22. Dezember 2015

Faszinierendes Karpatenland

Oberst August Roland von Spiess (1864-1953) ist jene legendäre Jägergestalt, die Ende des 19. und bis Mitte des 20 Jahrhunderts den Reiz und den Zauber der Karpaten als Jagdland mit entdeckte und durch seine zahlreichen Veröffentlichungen die interessierte Öffentlichkeit (Jäger, Ornithologen, Naturfreunde und Hochtouristen) an seinen Erlebnissen teilhaben ließ. In der Fachwelt wird er heute als der erfolgreichste Jagdschriftsteller Siebenbürgens, ja sogar Rumäniens angesehen und hoch geschätzt.
Als junger Leutnant kam er 1886 in die Garnison Broos und brachte es in Hermannstadt bis Ende des Ersten Weltkrieges zum Oberst. In dieser Zeit jagte er überwiegend in den Südkarpaten (Fogarascher- und Zibinsgebirge). Als Siebenbürgen nach 1919 zum Königreich Rumänien kam, wurde August von Spiess 1921 zum Hofjagddirektor S.M. König Ferdinand ernannt. Er organisierte nach mitteleuropäischem Muster sämtliche Krondomänen Großrumäniens (von den Ostkarpaten bis in das Donaudelta), die er mit Erfolg und Hingabe 17 Jahre lang bis zum Ruhestand 1938 leitete. In diesem Zeitraum waidwerkte er mit gekrönten Häuptern Europas, wie König Carol I., den Königen Georg von Griechenland, Alexander von Jugoslawien, den Prinzen Nikolaus von Rumänien, Wilhelm von Schweden, Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen, Erbprinz Gottfried von Hohenlohe-Langenburg, Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern u.a.
In den führenden Fachzeitschriften („Der Deutsche Jäger“, „Weidwerk und Hundesport“ Wien, „Wild und Hund“ Berlin, „Waidmannsheil“ Klagenfurt, „Jagd und Hege“ Temeschburg, „Carpații“ Klausenburg, u.a.m.), veröffentlichte er hunderte Fachbeiträge.
Einige von seiner Enkelin Dr. H. Stein ausgewählte Jagderzählungen wurden in das vorliegende Buch aufgenommen. Geschildert werden besondere Begebenheiten mit Bär, Wolf und Luchs, Hirsch, Rehbock und Auerhahn sowie mit den seltenen Adler und Geier der Karpaten und dem Federwild des Donaudeltas (Pelikan Kormoran, u.a.) und dem heute ausgestorbenen Trapphahn der „Walachei“ (Bărăgan).
Spiess war nicht nur Jäger und Heger, sondern auch ein begnadeter Naturforscher, Wildbiologe, Ornithologe und Naturschützer. Die zahlreichen Lichtbilder mit z.T. Seltenheitswert steigern den wissenschaftlichen Gehalt dieser Veröffentlichung und weisen den Autor auch als begabten Fotografen aus. Nicht in Vergessenheit geraten sind seine einstigen Jagdgefährten sowie die bodenständigen rumänischen Jagdgehilfen (Bergbauernjäger), für die er immer wertschätzende Worte fand. Seine beiden Afrika-Expeditionen, 1936 an den Kilimandscharo – Äquatorialafrika und 1938 nach Tansania, bereicherten das von ihm ins Leben gerufene Jagdmuseum Hermannstadt (das heute seinem Andenken gewidmet ist), mit seltenen Trophäen wie: Löwe, Büffel, Nashorn, Warzenkeiler etc. Ein Teil seiner Jagderlebnisse sind in diesen Band aufgenommen wie z.B. „Die Löwendoublette“, „Mein erstes Nashorn und ein Warzenkeiler“ u.a.m. Sein Hofjagdamt stellte er auch in den Dienst der Vogelforschung; seine älteste Tochter Silvia Stein von Spiess (s. Siebenbürgische Zeitung, Folge 12 vom 31. Juli 2006, Seite 5), Jägerin und erste Ornithologin Rumäniens, stand als Leiterin der Ornithologischen Sektion ihrem Vater immer hilfreich zur Seite.

Dieser Band ist als historischer Rückblick auf die goldenen Zeiten des Jagdwesens unserer alten Heimat Siebenbürgen anzusehen, in der das Weidwerk noch ein wirkliches Abenteuer war. Das Buch „Karpatenjagd ehemals. Die Geschichten hinter den Trophäen“ von August Roland von Spiess, ISBN 978-606-8573-35-9, zusammengestellt und bearbeitet von Dr. Helga Stein, umfasst 280 Seiten, enthält über 200 Fotografien und kann zum Preis von 19,90 Euro, zuzüglich Versand, beim Honterus-Verlag, str. Livezii 46, RO-550042 Sibiu, Telefon: (0040-269) 227766, E-Mail: office [ät] honterus.ro, erworben werden.

In gleicher Aufmachung erschien das Buch, eigentlich auch als Begleitbuch zur Trophäensammlung des Jagdmuseums in Hermannstadt konzipiert, auch in rumänischer Sprache „Vânători de odinioară“ (ISBN 978-606-8573-36-6)und ist sowohl beim Verlag, in den Hermannstädter Buchhandlungen als auch im Jagdmuseum zu beziehen.

Beide Versionen wurden vom Deutschen Forum Hermannstadt und der DRI finanziell unterstützt. Die deutsche Version kann auch über JANA Jagd + Natur Vertriebs GmbH, Schwalbenweg 1, 34212 Melsungen, E-Mail: info[ät]jana-jagd.de, Telefon: (08 00) 2 28 41 71, für 29,95 Euro bezogen werden.

Rudolf Rösler

Schlagwörter: Rezension, Jagd, Naturwissenschaften

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