4. November 2016

Siebenbürger Sachsen organisierten Tag der Heimat in Grafing

„Identität schützen – Menschenrechte achten“ lautete das diesjährige Motto des Tages der Heimat des Bundes der Vertriebenen, der diesmal von der Kreisgruppe Ebersberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ausgerichtet wurde. Mit dem Grußwort der Grafinger 1. Bürgermeisterin Angelika Obermayr begann der offizielle Teil der bis auf den letzten Platz besetzten Veranstaltung in der Stadthalle Grafing.
Angelika Obermayr konnte ihre Rührung beim Anblick der hübschen siebenbürgisch-sächsischen Trachten, die selbstsicher und schwungvoll von den Jugendlichen der Augsburger Tanzgruppe unter der Leitung von Rosemarie Schwarz getragen und bewegt wurden, kaum verbergen. Jahrzehnte lang schlummerte das Wissen um ihre transsilvanische Herkunft in ihrem Innern; ihr Vater war 1944 aus dem Karpatenbogen geflüchtet und hatte fast nie über seine Vergangenheit gesprochen. „Ich habe leider versäumt, das Tabuthema zu brechen“, merkte sie bedauernd an.

Bei den Kommunalwahlen 2014 war Angelika Obermayr als Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen überraschend mit 60% der abgegebenen Stimmen in der Stichwahl zur Grafinger Rathauschefin gewählt worden. Seitdem hat sich der Ton der politischen Debatten in Grafing zum Positiven verändert, der Umgangsstil ist konzilianter, milder geworden. Gleich nach ihrem Amtsantritt ließ sie sich von der Kreisgruppe Ebersberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen „vereinnahmen“ und ist nicht nur ein gern gesehener Gast, sondern auch eine unverzichtbare Unterstützerin vieler Veranstaltungen der Kreisgruppe geworden. Davon konnte sich Brigitte Knall-Tohanean als Vorsitzende der Kreisgruppe überzeugen, nachdem sie die Bürgermeisterin um ein Grußwort beim „Tag der Heimat“ am 28. September 2016 gebeten hatte. Vor dem vollbesetzten Saal, in dem Stimmen in allen osteuropäischen Mundarten zu hören waren, bekannte Angelika Obermayr, dass sie durch tiefgreifende Kontakte mit Siebenbürgern und Heimatvertriebenen ihre Wurzeln wieder ausgegraben habe und es ihr seitdem gesundheitlich besser gehe als zuvor.

Angelika Obermayr, erste Bürgermeisterin der ...
Angelika Obermayr, erste Bürgermeisterin der Stadt Grafing.
Auch Landrat Robert Niedergesäß erinnerte sich in seiner Ansprache an seine schlesischen Vorfahren und warb dafür, das Schicksal der Vertriebenen auch und vor allem im Bewusstsein der Jugendlichen wach zu halten.

In diesem Kontext sprach Christian Knauer, der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern des Bundes der Vertriebenen, die Kinder und Jugendlichen direkt an: „Stellt euch vor, ihr müsstet morgen früh fort von daheim, ein unbekanntes Ziel vor Augen …“ Fast unvorstellbar, in vielen Gebieten auf dem Globus jedoch traurige Realität. Knauer schlug einen Bogen zur weltweiten, auch der gegenwärtigen europäischen Flüchtlingssituation: Wer die heutigen Umstände mit den Vertreibungen der Jahre nach 1945 gleichsetze, „handle, gefährlich oberflächlich“. Auf die gegenwärtige Lage der Asylbewerber eingehend, forderte er dazu auf, den Flüchtlingen mit Empathie zu begegnen, denn gerade die Mitglieder des BdV könnten sich besonders gut in die Lage der Hilfesuchenden versetzen: „Wer, wenn nicht wir?“

Antje Krauss-Berberich

Schlagwörter: Ebersberg, Tag der Heimat

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