21. Februar 2011

Brukenthal-Museum zeigt Bauzeichnungen der Jahrhundertwende

Mehr als 400 historische Bauzeichnungen und Pläne entdeckten Mitarbeiter der evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt durch Zufall 2009 in ihren Archiven. Unter den Zeichnungen sind Werke der bedeutendsten an der Entstehung des heutigen Hermannstädter Stadtbildes beteiligten Architekten. Fünfzig der Zeichnungen sind noch bis zum 3. April in einer Ausstellung im Hermannstädter Brukenthal-Museum zu sehen.
Die Ausstellung vereint die 50 schönsten und interessantesten Zeichnungen dieses Archivbestandes mit Architekturzeichnungen aus den Sammlungen des Brukenthal-Museums und des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. „Die unsichtbare Stadt. Entwurfszeichnungen aus Hermannstädter Architekturwettbewerben 1880-1930“ nennen die Veranstaltungsmacher ihre Schau. Für eine Reihe von prägenden Bauten des Hermannstädter Stadtbildes sind nicht nur Baupläne der ausgeführten Gebäude überliefert, sondern auch solche, die zwar zu den ausgeschriebenen Wettbewerben eingereicht wurden, aber unausgeführt blieben. Hinzu kommen Auftragsarbeiten oder von Architekten in Eigeninitiative gefertigte Entwurfszeichnungen, die so ebenfalls nie umgesetzt wurden. In der Summe bildeten diese nicht realisierten Entwürfe das Gesicht einer Stadt, die so niemals erbaut wurde, sondern nur auf dem Papier lebt: einer unsichtbaren Stadt, meinen die Kuratoren der Ausstellung, Kustos Frank Ziegler und der Kunsthistoriker Timo Hagen.
Das Plakat der Ausstellung zeigt eine ...
Das Plakat der Ausstellung zeigt eine überdimensionierte Planung – den Entwurf für ein nie realisiertes Kunstgewerbemuseum.
Nahezu alle ausgestellten Entwurfszeichnungen sind Gebäuden für Bildungs- und Kultureinrichtungen gewidmet, wie sie um 1900 zahlreich entstanden. Zusammen mit historischen und aktuellen Fotos sowie zeitgenössischen Presseartikeln und Publikationen bieten sie interessante Einblicke in ein Stück Hermannstädter Stadtgeschichte. Anhand von zehn prägenden Bauten stellt die Ausstellung gebaute und unausgeführte Architektur gegenüber. Urheber der Entwürfe sind sowohl lokale Architekten als auch Baumeister aus dem Habsburger und dem damaligen Deutschen Reich. Der Besucher erfährt in ausführlichen Begleittexten Einzelheiten über die jeweiligen Entstehungsgeschichten und sieht Alternativentwürfe für das Brukenthal-Gymnasium, das heutige Teutsch-Haus mit der Johanniskirche, evangelische Schulgebäude in der Ober- und Unterstadt oder das ehemalige Archiv der Stadt und der sächsischen Nationsuniversität.

Bestimmt, um den Bauträger nicht nur von den praktischen und technischen Vorteilen, sondern auch von den ästhetischen Vorzügen der zu errichtenden Gebäude zu überzeugen, sind die Entwürfe selbst sowohl technisch vollendet als auch von erheblichem zeichnerischen Reiz, und fordern zum Nachdenken über ihren eigenen künstlerischen Rang auf.

Im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts, das durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien über den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat e.V. gefördert wurde, konnten die Architekturzeichnungen im Jahre 2010 vollständig inventarisiert und historisch und kunsthistorisch eingeordnet werden.

Holger Wermke

Schlagwörter: Siebenbürgen, Hermannstadt, Brukenthal, Ausstellung, Architektur

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