12. Dezember 2006

"Der Dani Misch wid härresch" in Drabenderhöhe

Ein voller Erfolg vor ausverkauftem Haus, was kann sich ein Veranstalter mehr wünschen. In diesem Fall war der Veranstalter der Honterus-Chor, der zu seinem jährlichen Katharinenball am 25. November mit dem lustigen Mundartstück „Der Dani Misch wid härresch“ von Otto Reich ins Hermann-Oberth-Haus in Drabenderhöhe eingeladen hatte.
Enni Janesch hat dieses Lustspiel für die Theatergruppe des Honterus-Chores bearbeitet und einstudiert. Die Handlung spielt in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, als man auf den sächsischen Dörfern begann, sich „auszukleiden“, d.h. die sächsische Tracht im Alltag abzulegen und dafür „Städterkleider“ zu tragen.

Zur Vorstellung der Schauspieler hatte sich die Theatergruppe eine Neuerung ausgedacht. Die Darsteller wurden nicht wie sonst üblich von dem Vorsitzenden des Chores, Günther Schuller (Rolle in dem Stück, Name und Geburtsort) vorgestellt, sondern von der Leiterin nur mit Namen und Rolle präsentiert, wonach jeder einen Satz aus ihrer Rolle in seinem jeweiligen Ortdialekt sprach. Eine kleine Hörprobe für die Vielfalt der in Drabenderhöhe gesprochenen siebenbürgisch-sächsischen Mundart.

Der Honterus-Chor in Drabenderhöhe begeisterte mit dem siebenbürgisch-sächsischen Theaterstück „Der Dani Misch wid härresch“ von Otto Reich. Foto: Christian Melzer
Der Honterus-Chor in Drabenderhöhe begeisterte mit dem siebenbürgisch-sächsischen Theaterstück „Der Dani Misch wid härresch“ von Otto Reich. Foto: Christian Melzer

Und so stellte sich Gerda Gusbeth als Fichen Geddert mit dem immer wieder in ihrer Rolle vorkommenden Satz „Mischi, me Kängd (ihr Ehemann) schwech ställ, loss mech rieden!“ vor. Raten Sie, wer in dieser Familie die „Hosen“ anhatte?

Reinhard Wellmann spielte als Dani Misch Geddert ihren Ehemann. Er weiß nicht, wie er seine Frau zur Vernunft bringen kann und holt Rat bei seinem Freund Dr. Gellner. Im Wartezimmer von Dr. Gellner (Günther Schuller) sitzen Frau Fielk (Susi Hübner) und die Schusterin (Ilse Bartesch) mit ihrer Tochter Maio (Anna Schuller), die Bauchweh hat. Dazu gesellt sich der alte Zimmermann Klamer (Helmut Deppner), der sich in die Wade gehauen hat: „Ech hu mech gesträppt“. Dr. Gellner rät Geddert, selbst „härresch“ zu werden und sich als „Herr“ auszugeben.

Der Dani Misch spielt fortan zu Hause den feinen Herrn, verrichtet keinerlei Arbeit mehr als Bauer und zeigt seiner überheblichen Frau, wie sie durch ihr nachgeahmtes städtisches Gehabe sich und die Tochter Liso (Franka Hihn) im Dorf zum Gespött macht und sogar deren Freund, den Getz Lang (Hans Herberth), vergrault.

Den Nachbarn und Freunden Klamer (Helmut Depner) und Lang (Georg Amser) erklärt er seine Absicht – sie können ja schweigen. Den Nachbarinnen, der Fielkän (Susi Hübner ) und Schusterän (Ilse Bartesch), verheimlicht der herausgeputzte Dani Misch jedoch seinen Plan. Er spielt seine Rolle hervorragend. Die Frauen machen sich wegen seines Zustandes Sorgen. Liso holt Dr. Gellner, der die Komödie zusammen mit dem „Kranken“ weiter spielt, bis die Frauen erkennen, wie falsch sie gehandelt haben. Gleichzeitig gelingt es dem Doktor, Liso und Getz Lang wieder zusammenzubringen. Alle Darsteller kommen zusammen, um die Verlobung des jungen Paares mitzufeiern. Dani Misch ist zufrieden, denn er hat seine Frau kuriert und den gewünschten Schwiegersohn bekommen.

Enni Janesch erläuterte das Lustspiel wie folgt: „Die Komik des Theaterstückes lebt von den typischen Ausdrücken in sächsischer Mundart und den Verkleidungen der handelnden Personen. Die Aussage ‚Mer wällen bleiwen wot mer sen. – Wir wollen bleiben was wir sind’ gilt kaum noch in der heutigen Zeit. Aber in der Zeit, in der die Handlung des Stückes spielt, war diese Aussage richtig und wichtig. Sie hat das Überleben der sächsischen Bevölkerung in den Dörfern garantiert. Die Sitte und Ordnung konnte in den Dörfern nur aufrecht gehalten werden, wenn es kaum Veränderungen gab und die Sachsen an den alt hergebrachten Traditionen und Lebensformen festhielten.“

Helga Bosch

Schlagwörter: Drabenderhöhe, Theater, Mundart

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