28. Juni 2010

Siebenbürgische Bibliothek online: „Nationalbibliothek“ in Gundelsheim stellt Katalog ins Internet

Es kommt häufig vor, dass Studenten oder gestandene Wissenschaftler in der Siebenbürgischen Bibliothek überrascht sind von der Größe und der Detailfreudigkeit unseres Bestandes. Sie haben drei Titel zu einem Thema erwartet, und nun bringen Ute Heiser oder Hannelore Schnabel oder Christian Rother noch zahlreiche Sonderdrucke herbei, weitere Bücher, zu beachtende Zeitschriften, ein Typoskript aus dem Archiv – der Stoß der durchzusehenden Schriften wächst und wächst.
Über das Onlineportal des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB) sind jene Titel per Internet auffindbar, die im deutschen Onlinekatalog verzeichnet sind. Und das heißt auch alle Titel und Medien, die seit 1995 in den Bestand der Siebenbürgischen Bibliothek eingegangen sind. Indes kann man über die Onlineportale nicht auf Anhieb erkennen, was es in Gundelsheim alles zum gewünschten Thema gibt. Zumindest war das bisher so. Seit kurzem hat die Webseite des Siebenbürgen-Instituts nun eine neue Zusatzfunktion: den eigenen Online-Katalog der Siebenbürgischen Bibliothek (OPAC in der Fachsprache). Dieser ist auf allen Seiten der Homepage leicht zu finden über den Button „Bibliotheksrecherche“ (http://siebenbuergen-institut.de/bibliothek-und-archiv/siebenbuergische-bibliothek/online-recherche/).

Über den bibliothekseigenen Online-Katalog kann man von nun an bequem vom heimischen PC aus mit wenigen Klicks einen Überblick über das Gesamtangebot der Siebenbürgischen Bibliothek bekommen, sei es zu einem bestimmten Autor, Titel, Verlag oder Erscheinungsjahr. Das systematische Signaturschema der Bibliothek ermöglicht zudem die Suche nach Medien- und Buchsorten (z.B. Bücher oder Landkarten, Monographien oder Anthologien), nach Sachgebieten (z.B. Kunst oder Wirtschaft) und Bereichen (z.B. Geschichte der Rumänen oder Geschichte der Siebenbürger Sachsen). Damit erschließt sich einem der Reichtum der Gundelsheimer Bestän­de in einem praktischen Überblick und man kann anhand des Titelangebotes einen kurzen oder längeren Aufenthalt vor Ort einplanen.

Der Gundelsheimer OPAC macht es auch mög­lich, dass die Zeitungen und Zeitschriften, die in Gundelsheim vorhanden sind, in Zukunft sichtbarer werden. Derzeit ist der Periodika-Bestand im Internet nur summarisch abgebildet, genaue Angaben über vorhandene bzw. nicht vorhandene Nummern fehlen im Gastportal SWB. Noch in diesem Jahr sollen deshalb die Bestände der rund 2 700 Periodika-Titel (Zeitschriften, Zeitungen, Jahrbücher) im Rahmen eines Projektes erfasst und in den OPAC eingearbeitet werden.

Parallel zum Tagesgeschäft werden in der Gundelsheimer Bibliothek die Altbestände, also die Zugänge bis 1995, elektronisch katalogisiert. Vorher gab es in der Siebenbürgischen Bibliothek den klassischen Zettelkatalog. Vollständig von den Zetteln in Dateien übertragen und im Online-Katalog nachgewiesen sind bislang die Signaturgruppen A I (Bibliographien) bis K I (Kulturgeschichte und Kunst).

Die Bibliothek mit ihren derzeit 75 000 Medieneinheiten ist durch den SWB und jetzt durch den eigenen OPAC relativ gut erschlossen. Das Archiv befindet sich etwas im Rückstand. Die Bestände sind größtenteils noch nicht über das Internet sichtbar. Christian Reinerth, dessen Tod uns schmerzlich getroffen hat, konnte indes in den letzten Jahren von insgesamt 144 Familien- und Personennachlässen (bzw. Vorlässen) den Großteil ordnen. Auf einer Liste, die er uns hinterlassen hat, sind zu 53 Nachlässen Findbücher vermerkt, zu weiteren 40 Karteikarten, das heißt 93 Nachlässe sind erschlossen und können vor Ort eingesehen werden. Die Liste ist auf der Archivseite der Homepage einsehbar. Am Katalog des genealogischen Archivs arbeitete er zusammen mit etlichen ehrenamtlichen Mitarbeitern, genannt seien hier stellvertretend für viele nur Karl Bertleff und Jutta Tontsch.

In den letzten zwei Jahren wurde auch das Bild- und Tonarchiv mit seinen rund 20 Medien­typen geordnet. Jutta Fabritius, den Leserinnen und Lesern dieser Zeitung aus der Rubrik „Wer, wann, wo …“ bekannt, hat einen großen Teil des Fotobestandes nach einer neuen Systematik sor­tiert und fachgerecht verpackt. Ebenso konnte sie die Fotoabzüge des Denkmaltopographie-Projekts aus den 1990er Jahren ordnen, sämtliche Fotoalben, alle CDs und DVDs, einen Teil der Glasnegative und den Großteil der Videos sowie sämtliche Pläne erschließen. Dank des großen ehrenamtlichen Engagements von Helga Lutsch wurde der Bestand der Lauffilme durchgesehen und konnte detailliert erschlossen werden.

Unser Mangel an Personal ist bekannt. Wenn unser Service trotzdem meist gut funktioniert, dann nur dank der treuen Freunde, die ehrenamtlich viele Stunden ihrer Zeit für uns investie­ren. Edith Haberich, eine Bewoh­nerin des Altenheims, ist seit Jahren eine unverzichtbare Stütze der Bibliothek. Im Winter sieht die ehemalige Bibliotheksmitarbeiterin Edith Maurer regelmä­ßig nach dem Rechten. Anneliese Vater kommt mindestens zweimal im Jahr für mehrere Tage nach Gundelsheim, um im Archiv genealogische Anfragen zu klären. Viele knifflige und aufwändige Rechercheaufträge und Erschließungsprobleme könnten wir ohne die Fachkompetenz und die uneigennützige Hilfe von Dr. Richard Ackner, Dr. Werner Klemm und Gernot Nussbächer kaum lösen. Ihnen sei stellvertretend für die vielen ungenannten Freunde der Siebenbürgischen Bibliothek gedankt. Mit einschließen in unseren Dank wollen wir auch die Freunde, die uns Bücher oder das für die Anschaffung von Büchern notwendige Geld zukommen lassen.

Wir haben in diesem Frühjahr bereits viele Besucher durch die Siebenbürgische Bibliothek geführt. Etliche unserer Gäste waren sichtlich erstaunt, hinter den romantischen Schlossmauern einen professionellen Bibliotheksbetrieb mit Rollanlagen, Online-Katalog und Fernleihe zu finden, gleichzeitig freundliche und kompetente Mitarbeiter. Das ist ein hoher Standard, der uns auch in Zukunft verpflichtet.

Annemarie Weber

Schlagwörter: Siebenbürgische Bibliothek, Gundelsheim, Internet, OPAC

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