11. November 2014

Großes siebenbürgisches Sängerfest in Nürnberg

Rund 500 Gäste fanden sich am 25. Oktober im Gemeinschaftshaus Nürnberg-Langwasser ein, um zusammen mit acht Chören, die sich zu einem großen Sängerfest trafen, der Fürther Nachbarschaft und deren Chor zum 20-jährigen Jubiläum zu gratulieren. Das zum Sängerfest gehörende Chorleiterseminar am Vormittag im Haus der Heimat bestritt der erfahrene Musiker, Komponist und Chorleiter Dr. Gerald Fink. Er zeigte aktuelle Entwicklungen im Chorgesang Deutschlands auf.
In der anschließenden Diskussion wurde auch die Alterung in den siebenbürgisch-sächsischen Chören thematisiert. Dr. Fink empfahl u.a. den Dirigenten, die Vorteile zu nutzen, wenn Sänger auch in anderen Chören singen. Auch wenn junge Sänger z.B. gerne Englisch oder Gospels singen, weil das zu ihrer Lebenswelt gehört, sollte man sie dort „abholen“, wo sie stehen: Wenn neue Sänger ihre Anliegen im Chorgesang auch vertreten sehen, sind sie eher bereit, das Althergebrachte mitzumachen. Dr. Fink wog die Kosten einer Mitgliedschaft im Deutschen Sängerbund gegen die erheblichen Leistungen ab, die ein Chor dann erhält. Abschließend führte er vor, wie und wo man kostenlos Noten aus dem Internet herunterladen kann und versorgte die Dirigenten mit wichtigen Internet-Adressen.

Gratulationen zum 20-jährigen Jubiläum

Der Fürther Chor unter der Leitung von Rosel Potoradi leitete den Festakt zum 20-jährigen Jubiläum der Fürther Nachbarschaft und des Fürther Chores mit dem Lied „Wir grüßen Euch all“ ein. Die Vorsitzende des Kreisverbandes Nürnberg, Inge Alzner, begann ihre Begrüßungsrede mit Worten von Aristoteles: „Die Hauptaufgabe der Musik und speziell des Gesanges liegt darin, Freude zu bereiten.“ Aus dem Bayerischen Landtag war Petra Guttenberger anwesend, die Schirmherrin des diesjährigen Sängerfestes. Von der CSU-Fraktion des Fürther Stadtrats kamen Claudia Middendorf sowie Angelika Ledenko. Frau Middendorf überbrachte Grüße und Glückwünsche aus dem Fürther Stadtrat und sagte in ihrem Grußwort, wie wichtig Musik und das Vereinsleben für den Zusammenhalt seien. Sie wisse das als Banater Schwäbin aus eigener Erfahrung. Werner Henning, CSU-Stadtrat in Nürnberg, zitierte in seinem Grußwort Henry Wadsworth Longfellow mit „Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit“ und übertrug das auch auf die Fürther Nachbarschaft: „Hier findet Gemeinschaft statt, hier entstehen Freundschaften, hier kümmert man sich auch abseits der Proben und Auftritte umeinander. Wie tief die Verbundenheit ist, zeigt sich jedes Jahr wieder, wenn langjährige Vereinsmitglieder geehrt werden.“ Der Verband der Siebenbürger Sachsen war vertreten durch die Stellvertretende Bundesvorsitzende und Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, Herta Daniel, und die Stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter, Kulturreferentin von Bayern, sowie Horst Göbbel, Vorsitzender des Hauses der Heimat. Sie wurden ebenso herzlich begrüßt wie die Stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Nürnberg, Hildegard Steger, und die Kulturreferentinnen Annemarie Wagner und Katharina Emrich des Kreisverbandes Nürnberg sowie alle weiteren Mitglieder des Vorstandes.
Jubilar in Aktion: Der Fürther Chor begeisterte ...
Jubilar in Aktion: Der Fürther Chor begeisterte das Publikum beim Sängerfest in Nürnberg. Foto: Karin Theil
Das Ziel des Gründers Reinhold Schneiders, die „Weitergabe Siebenbürgisch-Sächsischen Liedguts“, hat der Chor erreicht, bestätigte Inge Alzner. Der Chor lebt und liebt die Musik und die Traditionen werden großgeschrieben, man trifft sich zum Gesang und zusammen mit der Nachbarschaft Fürth werden Kaffeenachmittage, Ausflüge und viele gemütliche Stunden in geselliger Runde verbracht. Das Jubiläum wurde durch Sigrid Uiselt, die Tochter des Chorgründers Reinhold Schneider, sowie die Gründungsmitglieder der Fürther Nachbarschaft Helmut König und Andreas Bürger geschmückt. 2004 übernahm Rosel Potoradi die Fürther Nachbarschaft und nach dem Tod von Reinhold Schneider auch den Chor, den sie sehr erfolgreich leitet. Eine fantastische Bildpräsentation aus 20 Jahren Chor und Nachbarschaft Fürth, erstellt von Angelika Meltzer, ließ die Jubilare im Anschluss in Erinnerungen schwelgen. Es wurden nicht nur Bilder von gemeinsamen Auftritten und Unternehmungen gezeigt, auch Gesang des Fürther Chores war zu hören.

Es folgten Ehrungen: Helmut König und Andreas Bürger wurden als Gründungsmitglieder der Fürther Nachbarschaft und Gerda Bürger, auch als aktive Mitarbeiterin im Seniorenrat der Stadt Fürth, die silberne Ehrennadel des Verbandes verliehen. Gertrud Roth, Erna Kloos, Ilse Ongert, Maria Kepp, Georg Ongert, Edith Tontsch, Josef Bock, Maria Bock erhielten für treue, langjährige Chormitgliedschaft von der ersten Stunde an und vielseitigen organisatorischen Einsatz zum Wohle der Gemeinschaft eine Urkunde des Landesverbandes Bayern, Johann Gotzmeister wurde für seine Chormitgliedschaft und seinen organisatorischen Einsatz eine Urkunde der Fürther Nachbarschaft überreicht. In einem Sketch von Doris Hutter und Angelika Meltzer wurde das vielseitige Engagement von Rosel Potoradi wiedergegeben. Für ihren unermüdlichen Einsatz erhielt Rosel Potoradi eine Anerkennungsurkunde von der Landesvorsitzenden Herta Daniel, da sie bereits alle Auszeichnungen des Verbandes ihr Eigen nennen kann. Dem Haus der Heimat wurde für seine Förderung gedankt.

„Musik erfüllt die Welt“

Das Sängerfest des Landesverbandes Bayern war Umrahmung und zugleich Höhepunkt der Jubiläumsfeier mit Geburtstagsständchen aus ganz Bayern. Die Organisatorin Doris Hutter führte in das Sängerfest unter dem Motto „Musik erfüllt die Welt“ ein und freute sich sehr, den Chor des Bürgervereins Langwasser zu den Gästen des Sängerfestes zählen zu können. Sie dankte u.a. Hans Folea-Stamp für das ansprechend gemalte Bühnenbild. Herta Daniel überbrachte die Grüße des Landes- und Bundesvorstandes und unterstrich die Wichtigkeit der Musik für Körper und Seele sowie den Zusammenhalt und die gegenseitige Hilfe im aktiven Verbandsleben.

Drei charmante junge Damen, in Tracht angezogen, wie es sich einst an Festtagen gehörte, übernahmen die Moderation des Sängerfestes: Katharina Theil, Lisa Schuster und Marie Luise Potoradi führten sehr sympathisch durch das Programm. Der Chor der Kreisgruppe Waldkraiburg (Leitung Johanna Pelger) eröffnete den Sängerreigen. Die Burgberger Singgruppe aus Ingolstadt (Leitung Katharina Kraus) sang zum ersten Mal und sehr erfolgreich beim Sängerfest mit, gefolgt vom gemischten Chor der Kreisgruppe Rosenheim (Leitung Hedwig Zermen). Die Chorgemeinschaft Bürgerverein Langwasser (Leitung Robert Schad) begeisterte das Publikum mit dem sächsischen Lied Äm Hontertstroch.

In der Pause gab es zum Kaffee selbstgebackene Kuchen der Chorsängerinnen der Fürther Nachbarschaft und man konnte die Ausstellung von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien zur Pilgerreise „Glauben und Gedenken. Kirche unterwegs – 70 Jahre seit Evakuierung und Deportation“ besichtigen. Konzipiert wurde diese von Dr. Stefan Cosoroabă, ausgeführt von der Museologin Elisabeth Binder.

Schirmherrin Petra Guttenberger verdeutlichte in ihrer Rede, mit welcher Kraft die Musik das Wohlbefinden der Menschen positiv beeinflussen kann. Sie wünschte weitere Generationen zur Fortführung der siebenbürgisch-sächsischen Traditionen und überreichte den Organisatoren einen Scheck. Anschließend trat der Siebenbürger Chor Augsburg (Leitung Helga Schwägele) u.a. mit Kein Fleckchen hier auf dieser Erde, dessen Komponist Dieter Weber im Saal saß, auf, gefolgt vom gemischten Chor der Kreisgruppe Bad Tölz - Wolfratshausen (Leitung Renate Klemm), wonach der Singkreis Nürnberg (Leitung Margarete Schuster) seine Lieder darbot. Der gemischte Chor der HOG Nadesch Siebenbürger Vocalis (Leitung Angelika Meltzer) sang, nachdem Wilhelm Stirner für sein Engagement im Dienste der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft und seiner langjährigen Leitung des Chores eine Anerkennungsurkunde von der Landesvorsitzenden Daniel erhalten hatte. Der Siebenbürger Chor Fürth-Nürnberg (Leitung Rosemarie Potoradi) rundete den vielfältigen Chorgesang ab.

Es folgte der Höhepunkt des Sängerfestes: das gemeinsame Singen aller Chöre. Dicht gedrängt auf und neben der Bühne, dirigiert von Rosel Potoradi, sangen die Sängerinnen und Sänger gemeinsam das englische Volkslied Musik erfüllt die Welt, ein überwältigendes Bild für die Zuschauer und ein erhebender Augenblick der Verbundenheit für die Sänger selbst. Doris Hutter dankte den Helfern und dem Haus des Deutschen Ostens München für die Finanzierung des Festes, ganz besonders aber den Sängern für das Pflegen der Gesangstradition und das Bekenntnis zur siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft. Ein großes Dankeschön gebührt dem Landesverband Bayern und dem Kreisverband Nürnberg für die Ausrichtung dieser beiden ineinandergreifenden Festveranstaltungen.

Hildegard Steger

Schlagwörter: Chöre, Bayern, Sängerfest

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