2. Mai 2011

Joachim Gremms „Siebenbürgische Wanderung“ im Schiller Verlag erschienen

Nach seinem ersten Reisebericht „Siebenbürgische Reise. Eine Rumänienfahrt zu Deutschen, Zigeunern, Ungarn und Rumänen“ begibt sich Joachim Gremm nun mit seinem zweiten Bericht „Siebenbürgische Wanderung“ auf eine Reise zu Kirchenburgen und stillen Dörfern. Beim ersten Mal noch mit dem Rad unterwegs, bestritt er seine zweite Reise durch die siebenbürgische Hügellandschaft auf einem noch gemächlicheren Wege.
„Dann wird der Blick frei auf die Kirchenburg. Ein massiger Turm mit hölzerner Wehrgalerie unter einem Dach wie eine Pyramide. Neben diesem Riesen wirken die Dächer der Kirche, der Wehrtürme und des Pfarrhauses über gekalkten Mauern niedergedrückt. Davor glänzen in der Abendsonne voller Blütenschein die Wiesen. Auf ebener Fläche beim Bach tuckert ein Traktor beim Heuwenden und zieht eine Schleppe leuchtenden Staubs hinter sich her. Ich setzte mich ins Gras und erfreue mich an diesem friedlichen Bild.“ Oder: „Die Sonne streut durch Wolkenlücken Lichtinseln auf die Fläche, in denen die Kirchtürme der besonnten Dörfer inmitten sattgrüner Wiesen und erntereifer Felder aufleuchten. Zu meinen Füßen schlängelt sich das glänzende Band des angestauten Alt, der wie ein mächtiger Strom wirkt ...“. Nur zwei der Ausschnitte, in denen sich Joachim Gremm in seinem neuen Buch „Siebenbürgische Wanderung“ beeindruckt von der siebenbürgischen Landschaft mit ihren alten Kirchenburgen zeigt. Es ist mitten im Sommer 2010, als sich der 1949 in Heppenheim (Hessen) geborene Wirtschaftsinformatiker und bekennende leidenschaftliche Fahrradfahrer Joachim Gremm auf eine Reise begibt, die ihn wieder nach Siebenbürgen verschlägt. Im Unterschied zum ersten, im Jahr 2008 erschienenen Reisebericht, in dem Gremm die Erlebnisse seiner mehrwöchigen Radtour durch Siebenbürgen beschreibt, erkundete der damals 61-Jährige diesen Landstrich letztes Jahr zu Fuß. Durch einen siebenbürgischen Gästehausführer angeregt, kehrte er in mehreren Pfarrhäusern ein. So gestaltete sich die Reise als Wanderung zu den einstigen Kirchenburgen und Dörfern der Siebenbürger Sachsen. Ausgestattet mit im Internet gefundenen alten sowjetischen Militärkarten, begab sich Gremm auf eine Wanderung über Porumbacu de Jos, Agnetheln und Birthälm bis nach Marktschelken. Im Buch kann der Leser die Erlebnisse auf dieser Route mit Joachim Gremm teilen, zu denen die Gespräche mit den „Sommersachsen“ wie auch jene mit den dort verbliebenen Siebenbürger Sachsen zählen. Beim Durchkämmen des siebenbürgischen Hochlandes gibt der Historiker und Germanist immer wieder detaillierte Beschreibungen und persönliche Eindrücke wieder, die er hier und da mit historischem Hintergrundwissen über Land und Leute paart. Gremm erkundet nicht nur die ehemaligen Sachsendörfer und deren Kirchenburgen, sondern sucht auch den direkten Kontakt zu den Siebenbürger Sachsen: In Schönberg begegnet er Frau Herbert, die dort die Kirchenburg betreut. Beim Aufenthalt in Reichesdorf nimmt er an der unterhaltsamen Kirchenführung des Kurators Johann Schaas teil. In Nimesch trifft Gremm auf Herrn Hügel und in Kleinschelken lernt er den 81-jährigen Kurator Martin Draser kennen, der ihm während eines Ganges durch die dortige Kirche viel aus der „alten sächsischen Welt“ erzählt.

Der Charme und die Leichtigkeit des Gremm’­schen Erzählens ermöglichen es dem Leser, sich unmittelbar in dessen „Siebenbürgische Wanderung“ hinein zu versetzen: „Jetzt führt der Weg als dunkler Streifen durch jungen Buchenwald leicht bergan, federt die Schritte ab und ist bequem zu gehen. In den Lichtbündeln, die durch Lücken im Blätterdach herab in den grünlichen Schatten dringen, tanzen in schwirrenden Wolken die Mücken. ,Keine Angst, die tun nichts!‘, beruhigen uns die Insektenforscher. (...) Doch was ist, wenn ein solchermaßen angelocktes Mückenweiblein abirrt, angezogen vom betörenden Duft meiner schweißnassen Haut und des stinkigen Hemdes?“.

Vor dem bildlichen Auge des Lesers erscheint die sommerdurchflutete, siebenbürgische Hügellandschaft mit ihrer Ursprünglichkeit. Besonders urig erscheint ihm diese Landschaft, als er sich, nach der letzter Station in Marktschelken, in Hermannstadt befindet: „Das häufig beschworene Stadt-Land-Gefälle – ich habe es selten so einschneidend empfunden wie beim Übergang von meiner Wanderung durchs Siebenbürgische Hochland nach Hermannstadt. Daheim sind die meisten Unterschiede glattgebügelt. Hier überschreitet man buchstäblich die Grenzlinie zwischen zwei Welten.“

Gremm, der seine Kindheit im Odenwald verbrachte, offenbart sich als regelrechter Sachsen- und Siebenbürgen-Freund. Man merkt, dass ihn vor allen Dingen die in Siebenbürgen verbliebenen Sachsen interessieren, dass er sich durch einen kleinen, zu eigen gemachten rumänischen Wortschatz und die ausgewählte Literatur sehr gut auf diese Reise vorbereitet hat.

Die im März 2011 im Hermannstädter Schiller Verlag erschienene „Siebenbürgische Wanderung. Zu Fuß zu Kirchenburgen und stillen Dörfern“ ist eine entspannte und entspannende Beschreibung der Wanderung durch Landschaft und Dörfer Siebenbürgens, die durch die Brille eines deutschen Reisenden einen interessanten Blick auf das heutigen Siebenbürgen wirft und den Leser anregt, selbst in das „Land jenseits des Waldes“ aufzubrechen.

Im Innenteil der 164 Seiten starken Reisebeschreibung befinden sich auf 16 Seiten 32 Fotos, die Gremm während seiner Wanderung machte. Im hinteren Teil des Buches findet der Leser ein Literaturverzeichnis sowie eine Karte mit der Wanderroute. Zum Schluss werden die im Reisebericht genannten Orte mit ihren deutschen und rumänischen Namen aufgelistet.

Franziska Rill

Joachim Gremm: „Siebenbürgische Wanderung. Zu Fuß zu Kirchenburgen und stillen Dörfern“, Schiller Verlag, Hermannstadt, Bonn, 2011, 164 Seiten mit 32 farbigen Abbildungen, ISBN 978-3-941271-48-7, zu bestellen zum Preis von 17,00 Euro, zuzüglich Porto, im Siebenbuerger.de/Shop oder beim Schiller Verlag, Telefon (in Deutschland): (02 28) 90 91 95 57.
Siebenbürgische Wanderung
Joachim Gremm
Siebenbürgische Wanderung

Schiller Verlag

164 Seiten
EUR 9,95 (+ Versandkosten)
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Schlagwörter: Rezension, Siebenbürgen, Wanderung, Tourismus

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