30. Oktober 2012

22. Siebenbürgischer Lehrertag nach der Wende tagte in Schäßburg

Zwei Mädchen spielen Ball vor der Kulisse des Gutsherrenhauses in Malmkrog. Da tauchen zwei Männer in Schwarz auf und untersuchen die Gegend ganz genau mit großen Lupen. Sie prüfen auch Haare der Mädchen, dann sogar den Ball. Das war nicht der Anfang eines Tatort-Films, sondern der eines von Schülerinnen und Schülern erarbeiteten Theaterstücks. Gezeigt wurde „Eine Siebenbürgenreise mit Prinz Charles“ im Rahmen des 22. Siebenbürgischen Lehrertages, der am 13. Oktober in Schäßburg stattfand.
Bei dem Stück handelt es sich um ein Projekt, das die Mihai Eminescu Stiftung gemeinsam mit Schulen aus Arkeden, Malmkrog und Schäßburg durchgeführt hat. Ziel des Projekts, das vom Bildungsministerium gefördert wird, ist es, das lokale Kulturerbe zu schützen. Unter der Anleitung von Ulrike Rück und Andreea Rost hatten die Schüler ihren Wohnort erkundet, mit Ortsansässigen gesprochen und dann alles in das Stück „Eine Siebenbürgenreise mit Prinz Charles“ eingearbeitet. Da der Lehrertag das Thema „Heimatkunde. Heimat erleben und mitgestalten“ hatte, passte diese Aktion in das Programm, obzwar die Akteure kein Deutsch sprechen. Zum Lehrertag kamen nämlich rund 180 ErzieherInnen und LehrerInnen von deutschen Schulen und Kindergärten aus ganz Siebenbürgen.

Es war wohl, wenn man nach dem Datum des ersten Siebenbürgischen Lehrertags rechnet, der 131. Der erste Siebenbürgische Lehrertag fand vor 131 Jahren in Hermannstadt statt. Damals bildeten Schule und Kirche eine Symbiose, die durch die nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte Verstaatlichung der Schulen ein Ende fand. Allerdings, so Stadtpfarrer Hans Bruno Fröhlich in seiner Begrüßung in der Bergkirche, lege das Thema des Lehrertags, „Heimatkunde“, es nahe, diesen Tag in einem Gotteshaus zu beginnen. Schließlich hätten Kirche und Schule einen gemeinsamen Auftrag, u. a. den, Heimat zu gestalten und zu vermitteln. „Und wer das tut, gibt auch Werte weiter“, schloss Fröhlich.
Helmine Pop, Vorsitzende der Schulkommission des ...
Helmine Pop, Vorsitzende der Schulkommission des Siebenbürgenforums, begrüßt die Teilnehmer bei der Eröffnung des Lehrertags in der Bergkirche. Foto: Beatrice Ungar
„Es ist ein schöner Tag, die Sonne scheint in Strömen.“ Mit diesem auf das Regenwetter gemünzten Wortspiel begrüßte die Vorsitzende der Schulkommission des Siebenbürgenforums, Helmine Pop, die Anwesenden und bezeichnete den Lehrertag als „Gelegenheit, zusammen zu kommen, uns auszutauschen und uns zu freuen, dass es deutsche Schulen gibt“. Im Namen der gastgebenden Bergschule, heute „Josef Haltrich“-Gymnasium, richteten der Direktor Mircea Maier und die stellvertretende Direktorin Lieselotte Baier einige Worte an die Teilnehmenden. Die Unterstaatssekretärin Christine Cosmatu vom Departement für interethnische Beziehungen der Rumänischen Regierung sprach von der Notwendigkeit, Schülern und Eltern den Mehrwert der Schulen und Schulabteilungen in der Sprache der deutschen Minderheit in Rumänien erkennen und schätzen zu helfen.

Cosmatus Nachfolger im Amt eines Direktors für den deutschsprachigen Unterricht am Bildungsministerium in Bukarest, Alexandru Szepesi, rief die Anwesenden auf, sich fortzubilden, Schritt zu halten mit den neuen Medien und fächerübergreifend zu unterrichten. Was den Unterschied mache, sei die Werte-Erziehung.

Zu diesen Werten gehört eben auch das Kulturerbe der Siebenbürger Sachsen, dessen Pflege und Erhaltung sich die Mihai Eminescu Stiftung auf die Fahne geschrieben hat. Deren Geschäftsführerin Caroline Fernolend aus Deutschweißkirch stellte in ihrem Vortrag zum Lehrertags-Motto auch die Frage in den Raum: „Fragen sich unsere Schüler, warum denn ihre Schule neben der Kirche steht und warum der Pausenhof zugleich der Kirchhof ist?“ Die deutschen Schulen werden ja mehrheitlich von rumänischsprachigen Kindern besucht, für welche die Eltern sich von dem Erlernen der deutschen Sprache bessere Chancen ausrechnen.

Dass schon im Kindergarten den Kindern etwas von den Werten der siebenbürgisch-sächsischen Kultur vermittelt werden kann, zeigte die Schäßburger Erzieherin Annemarie Martini mit ihrer kleinen Tanzgruppe. Betrachtet man nun auch die zahlreichen Arbeitsgruppen, die ihre Berichte zum Abschluss im Rathaus vorstellten, steht fest: Die an den deutschen Schulen und Abteilungen in Siebenbürgen Lehrenden müssen sich der Herausforderung stellen, mit der deutschen Sprache auch die Werte der in Siebenbürgen lebenden deutschen Minderheit zu vermitteln, die schließlich ein Teil des Kulturerbes Rumäniens sind. Nur so hat dieses Kulturerbe eine Zukunft.

Beatrice Ungar

Schlagwörter: Lehrer, Schule, Schäßburg

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  • 30.10.2012, 13:37 Uhr von gloria: "Da der Lehrertag das Thema „Heimatkunde. Heimat erleben und mitgestalten“ hatte, passte diese ... [weiter]
  • 30.10.2012, 13:22 Uhr von gloria: "Da der Lehrertag das Thema „Heimatkunde. Heimat erleben und mitgestalten“ hatte, passte diese ... [weiter]
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