10. November 2012

100 Jahre Celibidache – Eine glanzvolle Würdigung in München

„Beherrschung des Metiers, Perfektionismus, Intransigenz, Nichtbeachtung menschlicher Schwächen, der Konventionen, der sozialen Rollen. Er duldet keine Nachlässigkeit, nur das Vollkommene genügt seinen Ansprüchen” – so beschrieb Nicolaus Sombart seinen Jugendfreund Sergiu Celibidache. Gerade diese Eigenschaften sollten den rumänischen Dirigenten zeit seines Lebens begleiten und ihn zu einem der bedeutendsten Orchesterleiter und -erzieher des 20. Jahrhunderts werden lassen. Seit der Geburt Sergiu Celibidaches sind nun hundert Jahre vergangen – sein musikalisches Erbe bleibt weiterhin ein wertvolles kulturelles Gut, das auch von der UNESCO gewürdigt wird.
Vom 19. bis 21. Oktober fand aus Anlass des Jubiläums in der Münchner Residenz ein Celibidache-Fest statt, das unter dem Motto „Entdecken. Erinnern. Erleben“ die Persönlichkeit, das Leben und das Wirken des Musikers beleuchtete, wobei der Schwerpunkt nicht auf den weltberühmten „Star“, sondern vor allem auf den Menschen Celibidache gesetzt wurde. Veranstalter des Festes war das Celibidache Center e.V. München, dem es gelang, die engsten Freunde und Mitarbeiter des Maestros sowie Orchestermusiker und Schüler aus seinem Umfeld auf das Podium zu bringen. Einen hochkarätigen visuellen Rahmen schuf die Verkaufsausstellung mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Werner Neumeister. Die Lichtbilder zeigen Celibidache bei Proben und Konzerten während seiner beinahe zwei Jahrzehnte als Chef der Münchner Philharmoniker.
Ehemalige Schüler und enge Mitarbeiter erinnerten ...
Ehemalige Schüler und enge Mitarbeiter erinnerten sich an Celibidache: (v.l.n.r.) Markus Theinert, Wolfgang Gaag, Agnès Blanche Marc, Patrick Lang, Sretan Krstic, Stefan Haag und Helmut Nikolai. Foto: Mathis Beutel/Nexus-Group GmbH
Das Festivalprogramm umfasste sechs thematische Programmblöcke, darunter die Einführung in das Wirken Celibidaches, Erklärungen zur musikalischen Phänomenologie, persönliche Betrachtungen „aus der Nähe“ des Maestros oder Erinnerungen an seine Arbeit als Orchestererzieher und Pädagoge. Auch weniger bekannte Seiten dieser vielfältigen Persönlichkeit wurden ins Gespräch gebracht: So referierte Michael von Brück zum Thema „Klang und Transzendenz. ­Celibidache in Resonanz zum Buddhismus“, während Patrick Lang, der Herausgeber der Buchserie „Celibidachiana“, in Weltpremiere die Forschungshefte des Dirigenten präsentierte. Vorträge, eine Meisterklasse mit dem Geiger Rony Rogoff, die Filme „Man will nichts, man lässt es entstehen“ von Jan Schmidt-Garré und „Der Garten des Sergiu Celibidache“ von Serge-Ioan Celebidachi, sowie Proben- und Konzertmitschnitte ergänzten das Porträt eines faszinierenden Tonkünstlers. Wärme und Unmittelbarkeit strahlten die Podiumsgespräche mit Musikern der Münchner Philharmoniker und mit ehemaligen Schülern Celibidaches aus – insbesondere weil auch im Saal viele direkte Bekannte des Musikers und damalige Konzertbesucher des Münchner „Gasteig“ anwesend waren. Die Moderation übernahm die tatkräftige Koordinatorin des Festivals, Agnès Blanche Marc.

Aus den Erinnerungen leuchteten Celibidaches fast religiöser Respekt vor den „inneren Gesetzmäßigkeiten der Partitur“ und seine Liebe für Details hervor, die Großzügigkeit, die Spontaneität, die Durchsetzungskraft, die Liebenswürdigkeit – und ebenso die „Ecken und Kanten“, mit denen er seine Gegner provozierte. Für die musikalische Untermalung sorgten der Gitarrist Marco Vinicio Carnicelli, ein Hornoktett unter der Leitung von Wolfgang Gaag, die „Kammerphilharmonie da capo“ unter Markus Theinert sowie Solisten der Münchner Philharmoniker. Eine eindrucksvolle Hommage für den tiefgründigen, charismatischen Dirigenten, der überzeugt war, dass hinter der Schönheit der Musik deren Wahrheit steht.

Die nächste Veranstaltung aus Anlass des Jubiläums findet am 13. November um 19 Uhr in der Münchner Akademie der Schönen Künste statt. Der Titel lautet „Sergiu Celibidache und John Cage zum 100. Geburtstag“. Auf dem Programm stehen Musik, Film und der Vortrag „Das Wesen der Musik ist ihr Verschwinden“ von Harald Eggebrecht.

Christine Chiriac

Schlagwörter: Musiker, Rumänien, Jubiläum, München

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Neueste Kommentare

  • 11.11.2012, 11:03 Uhr von Eckehard Lüdke: Einen Dank, der nicht groß genug ausfallen kann, allen Mitwirkenden und ganz besonders dem ... [weiter]

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