8. November 2014

Kreisverband Nürnberg: Erste "Siebenbürgisch-sächsische Erlebnisnacht"

Der Kreisverband Nürnberg hatte eingeladen und über 250 Interessierte waren am 17. Oktober ins Haus der Heimat gekommen zur ersten „Siebenbürgisch-sächsischen Erlebnisnacht“. Das gesamte Haus mit seinen zahlreichen Räumen war umgestaltet worden, es wurden Tische und Stühle aufgestellt, um den Gästen Gelegenheit zur Teilnahme an Lesungen, Musikdarbietungen, Theaterstücken, den Präsentationen der Tanzgruppen, politischen und geschichtlichen Diskussionsrunden, an einer modernen Rockenstube, Disco für die Jugend und Tanzmöglichkeiten für die mittlere und ältere Generation zu bieten.
Zu Beginn begrüßte die Kreisverbandsvorsitzende Inge Alzner die zahlreichen Gäste auf das Herzlichste und erklärte anhand des Programm­blattes den Ablauf des Abends.

Pünktlich um 19.00 Uhr startete Rosel Potoradi in der Schlesierstube mit humorvollen Gedichten von Schuster Dutz, Otto Piringer und Karl Gustav Reich. In ihrer heiteren und lockeren Art präsentierte sie diese anhand von Bildern. Die zahlreichen Teilnehmer wurden von ihrem Schwung und der Freude an sächsischen Gedichten mitgerissen.

Parallel dazu las Wolfgang Klein, Kneipenwirt aus Mainz, aus seinen Büchern „Heimatlos“ und „Ein Ursus bitte“ teils lustige, teils nachdenklich stimmende Episoden, Geschichten, die das Leben schrieb. Marius Todor, ein begnadeter Banater Drummer, schlug den Takt dazu. Die Darbietungen wurden im Seminarraum von den gegenständlichen und fotorealistischen Bildern des Künstlers Richard Wagner, Maler aus Hermannstadt/Schwaig, umrahmt.

Die Tanzgruppen des Kreisverbandes präsentierten sich in der Heimatstube der Siebenbürger Sachsen mit Bild- und Videopräsentationen und informierten die interessierten Gäste über ihre vielfältigen Aktivitäten. Den Anfang machte die Kindertanzgruppe Nürnberg unter der Leitung von Annette Folkendt, danach folgten im selben Raum die Alzener Tanzgruppe, Leitung Heidi und Martin Mehburger, die Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen unter der Leitung von Roswitha Bartel und Johann Schuster, die Jugendtanzgruppe Nürnberg, Leitung Stephanie und Kathrin Kepp, die Jugendtanzgruppe Herzogenaurach unter der Leitung von Brigitte Krempels und Karina Ziegler, die Volkstanzgruppe Herzogenaurach, geleitet von Gerhard Berner und Renate Kellener, sowie die Tanzgruppe der HOG Nadesch unter der Leitung von Werner Henning und Dieter Altstädter. An diesem Abend konnte der/die eine oder andere Tänzer/in geworben werden.
Strickanleitungen aus dem Internet: In dieser ...
Strickanleitungen aus dem Internet: In dieser zeitgemäß orientierten Rockenstube nutzen die jungen Frauen geradezu selbstverständlich moderne Kommunikationsmittel. Foto: Inge Alzner
Die Geschichte Siebenbürgens ist vielen unserer Landsleute wohl bekannt. Da sich unter den Gästen auch Freunde der Siebenbürger Sachsen befanden, war die Diskussionsrunde mit Horst Göbbel ein weiterer Anziehungspunkt der Erlebnisnacht. Es wurde diskutiert, debattiert und gefragt. Dabei wurde auch an „70 Jahre Flucht und Vertreibung der Nordsiebenbürger Sachsen“ gedacht. Nach 30 Minuten Programm und einer Pause von 15 Minuten, in der sich die Gäste mit Szegediner- und Kartoffelgulasch, mit Fettbroten und Baumstriezel stärken konnten, ging es in den gleichen Räumen im Programm weiter. Das bekannte Schriftsteller-Ehepaar Dagmar Dusil (Zink) und Dietfried Zink las aus den eigenen Büchern „Blick zurück durchs Küchenfenster“ und „Für einen Fingerhut Freiheit“. Dagmar Dusil gab Kurzerzählungen und Erlebnisse verschiedener Auslandsreisen, die sie intensiv an Siebenbürgen erinnert haben, zum Besten und Dietfried Zink las das Kapitel „Der geheimnisvolle Mord“.

Der Seminarraum hatte sich nach der Pause wieder gefüllt, denn im Programm stand: Jugendtanzgruppe Nürnberg, Sketche sächsisch-englisch, „Se së froindert?“ und „Medche, wällt te’n Kanter niën?“. Mit viel Schwung, Freude und Selbstsicherheit präsentierte die Kanada- und USA-erfahrene Jugendtanzgruppe die beiden Sketche, dabei flossen Tränen, aber natürlich nur vor Lachen.

Neben den bereits genannten Programmpunkten sollte in dieser Nacht auch die Politik nicht zu kurz kommen. Hans-Werner Henning, Siebenbürger Sachse und Stadtrat der CSU Nürnberg, stellte sich den Fragen der Gäste, berichtete über seine Arbeit und diskutierte über aktuelle und allgemeine politische Themen. Das Interesse unserer Landsleute bescherte auch ihm zahlreiche Gäste. Nach dem zweiten Ablauf folgte erneut eine Pause, die zur Stärkung an der Bar diente, an der die Jugendtanzgruppe Herzogenaurach leckere Cocktails ausschenkte. Anhand des ausgehängten und ausgeteilten Programmablaufs konnte jeder Besucher seine Entscheidung für die folgende halbe Stunde treffen. An einem so abwechslungsreichen Abend durfte die Musik nicht fehlen. Unser Landsmann Manfred Ungar sang deutsche und sächsische Lieder mit Gitarrenbegleitung von seiner neuen CD „Transsilvanien“ und wurde von Siggi Roth rhythmisch unterstützt. Beide Musiker begeisterten das Publikum und hatten viel Freude bei ihrer Vorstellung.

Der Humor kam an diesem Abend nicht zu kurz, denn im Seminarraum gab die Siebenbürgische Ritterin wider den tierischen Ernst als „Muse um und von der Steinburg“ alias Doris Hutter Humorvolles zum Besten. Je später der Abend, desto ausgelassener wurde die Stimmung und so folgten viele Sänger Angelika Meltzer in den Seminarraum und sangen zur Gitarre bekannte Lieder. Auch an die Jugendlichen wurde gedacht, sie trafen sich in der Heimatstube und Coco Faff begleitete die jungen Sänger mit ihrer Gitarre. Die Lieder dieser beiden Gruppen hatten unterschiedliche Titel, doch freilich war die Freude am Singen überall gleich groß.

Da die Vorstellungen zum Teil parallel liefen, wurden in zwei weiteren Zeitfenstern die einzelnen Programmpunkte wiederholt. Dadurch hatte jeder die Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen. Bevor Hansi Müller zum Tanz spielte, zeigten uns die Mitglieder der Tanzgruppe Alzen den Ablauf einer „Rockenstube“, doch es war keine uns bekannte „Rockenstube“, vielmehr eine „Moderne Rockenstube“, in der über die aktuellen Handys, Tablets und Navis diskutiert wurde; und die Strickanleitungen konnten sich die jungen Frauen aus dem Internet „downloaden“. Mit ihrem modernen Ballett motivierten die Alzener Tänzer die Zuschauer und so wurden schnell die Stühle weggeräumt und der Tanz war eröffnet. In der Zwischenzeit wurde auch der Keller „umgebaut“ und DJ Ralf legte „fetzige Musik“ für die Jugend auf.

Nach mehr als acht Stunden wussten nun die Besucher, was sich hinter der Einladung zur „Siebenbürgisch-sächsischen-Erlebnisnacht“ verborgen hatte. Das Experiment war gewagt, es gelang in allen Punkten. Präsent war über die Generationen hinweg ein aktives, kommunikationsfreudiges Publikum. An dieser Stelle möchte ich DANKE sagen, danke all denen, die als Künstler, Referenten und Musiker, als Helfer, Köche und Barmänner zum Gelingen der ersten Erlebnisnacht beigetragen haben. Mein besonderer Dank geht an Annemarie Wagner und ihr Team, die ca. 300 Portionen Gulasch gekocht haben. Die Erlebnisnacht wurde so zum lebensfrohen und gemein­schaftsfördernden Ereignis, das die nächste Folge schon fest im Blick hat.

Inge Alzner

Schlagwörter: Nürnberg

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