4. März 2023

Urzeln in Franken sind gefragte Gruppe für Umzüge/Zweiter Platz im Nürnberger Fastnachtszug sicher

Nur die Schembartgesellschaft, ein alter Nürnberger Traditionsverein, läuft im „ältesten Fastnachtszug der Welt“ in Nürnberg vor den Urzeln. Sie tragen Hellebarden und „schöne Bärte“ und führen während des Umzugs ihre traditionellen Tänze vor, während die grausigen Urzeln ihre Peitschen schwingen und ihre Schellen klingen lassen, so dass man sie von weither hört. Zahm werden die Urzeln nur, wenn Yvonne Langer, die Reifenschwingerin, zu den Akkordeonklängen von Alfred Untch ein mit Rotwein gefülltes Glas durch die Luft wirbelt: Dann knien die Urzeln nieder, so dass die Zuschauer sehen und staunen können.
Urzeln mit Schembartläufern beim „ältesten ...
Urzeln mit Schembartläufern beim „ältesten Fastnachtszug der Welt“ in Nürnberg. Foto: Annemarie Wolff
Ohrenbetäubende Knaller beeindruckten auch am 19. Februar die mehr als 50000 Zuschauer und Zuschauerinnen, die trotz angesagter gelegentlicher Regenschauer am Straßenrand standen. Fröhlich spielten die Urzeln mit dem Publikum, liebevoll wurden die Kleinsten beim Erschrecken mit Handschlag oder Winken getröstet. Herrlich, dass die Umzüge wieder stattfinden konnten!

Im Haus der Heimat (HdH), wo sich die Urzeln trafen, freute man sich sehr über den Nachwuchs, von denen einige den langen Weg durch die Nürnberger Altstadt nur im mitgeführten Handwagen durchhalten konnten. Das Knallen im U-Bahn-Schacht machte ihnen nichts aus. Mitgeführt wurden wieder Krapfen der Bäckerei Ludwig, um sie traditionsgemäß an Zuschauer zu verschenken. Bei der gemeinsamen Fahrt mit der U-Bahn zum Aufstellplatz gab es zum ersten Mal Protest seitens der Mitfahrer/innen: Eine aufgebrachte Dame schimpfte lauthals, weil ihr kleiner Hund, den sie an sich drückte, Angst vor unseren lauten Schellen hatte.

Nach dem Umzug kehrten die Urzeln ins HdH zurück, um das Urzelkraut zu genießen, das einige Helfer am Vortag gekocht hatten. Für diese Helfer wurde freilich vor dem Haus noch kräftig geknallt, ebenso für die Ehrengäste, darunter Werner Henning, der neue Vorstandsvorsitzende des HdH. Nach dem Essen wurden einigen langjährigen Helferinnen mit dem Urzelbuch der HOG Agnetheln gedankt und das neu getraute Urzelpaar mit ein paar Versen willkommen geheißen: Chris Kießig aus Sachsen hat unsere Urzeldame Evelyn Roth geheiratet und konnte (oder musste?) vorher schon knallen. Aber nicht nur er wurde getauft, sondern auch die drei Kleinsten im Verein, die tapfer im Umzug mitgemacht hatten, die an der Hand einer Vertrauensperson zur Urzeltaufe antraten und den Urzelspruch in ihrer jeweiligen Kindersprache buchstabierten, weil noch so sehr klein: Elvis (5) und Cassandra (3) Roth aus Nürnberg sowie Lukas Pelger (knapp 3) aus Roßtal.

Die Wochen davor hatten die Urzeln mehrere Ortschaften unsicher gemacht: neben Hersbruck und Hilpoltstein auch Wolframs-Eschenbach und Thalmässing. Nun werden sie immer öfter angesprochen und zu weiteren Umzügen eingeladen wie z.B. zum 40. Jubiläum der Abenberger Hexen am 13. Januar 2024. Für die Organisation solcher Umzüge haben sich dankenswerter Weise neben Maja Gerstacker-Roth auch Evelyn Kießig und Uwe Kamilli bereiterklärt, alle drei begeisterte Bewahrer der Urzeltradition. Hirräi!!! Ich danke ganz besonders ihnen, aber freilich auch allen anderen Urzeln, die unseren alten Brauch aktiv pflegen.

Doris Hutter

Schlagwörter: Urzeln, Nürnberg, Brauchtumspflege

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