15. November 2009

Kreisgruppe Drabender­höhe: Günther Schuller wurde 70

Im evangelischen Gemeindehaus Drabender­höhe feierte am 23. Oktober Günther Schuller seinen 70. Geburtstag im Kreise seiner Familie, Freunde aus Drabenderhöhe und der HOG Helds­dorf, Nachbarinnen und Nachbarn. Der Honte­rus-Chor feierte mit und gratuliert seinem langjährigen Vorsitzenden mit einem Geburts­tagsständchen.
Sein Geburtsjahr ist ein schicksalhaftes Jahr. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beginnt eine schwere Zeit mit großen Umwäl­zun­gen in der siebenbürgischen Heimat und der gan­zen Welt. Am 23. Oktober 1939 wird der Pfar­- rerssohn Günther Schuller in Schwei­scher/Reps als drittes von vier Geschwistern geboren. 1940 wird der Vater Dechant des Repser Bezirks und die Familie zieht nach Katzendorf um. Durch das Kriegsgeschehen werden die Kat­zendörfer am 7. September 1944 binnen zwei Stunden zwangsevakuiert. Katzendorf (7 km von Draas entfernt) war durch den Wiener Schieds­spruch im August 1940 zur Grenzgemeinde geworden und damit Schauplatz schwerer Ge­fechte. Bleibende Ein­drücke prägen den fünfjährigen Jungen. Er erlebt Angst, Hunger, Ent­behrung, weinende und betende Menschen.

1945 kehrt Familie Schuller aus Österreich in die Ungewissheit nach Katzendorf zurück. Sie finden trostlose Verhältnisse vor, das Pfarrhaus ist vollständig verwahrlost und ausgeplündert. Mit den nötigsten Schulutensilien versorgt, beginnt für den Jungen am 1. September 1946 der erste Schultag. Kurz darauf übernimmt der Va­ter die Pfarrstelle der großen Gemeinde Helds­dorf im Burzenland und übersiedelt dorthin, wo am 17. November 1946 die Einführung ins Helds­dörfer Pfarramt stattfindet. Beeindruckt und beeinflusst hat ihn während seiner Schulzeit in Heldsdorf der Unterricht bei Prof. Scherg. Mit ihm singen die Schüler, lauschen seinen Vor­le­sungen und führen viele Theaterstücke auf. Nach dem Volksschulabschluss wechselt der Schüler nach Kronstadt ins Deutsche Lyzeum. Im Inter­nat lernt er die Vorteile der Gemeinschaft kennen und schätzen. Er spielt mit in der „Blasia“. Mit seinen Musikfreunden fährt er am Wochen­ende manchmal auf die Dörfer, wo sie zum Tanz aufspielen. Bis heute denkt er sehr gerne an die­se drei schönen Jahre zurück, an den Zusammen­halt in den Klassen, an Leh­rerinnen und Leh­rer.

Nach der Matura findet er als Hilfselektriker im Heldsdörfer Elektrizitätswerk eine Anstel­lung. 1957 setzt er seine Ausbildung in den „Steagu Roșu-Werken“ fort. Gleichzeitig besucht er die Abendschule und erwirbt das Diplom als qualifizierter Elektriker. Ab 1958 arbeitet er als „Grup­penleiter“ im Traktorenwerk, Kronstadt. Zur Meisterprüfung kommt es nicht, da er zum Ar­beitsmilitär nach Bukarest einberufen wird. Wäh­rend der Militärzeit wird er an der Techni­schen Schule für Rundfunk und Fernsehen in Bukarest zugelassen, nach deren Abschluss er 1966 als Fernsehtechniker in Rosenau und Zeiden arbeitet.

Günther Schuller wurde 70.  Foto: Christian ...
Günther Schuller wurde 70. Foto: Christian Melzer
1967 heiratet Günther Schuller die Heldsdör­fe­rin Edith, geborene Depner. 1968 wird Sohn Haro und 1970 Sohn Günther geboren. Die junge Fa­milie wohnt auf dem elterlichen Hof, den sie in den folgenden Monaten mit viel Aufwand umbaut und renoviert. In dieser Zeit beteiligt sich der Jubilar aktiv in der Heldsdörfer Kir­chen­ge­meinde und im Vereinsleben, in der Blas­ka­pel­le, Theatergruppe und im Männerchor.

Während der Zeit in Zeiden entdeckt er seine berufliche Leidenschaft für die Kombination von Technik und Medizin. Den Beruf des Medizin­tech­nikers gibt es damals in dieser Form in Rumä­nien noch nicht. Er reist viel herum und lernt die medizinischen Geräte deutscher bzw. ostdeutscher Herkunft kennen. Die deutsche Sprache kommt ihm dabei beruflich sehr zu Gute. Im No­vember 1972 bekommt er den Besucherpass nach Deutschland und kann trotz etlicher Schikanen Ende November ausreisen. Sein Entschluss, in Deutschland zu bleiben und seine Familie so schnell wie möglich nachkommen zu lassen, steht fest. Mit großem Aufwand und viel Geld klappt im November 1973 die Aus­reise der Fa­mi­lie. Nach der ersten Orientie­rungsphase in Deutschland findet er in Köln bei der Firma Phil­lips Medizintechnik einen neuen Arbeitgeber. Es folgt eine zweijährige Ausbil­dung in Eindhoven und Hamburg. 1973 folgt Familie Schuller dem Ruf vieler Heldsdörfer und lässt sich in der Sie­benbürger-Sachsen-Siedlung Drabenderhöhe nie­der. 1975 bezieht sie das eigene Haus in der Bis­tritzer Gasse 9. 1980 erfolgt der Wechsel zur Selbstständigkeit als Großhändler für Batterien, Taschenlampen und Zubehör.

Drabenderhöhe ist nun bereits seit 36 Jahren die neue Heimat der Familie Schuller. Hier fühlen sie sich wohl im Kreise der Familie und inmit­ten des großen Bekannten- und Freundes­krei­ses. Die beiden Söhne sind verheiratet und leben in Drabenderhöhe und Hamburg. Vier Enkel­kin­der erfreuen die Großeltern. Der älteste Sohn Haro hat die Firma übernommen und führt sie weiter. So kann sich der Vater auch weiterhin für die Firma engagieren. Trotz Firma und familiärer Verpflichtungen bleibt Zeit für ehrenamtliches Engagement in der landsmannschaftlichen Arbeit, der HOG Heldsdorf und dem Honterus-Chor. Und alle Vereine, in denen er mitarbeitet, schätzen seine Arbeit und wissen: auf ihn ist Ver­lass. Besonders der Honterus-Chor kann für seinen Einsatz dankbar sein. Seit 27 Jahren ist er dessen Vorsitzender. Seine Liebe zur Musik, aber seine noch höher zu bewertende Verantwortung und Zuverlässigkeit dem Chor gegenüber haben den Zusammenhalt in der Gemeinschaft geprägt. Nicht unerwähnt dürfen die verschiedenartigen Rollen bleiben, die Gün­ther Schuller bei den Auf­führungen der Theater­gruppe des Honterus-Cho­res bei den Kathari­nenbällen übernommen hat. Auch die Kreisgruppe Drabenderhöhe weiß sei­ne Hilfsbe­reitschaft zu schätzen. Seine integrative Art bei der Zusammenarbeit der Vereine des Ortes trägt zum guten Miteinander im Dorfleben bei.

Lieber Günther Schuller, der Honterus-Chor, die Kreisgruppe Drabenderhöhe, alle Deine Freunde, Nachbarinnen und Nachbarn gratulieren Dir auch an dieser Stelle und wünschen Dir noch viele gesunde Jahre und Gottes Segen, verbunden mit dem Dank für Dein Wirken zum Woh­le unserer Gemeinschaft.

Enni Janesch

Schlagwörter: Jubiläum, Drabenderhöhe, Porträt

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