28. Dezember 2014

Geschichte des Zeidner Waldbades

Keine der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften in Deutschland hat eine so rege Forschungstätigkeit zur Ortsgeschichte wie die der Zeidner. Das widerspiegelt sich in 19 Büchern, die bisher in der Reihe „Zeidner Denkwürdigkeiten“ erschienen sind, einige sogar in mehreren Auflagen. Diesbezüglich spielt der auf Initiative von Balduin Herter gegründete Zeidner ortsgeschichtliche Gesprächskreis (ZOG), der periodisch tagt, eine sehr wichtige Rolle. Der 19. Band der Serie, „Das Zeidner Waldbad – von der Gründung bis heute, 1904-2014“ von Helmuth Mieskes, wurde bei der vierten Zeidner Begegnung, die vom 8. bis 10. August 2014 in Zeiden stattfand, vorgestellt. Das Buch erschien aus Anlass des vor 110 Jahren eingerichteten Waldbades in Zeiden.
Im Vorwort des rund 200 Seiten starken Bandes betont Altnachbarvater Udo Buhn: „Das Zeidner Waldbad war und ist sicherlich auch für viele andere Zeidner ein wichtiger Teil der Heimat – sowohl als Ort wie auch als Gefühl.“ Er greift dabei auf die Aussage von Armin Mueller-Stahl zurück: „Heimat ist nicht ein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“ Das 100-jährige Bestehen des Waldbades wurde 2004 im Rahmen der zweiten Begegnung in Zeiden gefeiert und dabei im ortsgeschichtlichen Gesprächskreis vorgeschlagen, eine Geschichte des Waldbades zu veröffentlichen. Entstanden ist mit Hilfe der Zeidner eine gut dokumentierte und mit zahlreichen Bildern illustrierte Arbeit, die die Entwicklung des Waldbades bis heute dokumentiert.

Im ersten Teil, „Das Zeidner Waldbad – die Fakten vom Anfang bis heute“, geht Helmuth Mieskes auf die in Siebenbürgen nach 1848 stattgefundene Entwicklung ein. Dabei betont er die Bedeutung des regen Vereinslebens in Zeiden. Der am 27. November 1889 gegründete Zeidner Verschönerungsverein setzte sich mehrere Vorhaben zum Ziel, darunter die Einrichtung eines Waldbades. Als Termin wird der 26. Mai 1904 festgehalten, als bei der Ausschusssitzung die Errichtung einer Badeanstalt ins Gespräch gebracht wurde. Ein Becken von 20 Meter Länge, 10 Meter Breite und 1,5 Meter Tiefe wurde dann auch durch viel freiwilligen Einsatz ausgehoben, Umkleidekabinen wurden aufgestellt.

Bereits am 4. Juli 1904 konnte das Tauffest „mit großer Begeisterung gefeiert werden“, wie der Autor festhält. Später kam eine Gastwirtschaft hinzu. 1921 wurde das Waldbad in „Carmen Sylva“ nach dem Namen der ersten rumänischen Königin Elisabeth umbenannt. Weiterhin geht der Autor auf die organisatorischen Änderungen im Verschönerungsverein ein und auf Arbeiten, die am Waldbad vorgenommen wurden. So wurde das Bad 1932 unter anderen um einen Sprungturm mit Wendeltreppe erweitert. Während der Kriegsjahre stand das Waldbad den Badegästen offen. Auch zwei Seen wurden später angelegt, die Anglern und Sportlern auch heute zur Verfügung stehen. In den kommunistischen Jahren wurde das Waldbad enteignet, von verschiedenen Tourismusagenturen oder sogar Konsumgenossenschaften betrieben. Nach der Wende von 1989 und bis heute konnten die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt werden. 2002 ging es in den Besitz von Marius Pavel. 2005 leitete das Bürgermeisteramt von Zeiden ein gerichtliches Verfahren ein wegen unrechtmäßigem Verkauf des Waldbades, das bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Auch gibt es ein neues Projekt seitens des Bürgermeisteramtes, ein modernes Schwimmbad auf dem unteren Schulfestgelände zu errichten. Ob es auch verwirklicht wird, bleibt offen.

Sehr ansprechend sind auch die im zweiten Teil enthaltenen „Waldbadgeschichten“, die von verschiedenen Autoren beigesteuert wurden. Darunter auch die vom Verbrecher Ion Bălan am 20. August 1928 verübten drei Morde, die das ganze Burzenland in Angst und Schrecken versetzen.

Der dritte Teil, der Anhang, enthält eine Namensliste der Vorstände des Verschönerungsvereins von 1889 bis 1939, ein Quellenverzeichnis und einen reichen Bildanhang mit Archivfotos von 1904 bis 2011. Desgleichen ist ein Porträt mit Lebensdaten des Autors einzusehen. Helmuth Mieskes hat mit diesem Band einen weiteren Baustein zur Zeidner Ortsgeschichte, aber auch zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Siebenbürgens gelegt.

Dieter Drotleff


Helmuth Mieskes: „Das Zeidner Waldbad – von der Gründung bis heute – 1904-2014“. Zeidner Nachbarschaft, Köln, 2014, 195 Seiten, 22,50 Euro (einschließlich Porto), zu beziehen bei Rüdiger Zell, Storchenweg 1, 89257 Illertissen, E-Mail: ruedigerzell[ät]web.de

Schlagwörter: Buch, Zeiden, Monographie

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