5. Dezember 2014

Zu Balduin Herters kurzer Geschichte von Zeiden

„So viel wissen wir heute über Zeiden in seinen ersten acht Jahrhunderten.“ Mit dieser Aussage werben die Herausgeber auf der Umschlagrückseite eines 128 Seiten schmalen Büchleins für Balduin Herters „Eine kurze Geschichte von Zeiden in acht Jahrhunderten“. Gemeint ist die Zeit einer Entwicklung der heutigen Stadt von ihren Anfängen – vermutlich im 13. Jahrhundert, im Kontext der Herrschaft des Deutschen Ordens im Burzenland – bis zum Ersten Weltkrieg.
„So viel wissen wir heute ...“ – Ist das nun eine absatzfördernde Übertreibung oder eine den Wert dieser Publikation mindernde Untertreibung? Beides, denn natürlich wissen wir viel mehr über die Stadt unter der Schwarzburg, ein Blick in die Literaturliste mit rund 170 ausgewählten Titeln (S. 116-124) beweist es. Insgesamt waren es bereits im Jahr 2004 über 600 Beiträge mit zusammen mehreren tausend Seiten, die Herter in seiner „Bibliographie von Zeiden“ (Heft 10 der „Zeidner Denkwürdigkeiten“) erfasst hat.

Es sind also viel mehr Details aus der Geschichte von Zeiden bekannt, nicht nur „so viel“. Andererseits aber erfahren wir aus diesem Büchlein weit mehr, und das in einer so kompakten und zugleich zuverlässigen Form, dass ruhigen Gewissens behauptet werden kann: Es handelt sich um eine Zusammenfassung der Kenntnisse, die der unermüdlich suchende Forschergeist Balduin Herter (1926-2011) in mehreren Jahrzehnten seines arbeitsreichen, für seine Heimat und für seinen Geburtsort engagierten Lebens zusammengetragen und zu einem Nachschlagewerk, einem Kompendium über seinen Heimatort zusammengefasst hat.

Die Aussage „so viel wissen wir heute ...“ entspricht aber auch den einschränkenden Aussagen von Balduin Herter im Vorwort dieses Büchleins. Denn er bringt einerseits zur Kenntnis, dass „in der vorliegenden Chronik einige Zeitabschnitte nicht bzw. nur dürftig belegt sind“ und dass „nur recht wenige Unterlagen aus Zeidner Quellen zur Verfügung“ stehen. Andererseits regt er zu weiteren Nachforschungen an, die „spärlich“ vorhandenen Unterlagen und Kenntnisse zu ergänzen und zu vervollständigen.

Es macht wenig Sinn, die kurz gefassten Informationen des Kompendiums in Chronikform in dieser Besprechung noch kürzer gefasst zu wiederholen. Das Buch sollte jeder lesen, der an Zeidens Entwicklung in den letzten acht Jahrhunderten interessiert ist; es kann aber auch für Wissenschaftler spannend sein, die etwa das Unterrichtswesen in Siebenbürgen untersuchen, denn die vielen Hinweise auf vor Ort tätige Schulmeister, auf Gymnasiasten in Kronstadt oder auf Studenten in Wien, Krakau, Padua oder Wittenberg, die aus Zeiden stammen, sprechen von selbst über den Bildungsstand der Bewohner einer Marktgemeinde. Dass ein Zeidener in Venedig als Buchdrucker gearbeitet hat, dass 1495 ein „Spiegel der Beispiele“ als „Buch aus der Kirche von Zeiden“ niedergeschrieben wurde, sagt ein Übriges aus.

Wenn man aber von den unzähligen Heimsuchungen des Ortes durch Kriege, Brände, Seuchen (Pest!), Dürre, Überschwemmungen, Hagel, Heuschrecken, Hungersnöte, Plünderungen, Requirierungen und vieles mehr liest, dann fragt man sich, wie eine so kleine Gemeinschaft wie die Zeidner (1786 waren es genau 3054 Seelen) die Jahrhunderte überstehen konnte! Oder man stellt stolz fest, was für eine kraftvolle Gemeinschaft doch da gelebt und gearbeitet haben muss, wenn sie diesen Widrigkeiten so lang standhalten konnte!

Diese kurze Ortschronik ist eben viel mehr geworden als eine knappe Aneinanderreihung mehr oder weniger bekannter Daten aus der Geschichte von Zeiden. Man kann manches erfahren oder nachschlagen und man wird zur weiterführenden Auseinandersetzung mit der Entwicklung dieser bedeutenden Ortschaft des Burzenlandes angeregt. Die klare, allgemein verständliche Sprache des Autors macht das Kompendium dessen, „was die Forschung bislang eruiert hat“, angenehm lesbar und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Konrad Gündisch


Balduin Herter: „Eine kurze Geschichte von Zeiden in acht Jahrhunderten“. Hg.: Zeidner Nachbarschaft und AKSL, Heidelberg, 128 Seiten, 10,00 Euro (zuzüglich Porto), ISBN: 978-3-929848-99-1. Das Buch kann über Rüdiger Zell, Storchenweg 1, 89257 Illertissen, E-Mail: ruedigerzell[ät]web.de, bezogen werden.

Schlagwörter: Buch, Zeiden, Ortsmonographie

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