöner und sehr, sehr inhaltsreicher Ausflug. Im Namen aller Fahrgäste sei Oswald Zerwes als Reiseleiter und Sebastian Mitterbichler als Busfahrer für ihr riesiges Arbeitspensum und die tolle Leistung gedankt.

Egon Buortmes

Zu Gast bei Traunreuter Reisegruppe

Die Siebenbürgische Zeitung hat Pate gestanden. Aus ihr hatte ich erfahren, dass die Kreisgruppe Traunreut eine 14-tägige Busfahrt über Serbien, Bulgarien, Rumänien ans Schwarze Meer, ins Donaudelta, nach Bukarest und Temeswar unternimmt und noch Plätze frei sind. Mein spontaner Anruf beim Organisator, Reiseleiter und stellvertretenden Vorsitzenden der Kreisgruppe Traunreut, Oswald Zerwes, sicherte mir einen Platz in der letzten Reihe im Bus. Es war meine erste Reise als Gast bei einer anderen Kreisgruppe mit einem Reiseleiter, den ich aus meiner landsmannschaftlichen Arbeit zwar kannte, jedoch wussten wir nicht, dass der jeweils andere seit mehr als zwanzig Jahren auch Reisen für seine Kreisgruppe organisiert.

Eine vom Reiseleiter gut bestückte und allen Reisenden ausgehändigte Informationsmappe gab sowohl allgemeine als auch Detailinformationen, z.B. Stadtpläne, und damit allen eine ­gewisse Sicherheit. Die Reise fand vom 3.-16. August, also in der besten Urlaubszeit statt. Entsprechend befahren waren die Straßen oder die Hotels belegt. Es ist der Organisation als große Leistung anzurechnen, dass sie in der Hochsaison für jeweils nur zwei Übernachtungen Hotels mit ausreichend vielen Sternen und in bester Lage unter Vertrag nehmen konnte. Auch möchte ich die Ausgewogenheit des Reiseprogramms, der Interessengebiete und der Informationsvermittlung hervorheben. Geschichte, Architektur, Kultur und Natur waren immer vertreten. Professionelle Reiseleiter ergänzten oder vertieften die Informationen, die uns Oswald Zerwes gegeben hatte, so dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer bestens informiert waren.
Oswald Zerwes, der Reiseleiter und Organisator. ...
Oswald Zerwes, der Reiseleiter und Organisator. Foto. Johannes Kravatzky
Am siebten Tag erreichte unsere Reise ihren Wendepunkt im Donaudelta. Vergangenheit und Neuzeit waren gut miteinander verzahnt. Krieg und Frieden wechselten sich von den Römern bis zur Revolution von 1989 ständig ab. In Sofia erlebten wir die 400-jährige Türkenherrschaft und die aktuellen Demonstrationen gegen die Regierung, in Bukarest die „Curtea Veche“ und den „Palatul Poporului“. Bei Turnu Severin an der Donau sahen wir ein Modell der Traiansbrücke von 105 und den Staudamm „Eisernes Tor 1“ von 1972, die Geschichte des alten und neuen Orșova. Oswald Zerwes hat auch mit dem Mythos „Dracula“ aufgeräumt. Sein sachlich fundierter Beitrag über das Leben und die geschichtliche Bedeutung des blutrünstigen Herrschers war sehr aufschlussreich. In Temeswar fühlten wir uns wieder „im Westen“ angekommen. Nach zwölf Stunden Fahrt erreichten wir gesund und vollzählig Traunreut.

Die Reise hat gezeigt, dass man in einer ehrenamtlichen Funktion viel Leidenschaft, Organisationstalent, gute Beziehungen, verlässliche Partner braucht, um ein solches Unterfangen zu bewältigen. Es ist Oswald Zerwes, dem Vorstand der Kreisgruppe Traunreut, dem Busunternehmen Mitterbichler und allen Reisenden zu verdanken, dass diese Reise so hervorragend gelungen ist.

Johannes Kravatzky, Reisereferent der Kreisgruppe Heilbronn

Schlagwörter: Traunreut, Reisebericht, Heilbronn

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