26. November 2014

Hilfstransporte nach Rumänien

Als ich von Wilhelm Ernst Roths Buch über Hilfstransporte nach Rumänien hörte, war ich erst skeptisch. Was kann man schon auf 200 Seiten darüber berichten, wie man Bananenkisten und Schuhkartons vollpackt und sie nach Rumänien fährt? Jetzt, nachdem ich es gelesen habe, nehme ich alle Vorurteile zurück. Ich empfinde es als Ehre, diese Transporte miterlebt haben zu dürfen. Jeder einzelne Bericht spricht für sich, hat seinen ganz besonderen Charme, verdient ganz besondere Hochachtung. Ich hatte teil an Erlebnissen, die in ihrer Vielfalt kaum vorstellbar sind, und trotzdem haben sie eine Gemeinsamkeit: den unbedingten Willen, zu helfen, der eine Kraft hervorbringt, die ihresgleichen sucht.
Es ist immer wieder beeindruckend, was Menschen vereint bewirken können: unermüdlich helfen, wo die Not am höchsten ist; sich voll Tatendrang für meist unbekannte Hilfsbedürftige einsetzen; kostbare (Frei-)Zeit opfern und nicht selten zusätzlich dazu auch Geld, um andere zu unterstützen, ohne nationale Unterschiede zu machen. Nicht selten werden sie so zum Retter, wo schon kein Lichtblick mehr vorhanden war. Mit ihrer bedingungslosen Liebe, aber auch Treue über viele Jahre richten sie Gebückte und Beladene wieder auf, schenken neue Hoffnung und unterstützen tatkräftig, wo Bitterkeit, die Angst ums Überleben, Trauer und Resignation Einzug gehalten hatten. Helfende Hände, ja eigentlich Engel mit einem ganz besonders großen Herzen fangen auf, bemühen sich stetig, um baldmöglichst Besserung und neue Lebensqualität zu schaffen. Sie trotzen allen Widrigkeiten, sei es der Zoll oder andere Behörden und deren Schikanen, oder die unterschiedlichsten Wetterkapriolen, um an ihr Ziel zu kommen und die bitter nötige Hilfe zu leisten. Sie lassen sich von den langen Strapazen, aber auch vor der Unsicherheit, was sie erwarten könnte, nicht entmutigen, sie tun einfach. Selbst negativste Erfahrungen werden in positives Licht gerückt, und letztendlich darf man eine ungeahnte Fülle von Erfolgen erleben.

Teils finden sich Zeitzeugenberichte von Helfern mit rumäniendeutschen Wurzeln, die den in der Heimat Verbliebenen unter die Arme greifen, teils sind es einfach Menschen aus Deutschland und der Schweiz, die über die Medien auf die Not in dem Land am Karpatenbogen aufmerksam geworden sind und sich spontan mit Hilfsgütern auf den Weg gemacht haben. Menschen in Hilfsorganisationen erleben besondere Schicksale, sie begegnen verschiedenen Nationalitäten und lernen sie zu schätzen. Es entstehen Freundschaften, die für immer halten. Die Helfer lernen dieses schöne Land mit seinen Kirchenburgen und vielen anderen Sehenswürdigkeiten, eingebettet in wunderbare Natur, kennen. Wie überall gibt es auch hier ein paar Schattenseiten, die aber leicht vergessen werden, betrachtet man das überwiegend Gute, die Herzlichkeit und die Freude aller Beteiligten.

Band VI der von Wilhelm Ernst Roth herausgegebenen Zeitzeugenreihe berichtet schlicht von Menschen, die sich für Menschen einsetzen, die sich selbst in den Hintergrund stellen und mit Nächstenliebe und Engagement anderen Gutes tun. Aus ihrer selbstlosen Liebe entsteht auf Empfängerseite tiefe Dankbarkeit und neue Lebensfreude. Was könnte man Schöneres schenken als die Teilhabe an eben dieser Lebensfreude, gerade jetzt, in der gnadenvollen Vorweihnachtszeit?

Heidenore Glatz


Wilhelm Ernst Roth (Herausgeber): „Die Deutschen in Rumänien. Band VI: Erlebnisse bei Hilfstransporten 1972-2012“, Augsburg 2014, 232 Seiten, Preis: 15 Euro; Bezug über W. E. Roth, Augsburg, Telefon: (08 21) 56 55 06, E-Mail: wilhelm.roth[ät]gmx.de, Homepage: www.wilhem-roth.de.

Schlagwörter: Rezension, Zeitzeugenberichte, Siebenbürgenhilfe

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