3. April 2006

Treffpunkt Langwasser brisant

Haben Sie schon mal die Satire "Schlangen" von Wolfgang Klein, dem Sohn unseres kürzlich verstorbenen Faktotum Hans Klein (sie Nachruf in dieser Zeitung) gelesen? Oder "Ein Tag am Schwarzen Meer"? Die Teilnehmer des Treffpunkts Langwasser der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen hatten am 20. März im Haus der Heimat Nürnberg die Gelegenheit, eine wahre Premiere zu erleben: Horst Göbbel las Wolfgang Kleins "Schlangen" vor, und kaum jemand im Raum blieb trockenen Auges sitzen.
Das Mindeste, was wir uns wünschen können, ist, dass dieser Autor mehr Publizität in unserer Gemeinschaft erfährt. Einer seiner Leser, Dr. Thomas Ziegler aus Österreich, schrieb am 16. März 2005 über eines seiner erquicklichen Bücher: "In vielem erkennt man sich wieder, die verrückten Mußestunden im alten Siebenbürgen tauchen vor einem ebenso wieder auf wie das mühevolle Hineinwachsen in diese westliche Welt mit all ihren Eigentümlichkeiten." Wie wahr. Aber das war an diesem Abend nur der Anfang.

Es gelingt nämlich nicht oft "Verbündete" im Medienbereich zu finden, die sozusagen den Punkt auf das berühmte i setzen. Eine Woche lang im Dezember 2005 brachte das Studio Franken im Bayerischen Fernsehen fünf sehr gelungene Beiträge zum Thema Flucht und Vertreibung vor 60 Jahren, davon zwei mit siebenbürgisch-sächsischer Thematik und einen dritten mit siebenbürgisch-sächsischer Beteiligung. Sauber vorbereitet und sehr überzeugend zusammengefasst, präsentierte Steffi Stauss im ersten Beitrag die Thematik Evakuierung der Deutschen aus Nordsiebenbürgen im Herbst 1944 und Rückkehr eines Teiles der ca. 40.000 Menschen im Sommer 1945 nach Siebenbürgen am Beispiel der Familie Göbbel aus Jaad. Das harte Erleben der Deportation 1945 in die Sowjetunion stellte die gleiche Autorin im zweiten Film mit siebenbürgisch-sächsischer Beteiligung personenbezogen und sehr anschaulich am ungewöhnlichen Beispiel unserer südsiebenbürgischen Landsleute von Rosa und Otto Müll dar. Zwei weitere Beiträge beleuchteten das Schicksal von Sudetendeutschen und von Oberschlesiern, der fünfte fasste die Politik der Landsmannschaften zusammen. Hier kamen mit substantiellen differenzierten Aussagen auch Johann Schuller aus Dinkelsbühl als Vertreter des Bundes der Vertriebenen und Dr. Michael Kroner aus Oberasbach als Historiker zu Wort. Diese fünf kurze Filmbeiträge zeigte und bewertete Horst Göbbel den interessierten Teilnehmern, woran sich ein fruchtbares Gespräch zur Frage der Darstellung und Selbstdarstellung unserer Geschichte, unserer Anliegen in unserer Zeit und Gesellschaft anschloss.

Den dreigeteilten Abend beschloss Horst Göbbel mit einem hoch aktuellen Thema: Er zeigte einen der wohl versiertesten Kenner der mehr und mehr unsere Medien bevölkernden ernsthaften Diskussionen zum großen Renner Demographischer Wandel unserer Gesellschaft, den Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und zugleich deren Feuilletonchef, Autor mindestens zweier Bestseller zu diesem brisanten Thema, Frank Schirrmacher in einem Gespräch mit Reinhold Beckmann. Nach dem Buch "Das Methusalem Komplott", das u.a. die Vergreisung unserer Gesellschaft und deren immense Folgen aufzeigte, erschien vor kurzem von ihm der Band "Minimum", der z.B. das Thema Zukunft der Familie in seinen vielfältigen Facetten und ganz besonders die neue Rolle der Frau als Symbol für Liebe, Altruismus (= Selbstlosigkeit, Hingabe, Aufopferung ohne Gegenleistung zu erwarten) bzw. Geborgenheit dokumentiert. Die gesamte Thematik bot den Teilnehmern vielfältige Möglichkeiten der tiefschürfenden, lebendigen Diskussion. Auf ein neues gemeinsames Erlebnis beim Treffpunkt Langwasser im Mai.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Lesungen

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