30. Mai 2011

Das Jahrbuch 2008-2010 des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums

Zum zweiten Mal ist das Jahrbuch der Brukenthalschule als „Dreijahresbuch“ erschienen: großformatig (DIN A 4), in gutem Druck auf 150 Seiten und mit einer Fülle guter Farbfotos informieren und berichten Lehrer, Eltern und Schüler über die Arbeit und das Leben einer lebendigen Schule in den Jahren 2008-2010. Die Texte sind zweisprachig, entweder in Deutsch oder in Rumänisch (nur wenige Übersetzungen), alle Tabellen und Statistiken sind zweisprachig beschriftet. Ein kurzer Text stellt die Schule in englischer Sprache vor.
Das Kapitel „Aus vergangenen Zeiten“ enthält knappe, aber informative Beiträge zur Geschichte der Schule, eine Chronologie der Rückgabe des Schulgebäudes an die Evangelische Kirche, einen Beitrag über die lateinischen Inschriften im Schulgebäude sowie Kurzbiografien von Samuel von Brukenthal und Georg Daniel Teutsch.

Der Abschnitt „Die Schule heute“ beginnt mit einer Darstellung der Situation der deutschsprachigen Schulen in Rumänien von Prof. Walter König, eine aktualisierte und bearbeitete Fassung des Beitrags, der unter dem Titel „Immer noch etwas Besonderes – aber gefährdet“ in zwei Folgen in der Siebenbürgischen Zeitung erschienen ist. Der Abschnitt bietet für alle Interessierten wichtige Informationen: Die Stundentafeln für die Klassen 5 bis 12, für die Klassen 9 bis 12 (Lyzeum) mit der Differenzierung in die Profile Mathematik-Informatik intensiv, Mathematik-Informatik, Naturwissenschaften und Philologie, die Angebote der Wahlfächer, Bemerkungen zum Religionsunterricht, die Prüfungen, die an der Schule abgelegt werden mit genauen Informationen über das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz Deutschlands, die partnerschaftlichen Beziehungen zu Schulen im Ausland (zu elf Schulen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Bulgarien und Luxemburg), die Schülerzahlen in den drei Schuljahren (zwischen 790 und 815) und die „Wege der Absolventen“, das heißt die Wahl der Studienfächer und der Studienorte. Das Interesse an der Schule ist nach wie vor groß; „wenn es aus räumlichen Gründen keine Zugangsbeschränkungen (Prüfungen) gäbe, könnte die Schülerzahl beinahe doppelt so hoch sein“. Sorgen werden nur deutlich, wenn Gerold Hermann in dem Beitrag über das Deutsche Sprachdiplom (wie auch in anderen Veröffentlichungen) als Rektor einer Schule, die in Sprachprüfungen und bei Deutsch-Olympiaden vergleichsweise besonders gut abschneidet, an Lehrer, Eltern und Schüler appelliert, „zu versuchen, das weitere Absinken des Sprachniveaus zu stoppen.“! Für etwa 90 Prozent der Schüler und für viele Lehrer ist Deutsch Zweit- und Arbeitssprache.

Mit Spannung wird der Interessent die Liste der Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Fächern und ihrer Arbeitssprache durchsehen, denn der qualifizierte Lehrernachwuchs mit guten Deutsch­kenntnissen ist als Folge der schlechten Lehrerbesoldung das Hauptproblem der deutschsprachigen Schulen. Deshalb werden nicht alle Fä- cher, die nach dem Gesetz in deutscher Sprache unterrichtet werden können, tatsächlich auch deutsch unterrichtet. Aber auch in dieser Beziehung ist die Situation in der Brukenthalschule vergleichsweise gut. Eine Besonderheit des Kollegiums: Der Physiklehrer der Schule, Klaus Johannis, ist seit 2000 Oberbürgermeister von Hermannstadt, der Mathematiklehrer Martin Bottesch wurde 2004 zum Kreisratsvorsitzenden gewählt.

Das Kapitel „Eltern, Lehrer und Schüler berichten“ beginnt mit „Elterngedanken“ der Vorsitzenden des Elternverbands (des Herausgebers des Jahrbuchs) und bietet auf 30 Seiten Berichte über eine ganz erstaunliche Vielfalt von Unternehmungen, die über den Unterricht hinausgehen: Projekte, Ausflüge und Exkursionen, Studienfahrten, Schüleraustausch, Gastaufenthalte im Ausland und Gäste in Rumänien, Skilager etc. Gerold Hermann begründet die Ausführlichkeit dieses Kapitels und des folgenden über den Terminkalender damit, dass „gerade sie zeigen, was wir unter Traditionspflege verstehen: Schule als Lebensraum mit einem weitreichenden Angebot jenseits der Pflichtstunden, welches den Schülern nicht nur Spaß bereitet, sondern sie in ihrer individuellen Entwicklung ebenso wie als Gruppe weiterbringt“.

Das Kapitel „Unser Terminkalender“ dokumentiert mit guten Farbfotos die besonderen Ereignisse (insgesamt 297 Termine!) in den drei Schuljahren. Das Jahrbuch schließt mit großformatigen Farbfotos aller 28 Klassen jeweils mit der Liste der Namen der Schülerinnen und Schüler.

Das „Dreijahresbuch“ bietet Schülern, Eltern, Absolventen und allen an deutschsprachigen Schulen in Rumänien Interessierten ein informatives und differenziertes Bild einer lebendigen Schule. Zugleich sind die Jahrbücher, wie früher die „Programme“ der Gymnasien, mit ihren Fakten, statistischen Daten und Berichten Dokumente der Schulentwicklung, und sie sind und bleiben deshalb auch für den Historiker interessant. Direktor Gerold Hermann schließt sein Vorwort selbstbewusst: „Ich bin überzeugt, dass wir mit der geleisteten Arbeit insgesamt zufrieden sein können. So schmeichelhaft es jedoch klingen mag, wenn wir von draußen hören, vieles sei an der Brukenthalschule besser als sonst wo in Rumänien, es gibt keinen Grund für Selbstzufriedenheit. Unser Ziel muss es sein, eine ‚gute Schule’ nach westeuropäischen Kriterien zu bleiben, oder… zu werden“. Das kann man der Schule nur wünschen.

W. K.


Colegiul National Samuel von Brukenthal Gymnasium (Hrsg.): „Anuar/Jahrbuch 2008-2010“, Schiller Verlag Hermannstadt 2011. Zu bestellen in Deutschland zum Preis von €14 Euro plus 3 Euro Versandkosten: Internet: http://www.siebenbuerger.de/shop/schiller.html oder Telefon: (02 21) 90 91 95 77.

Schlagwörter: Siebenbürgen, Hermannstadt, Brukenthalschule, Jahrbuch, Rezension

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