7. Dezember 2021

Reise der Siebenbürgischen Volkstanzgruppe Herzogenaurach ins Baltikum

Die Siebenbürgische Volkstanzgruppe Herzogenaurach plante im Jubiläumsjahr 2020 (zu ihrem 20-jährigen Bestehen) zur Europeade nach Kleipèda zu fahren. Coronabedingt wurde die Veranstaltung aber abgesagt. Mit dem dritten Anlauf konnte die Reise dann im September dieses Jahres durchgeführt werden. Es ging los am frühen Morgen des 7. September von Nürnberg über Frankfurt nach Riga. Dort wurden wir von unserer sehr kompetenten und netten Reiseleiterin Ilona und einem Bus in Empfang genommen, die uns in den folgenden acht Tagen Lettland und ihre Heimat Litauen wunderbar nahebrachte. Zu dem Besuch der vielen Sehenswürdigkeiten erfuhren wir vieles über die wechselvolle Geschichte dieser Länder. Bei längeren Fahrten lernten wir auch Erzählungen, Sagen und Legenden zum Baltikum kennen, und jeden Morgen erfuhren wir eine Lebensweisheit für den Tag.
Die Siebenbürgische Volkstanzgruppe ...
Die Siebenbürgische Volkstanzgruppe Herzogenaurach vor dem Schloss Rundale (Ruhenthal). Foto: Gerhard Berner
Riga, die größte Stadt im Baltikum und Hauptstadt von Lettland, wurde 1201 durch den Bremer Domherren Albert von Buxhoeveden und ersten Bischof von Livland gegründet. Er wollte die Heiden christianisieren. Durch den Schwertbrüderorden (später Deutscher Orden), der auf seine Initiative zur Missionierung Livlands gegründet wurde, begann die Unterwerfung der baltischen Heiden. Das Baltikum galt als letztes heidnisches Gebiet. Riga liegt an der Mündung des Flusses Düna (lettisch Daugava, das bedeutet viel Wasser) in die Ostsee. Mit der herrlich restaurierten Altstadt, geprägt durch die hohe Zeit der Hanse, zählt Riga zum UNESCO-Weltkulturerbe. Riga, das auch „Paris des Ostens“ genannt wird, hat neben der prächtigen mittelalterlichen Architektur auch eine Neustadt. Sie liegt östlich der Düna und ist ein auf den früheren Stadtbefestigungen entstandenes Stadtviertel. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die alten Stadtbefestigungen abgetragen und es entstand ein Park mit einem Wasserlauf, an den sich die Neustadt anschloss. Hier entstand eine Vielzahl prächtiger Jugendstilbauten. Diese Ansammlung von ca. 800 Jugendstilbauten ist in dieser Dichte weltweit einmalig. Nach der Unabhängigkeit Lettlands Anfang der 1990er Jahre wurden viele dieser Gebäudefassaden restauriert. Botschaften vieler Länder, große Firmen, Schulen und Verwaltungsgebäude haben sich hier angesiedelt. In einem der Jugendstilhäuser befindet sich ein Museum, in dem man einen Ausflug in die Vergangenheit dieser Bauten machen kann.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Dom zu Riga, eine Kathedralkirche der evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands und die größte baltische Kirche. Sie wurde auf Veranlassung von Albert von Buxhoeveden erbaut. Das Schwarzhäupterhaus und das Rathaus auf dem Rathausplatz zählen auch zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Das Schwarzhäupterhaus stammt aus dem 14. Jahrhundert als „Haus der großen Gilde“ und diente den Kaufleuten und der Bürgerschaft für Zusammenkünfte. Im Zweiten Weltkrieg wurde es weitgehend zerstört und in den 1990er Jahren in Vorbereitung auf die 800-Jahrfeier originalgetreu aufgebaut. Die große Gilde, die zumeist deutschen Großkaufleuten, die Seehandel betrieben, vorbehalten war, und die kleine Gilde für deutsche Handwerkszünfte prägen auch das Bild der Altstadt. Als ein reicher lettischer Kaufmann nicht in die große Gilde aufgenommen wurde, ließ er gegenüber der kleinen Gilde ein Haus errichten, auf dessen Dach er zwei ausdrucksvolle Katzenfiguren aufstellen ließ, deren Schwänze gegen das Gebäude der Großen Gilde gerichtet waren. Nach der Aufnahme in die Gilde ließ er seine zwei Katzen wieder umdrehen. Das Freiheitsdenkmal ist ein ca. 43 m hohes Kunstwerk. Die drei Sterne in den Händen der Freiheitsstatue stehen symbolisch für die drei kulturhistorischen Regionen Lettlands, Kurland, Semgallen und Livland und sollen den Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit symbolisieren. Seit der Unabhängigkeit Lettlands ist an dem Denkmal eine Ehrenwache postiert. In der direkten Umgebung des Rathausplatzes befindet sich die Petrikirche, eines der ältesten, bedeutendsten und wertvollsten Gebäude des Baltikums. Von dem Turm hat man einen wunderbaren Blick auf die Altstadt, das moderne Riga, die Meeresbucht und die Düna mit dem Hafen. An der einen Seite der Kirche befindet sich der Konventhof, ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex, der einst eine deutsche Wohltätigkeitsstiftung war. Zwischen der Petrikirche und dem Konvent ist auf einem steinernen Podest die aus Bronze gefertigte Skulptur der Bremer Stadtmusikanten zu finden. Sie ist ein Geschenk der Partnerstadt Bremen. Anders als beim Bremer Denkmal schauen die Tiere durch einen Spalt in einer Mauer hindurch. Diese Lücke soll den sich überraschend geöffneten „Eisernen Vorhang“ darstellen.

Zu erwähnen ist auch die Lettische Nationalbibliothek, die sich am linken Düna-Ufer befindet und zu den imposantesten Kulturbauten des Landes gehört. Sie ist auch unter dem Namen „Schloss des Lichts“ bekannt. Die Nationaloper, ursprünglich als „Deutsches Theater“ konzipiert, entstand im Stil des Neoklassizismus zwischen den Jahren 1860 und 1863. 1882 brannte das Gebäude nieder, wurde aber von 1885 bis 1887 wiederaufgebaut. Seit 1919 befindet sich in diesem Bauwerk die Lettische Nationaloper. Den ältesten Wohnhauskomplex in Riga bilden die „Drei Brüder“, drei eng zusammenstehende Häuser aus dem15. Jahrhundert, und vertreten verschiedene Entwicklungsphasen mittelalterlicher Wohnhäuser. Sie wurden auf kleinstem Grund als Wohn-, Gewerbe- und Handelshäuser errichtet, im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den 1950er Jahren restauriert. Heute befinden sich in dem Ensemble das Lettische Architekturmuseum und die Büros der Denkmalschutzbehörde. Das Schwedentor ist die älteste noch erhaltene mittelalterliche Toranlage Rigas. Es wurde 1698 während der schwedischen Herrschaft in die Stadtmauer gebrochen, nachdem diese aufgrund neuer Befestigungsanlagen ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatte. Rechts vom Tordurchgang verbirgt sich der Jürgensturm, ein mittelalterlicher Wachturm, in dem einst der Henker Rigas wohnte. Sehenswert ist auch der Zentralmarkt in Riga, der größte Lebensmittelmarkt Lettlands. Er wurde in den 1920er Jahren aus Flugzeughallen gebaut. Es entstanden fünf Markthallen, deren Nutzung seit 1995 in Fleisch-, Gemüse-, Fisch-, Milch- und Gastronomiehalle aufgeteilt ist. Bei seiner Eröffnung 1930 galt er als der größte und modernste Markt Europas.

In der Nähe der Stadt Bauska, ca. 80 km von Riga entfernt, besichtigten wir Schloss Rundale (Ruhenthal), das oft als das Versailles des Baltikums bezeichnet wird. Es ist ein Schmuckstück des Barock und Rokoko. Das Schloss wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Auftrag der russischen Zarin Anna Iwanowna errichtet. Es sollte dem kurländischen Herzog Ernst Johann Biron als Sommerresidenz dienen. Heute ist es ein Schlossmuseum und Forschungsstelle für die ältere Kunstgeschichte Lettlands. Es zeigt Exponate der Kunst Europas und des Ostens aus der Zeit von vier Jahrhunderten. Ausgestellt sind Möbel, Porzellan, Silber, Gemälde und Hinterlassenschaften der kurländischen Herzöge. Die Sonderausstellung „Haus Biron im Ausland“ beschäftigt sich speziell mit der Familie des ersten Schlossherrn. Nach den umfangreichen Restaurierungen kann nun auch der eindrucksvolle Goldene und der Weiße Saal in ihrem ursprünglichen Prunk besichtigt werden.

Jurmala (übersetzt: Ufer am Meer) ist ein Badeort an der Ostsee. Den Ort bilden mehrere Fischerdörfer, die zu einer Stadt zusammengeschlossen wurden. Der Ort ist bekannt für seine hölzernen Jugendstilvillen am Meer, Sanatorien aus Sowjetzeiten und den langen Sandstrand.
Die Siebenbürgische Volkstanzgruppe ...
Die Siebenbürgische Volkstanzgruppe Herzogenaurach und deren Freunde am „Berg der Kreuze“ nahe Šiauliai in Litauen. Foto: Georg Hutter
Am vierten Tag ging es weiter nach Litauen. Der erste Halt war nahe Šiauliai (deutsch: Schaulen) am Berg der Kreuze, einem bekannten Wallfahrtsort in Litauen, der auch die traurige Geschichte der Litauer verkörpert. 1863, nach der blutigen Niederschlagung der Aufstände gegen das zaristische Regime, sollen die Menschen begonnen haben, Kreuze aufzustellen. Eine schmale Treppe aus Holzbohlen führt über einen sattelförmigen Doppelhügel, auf dem Pilger unzählige Kreuze in verschiedenen Größen aufgestellt haben, häufig verbunden mit einem Wunsch oder Dank. Einst wurden sie zur Rettung der Seelen aufgestellt, heute als Dank und Bittopfer. Auch die Siebenbürgische Tanzgruppe Herzogenaurach hatte ein Kreuz mit siebenbürgischem Wappen und rot-blauem Band mitgenommen und dieses auf dem Hügel aufgestellt. Dazu wurde das Lied „Af deser Ierd“ gesungen.
Kreuz mit siebenbürgischem Wappen am „Berg der ...
Kreuz mit siebenbürgischem Wappen am „Berg der Kreuze“. Foto: Georg Hutter
Der nächste Halt war in Palanga, einem großen Kur- und Badeort Litauens an der Ostsee, wo wir einen Spaziergang an der langen Strandpromenade und der Seebrücke, die sich fast 500 m weit ins Meer erstreckt, machten. Danach ging es weiter nach Kleipèda. Die Hafenstadt Kleipèda (übersetzt: Fußabdruck im Sumpf), ehemals Memel genannt, ist die drittgrößte Stadt Litauens nach Vilnius und Kaunas und liegt an der Mündung der Danè in das Kurische Haff. Die vielfältige Vergangenheit, angefangen mit der Zeit des Deutschordensstaates über Preußen, gefolgt vom Deutschen Reich, dem Memelland, Litauen und Sowjetunion, war und ist heute noch prägendes Merkmal dieses wichtigsten Ostseehafens. In der Altstadt gibt es Fachwerkhäuser im deutschen Stil aus dem 18. Jahrhundert. Im historischen Stadtkern befindet sich der Theaterplatz mit dem neoklassizistischen Theater. Davor steht der Simon-Dach-Brunnen mit der Figur des „Ännchen von Tharau“, die an das gleichnamige Lied des deutschen Dichters Simon Dach erinnert. Diese Gelegenheit ließ sich die Gruppe nicht nehmen und wir stimmten unter der Leitung von Georg Hutter dieses Liebeslied vor dem Brunnen an.
Die Siebenbürgische Volkstanzgruppe ...
Die Siebenbürgische Volkstanzgruppe Herzogenaurach und deren Freunde singen am Denkmal von Simon Dach in Klaipèda „Ännchen von Tharau“. Foto: Georg Hutter
Weiter ging es zur Kurischen Nehrung, eine 98 km lange Halbinsel vor der litauischen Küste. Dieses Naturparadies trennt das Kurische Haff von der Ostsee. Am Parkplatz einer beeindruckenden Dünenlandschaft starteten wir unseren Spaziergang in der Parnidis Düne (Hohe Düne). Von dort hat man einen wunderbaren Ausblick auf das Haff. Bei dem späteren Bootsausflug konnten wir die hohe Dünenlandschaft auch von dem Haff aus bestaunen. Im größten Ort Nida (deutsch: Nidden) besuchten wir das Sommerhaus von Thomas Mann, den ethnographischen Friedhof mit Grabdenkmälern und den typischen Kurenkreuzen und bewunderten die bunt bemalten Holzhäuser der ehemaligen Künstlerkolonie. Auf dem Hexenberg in Juodkrantè konnten wir viele Holzskulpturen aus der litauischen Märchen- und Sagenwelt betrachten.

Die Reise führte nun nach Kaunas. Die zweitgrößte Stadt Litauens liegt am Zusammenfluss von Memel und Neris. Sie wurde 1361 als Burg gegründet und war ein begehrtes Ziel der Kreuzritter des Deutschen Ordens, die ihre Gebiete in Ostpreußen mit Livland verbinden wollten. Von 1920 bis 1940 war Kaunas provisorische Hauptstadt Litauens und in dieser Zeit fand auch der Ausbau zur Großstadt statt. In der historischen Altstadt sind viele wichtige Bauten wie der Präsidentenpalast und das spätgotische Perkunas-Haus zu finden. Bei unserem Spaziergang sahen wir auch das weiße Rathaus mit seinem 53 m hohen Turm und der Barockfassade, das wegen seiner Form als weißer Schwan bezeichnet wird, die Jesuitenkirche mit dem Jesuiten Gymnasium und das Pazaislis Kloster. Am Nachmittag besuchten wir die Stadt Trakai, die von vier Seen umgeben ist, die miteinander verbunden sind. Von der Stadt aus hat man einen malerischen Anblick auf die Wasserburg, die auf einer Insel im Galve-See liegt und über eine Brücke erreichbar ist. Eine erste Burg wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut und war Hauptresidenz der Großfürsten bis Ende des 15. Jahrhunderts. Auf dieser strategisch wichtigen Wasserburg residierte auch Fürst Gediminas, der Gründer der Hauptstadt Vilnius. Großfürst Vytautas regierte hier bis 1430 und machte die Burg zum politischen Zentrum Litauens. Er holte Tataren und Karäer, eine tatarisch-jüdische Minderheit, von der Krim und siedelte sie als Leibwache im Ort an. Auch heute noch leben Karäer in dem Ort und pflegen ihre Tradition. Sie haben dort ihre Kenesa (ein gelb verputztes Gotteshaus) oder auch die typischen Häuser mit dreifenstrigen Fassaden zur Straße. Der Legende nach widmeten die Karäer beim Hausbau ein Fenster Gott, das zweite dem Herrscher Vytautas und das dritte dem Hausherrn. Die karäische Küche ist bekannt durch die Kybyn, Fleischpasteten mit Lamm- oder Rindfleischfüllungen.

Die letzte Station unserer Baltikumreise war Vilnius (deutsch: Wilna), die Hauptstadt Litauens. Sie liegt in einer sanften Hügellandschaft, von einem waldreichen Gebiet umgeben, an der Mündung der Vilnia, die ihr den Namen verlieh, in die Neris. Sie ist die bevölkerungsreichste Stadt des Landes und flächenmäßig die größte Stadt des Baltikums. Die Hauptstadt Vilnius wurde 1323 von dem litauischen Großfürsten Gediminas gegründet, dem wir schon auf der Burg Trakai begegnet waren. 2009 wurde Vilnius zusammen mit Linz Europäische Kulturhauptstadt. Vilnius hat 64 Kirchen und davon dominieren die katholischen. Aber es gibt auch orthodoxe, evangelische und unierte Kirchen. Vilnius bietet viele sehenswerte Ziele. Allen voran ist es die Altstadt, die die Besucher mit ihrer beeindruckenden Architektur begeistert. Die Ruine der legendären Burg von Gediminas gilt noch heute als das Wahrzeichen der Stadt. Die Burg wurde im 14. und 15. Jahrhundert errichtet. Die Ruine befindet sich auf dem gleichnamigen Hügel, zu deren Füßen die Kathedrale Sankt Stanislaus liegt. Sie wurde im Stil des Klassizismus errichtet und wird von dem Glockenturm geprägt, der sich etwas abseits befindet. Bei unserem Rundgang besuchen wir die barocke Peter-und-Paul-Kirche mit ihren über 2000 Stuckarbeiten, die die Kirche von innen ganz in Weiß verzieren. Den Barockeinschlag sieht man auch an Häusern der Altstadt.

Ein weiteres bekanntes Ziel ist die Annenkirche, die im Stil der Flammengotik errichtet wurde. Die Kombination aus geraden und geschwungenen Linien ist besonders an der Hauptfassade zu finden. Ein wichtiges Kultur- und Architekturdenkmal der Stadt ist das Tor der Morgenröte, das einzige erhaltene von neun Toren der ehemaligen Stadtmauer. Im oberen Bereich des Tores befindet sich eine Torkapelle mit einer Ikone der Muttergottes. Das Tor ist gleichzeitig ein bedeutender Wallfahrtsort für Katholiken, orthodoxe und unierte Christen. Der Rathausplatz ist ein großer dreieckiger Platz aus dem Marktplatz entstanden. Im 14. Jahrhundert wurde Vilnius das „Magdeburger Recht" erteilt und es entstand das hübsche Rathaus, mit dem Heiligen Christophorus und einem Jesuskind auf der Schulter im Stadtwappen. Es wandelte sich aber seine Bestimmung von einem Verwaltungsgebäude in ein Stadttheater, eine Oper und in ein Kunstmuseum im 20. Jahrhundert. Mit der international bekannten Universität, gegründet im Jahr 1579, ist Vilnius auch eine der ältesten Universitätsstädte in Europa. Die Gebäude der alten Universität befinden sich im Herzen der Altstadt. Von vier Straßen begrenzt, widerspiegelt die Architektur der Universitätsgebäude den Stil der Gotik, Renaissance, des Barock und des Klassizismus. Das architektonische Ensemble besteht aus 13 Gebäuden mit schönen Innenhöfen, der Kirche St. John und einem Glockenturm.

Ein weiteres Ziel unseres Rundgangs war das Judenviertel. Im Laufe der Geschichte bot Vilnius zahlreichen verfolgten Juden Schutz. Auf diesem Weg erhielt die Stadt den Beinamen „Jerusalem des Nordens“ und entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum der jüdischen Kultur. Während des Holocaust verlor Vilnius fast alle Bewohner des jüdischen Glaubens. Heute sind die Überreste dieser Vergangenheit an den Fassaden und Innenhöfen der Gebäude sichtbar. Die Straßen- und Geschäftsnamen geben Aufschluss über die Vergangenheit dieses Stadtteils. Einen Besuch wert ist auch das Künstlerviertel Uupis (übersetzt: abseits des Flusses). Es ist ein Stadtteil von Vilnius, der sich seit Anfang der 1990er Jahre als Künstlerviertel etabliert hat und ein begehrtes Wohnquartier für Künstler geworden ist. Hier gibt es zahlreiche Kunstgalerien, Workshops und Cafés. Einige Bewohner riefen als Kunstaktion die unabhängige Republik Uupis aus, die über eine Verfassung, eine Flagge und einen Präsidenten verfügt. Das Parlamentsgebäude ist das Café Uupio Kavine. An einer langen Wand ist auf Bronzetafeln die Verfassung in mehr als 20 Sprachen niedergelegt, darunter auch deutsch.

Natürlich haben wir auch die baltischen Spezialitäten probiert. In Lettland sind die Suppen sehr populär, besonders die kalte Rote-Beete-Suppe. Weitere Spezialitäten sind die gekochten schwarzen Erbsen, die zum Bier serviert werden, sowie die eingelegten Neunaugen (aalförmiger Fisch). Riga Black Balsam ist das lettische Nationalgetränk, ein wohltuender Kräuterbitter aus Kräutern, Beeren und Alkohol. Er wurde ursprünglich von einem Apotheker als Medizin entwickelt. In Litauen werden gerne Kartoffeln gegessen. Eine Spezialität sind die Cepelinais, mit Hackfleisch gefüllte Kartoffeltaschen in Zeppelinform. Eine weitere Köstlichkeit ist die kalte Suppe aus roten Beeten, Zwiebel, Gurken und Kefir. Das Nationalgetränk ist Bier und 999 (3x9, ein Kräuterschnaps).

Mit einem gemeinsamen Essen am letzten Abend beendeten wir eine sehr eindrucksvolle und lehrreiche Reise und ließen den Abend mit ein paar Liedern und Tänzen ausklingen. Wir bedanken uns bei Ilona, die mit ihrem Wissen und Charme uns bestens durch das Baltikum geführt hat. Ebenso danken wir Georg Hutter für die Organisation der Reise.

Brigitte Berner

Schlagwörter: Nürnberg, Kreisverband, Volkstanzgruppe, Herzogenaurach, Reise, Baltikum, Lettland, Litauen, Kultur

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