8. Februar 2017

Stiftung Siebenbürgische Bibliothek: Bericht über das Geschäftsjahr 2016

Anlässlich des Abschlusses des Geschäftsjahres 2016 und des Beginns des neuen Jahres 2017 möchte ich allen Personen und Institutionen, die mit ihren Zuwendungen die Stiftung gestärkt haben, und damit die Zukunftsaussichten des Siebenbürgen-Instituts, der Bibliothek und des Archivs, alles Gute wünschen und ein herzliches Dankeschön aussprechen! Der Dank gilt gleichermaßen den Gründern der zwölf Unterstiftungen, den Darlehensgebern, den mit Urkunden geehrten, den in die Stiftertafel eingetragenen und vor allem den vielen anderen Personen und Institutionen, die uns geholfen haben.
Während ich die Daten der Buchhaltung auswerte und die Jahresrechnung erstelle, gehen mir auch Gedanken durch den Kopf, die Sinn und Zweck unserer von der Stiftung geförderten Kultureinrichtung, aber auch eines unserer charakterlichen Merkmale, die Tüchtigkeit, betreffen. Der rumänische Ausspruch „Wenn der Sachse nichts zu tun hat, reißt er sein Haus nieder und baut sich ein neues“ ist ein gutes Zeugnis für unsere Tüchtigkeit. Wir, die wir hier leben, haben nun aber unsere Häuser in der alten Heimat sozusagen abgerissen und sind dabei, uns neue zu bauen. Bei Wohnungen und Eigenheimen stehen wir ganz gut da, bei „Häusern“, die für unsere gesamte hiesige Gemeinschaft stehen und als Wahrzeichen dienen, ist jedoch noch einiges zu tun. Eines dieser Wahrzeichen ist eindeutig das Siebenbürgen-Institut in Gundelsheim mit Bibliothek und Archiv. Dieses Wahrzeichen finanziell auf Dauer abzusichern, geht uns alle etwas an. Denke ich an Bibliothek und Archiv, fällt mir das Sprichwort „Aus Erfahrung wird man klug“ ein. Dabei geht es nicht nur um die eigenen, sondern auch um die Erfahrungen anderer.

Darauf beruht das gesamte Bildungswesen. Aus diesem Grund werden Erfahrungen dokumentiert und gesammelt. Auch die über Jahrhunderte unter wechselnden Herrschaftsformen gemachten Erfahrungen der Siebenbürger Sachsen, in einem Gebiet mit vielen Volksstämmen, Sprachen und Religionen, sind interessant und wertvoll, nicht nur für unsere Nachkommen, sondern auch für die Allgemeinheit. Das kann man in der Praxis an der für eine wissenschaftliche Bibliothek auffällig großen Anzahl von Nutzern erkennen. Das ist auch der Hauptgrund, unsere Schätze an Geschichts- und Kulturzeugnissen zu bewahren.

Der Bestand der Siebenbürgischen Bibliothek wuchs im abgeschlossenen Jahr um 1587 auf 85375 bibliographische Einheiten. Genutzt wurden davon 3932 Einheiten (4,61 Prozent des Bestandes) wie folgt: 2687 in den Räumen der Bibliothek, 653 per Fernleihe und 592 wurden gescannt und per E-Mail verschickt. In der Bibliothek recherchierten 382 Nutzer, daheim 592 die angeforderten Unterlagen. Es wurden auch 2823 elektronische Titelnachweise erstellt. Insgesamt verfügt die Bibliothek über 49752 solcher Nachweise für Monographien und 2962 für Periodika. Dabei handelt es sich um Titel von Büchern und Zeitschriften, die im gesamten Bundesgebiet erstmalig in der Siebenbürgischen Bibliothek vorhanden sind. Der größte Teil des Bibliotheksbestandes ist über den „Karlsruher Virtuellen Katalog“ (KVK) beziehungsweise über den Katalog der Bibliotheken der Universität Heidelberg (HEIDI) recherchierbar. Das Nachlassarchiv verzeichnete fünf Neuzugänge, die 1,8 Regalmeter einnehmen. Sieben Nutzer recherchierten in 56 Bänden. Das Bildarchiv erhielt 50 Bilderspenden, die 0,6 Regalmeter einnehmen. Außer den Tätigkeiten wie Sichten, Klassifizieren, Registrieren und Einordnen der Neuzugänge und der Rücksendungen oder Digitalisierung von Bildern und Schriftstücken etc. beantwortete das Bibliotheks- und Archivpersonal zahlreiche telefonische Anfragen und versandte 2046 E-Mails und viele Briefe. An dieser Stelle ist dem Personal des Instituts und der Bibliothek ein großes Lob auszusprechen, das größtenteils nur befristete und Teilzeitstellen hat und längst nicht alle anstehenden Arbeiten erledigen kann. Insbesondere bei der Erstellung von Antragsunterlagen für die Finanzierung wissenschaftlicher Projekte durch Dritte und bei der Projektbegleitung ist die Situation nicht zufriedenstellend. Trotzdem sind wegen der emotionalen Verbundenheit der Mitarbeiter mit ihrer Tätigkeit die erbrachten Leistungen sehr beachtlich.
Die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek konnte diese Tätigkeit mit rund 96000 Euro aus ihren Erträgen von rund 100000 Euro fördern. Am Wachstum des Stiftungsvermögens beteiligten sich 283 Personen und Vereine. Davon handelten 109 aus eigener Initiative, die anderen 174 Personen beteiligten sich an fünf Sammelaktionen (drei Beerdigungen und zwei Geburtstage). Dank einer Handvoll sehr großzügiger Personen unter den Spendern, erhielt die Stiftung Zuwendungen im Gesamtwert von rund 57000 Euro, die dem Vermögen gutgeschrieben und Ertrag bringend angelegt wurden. Für Verwaltungs- und Werbungskosten wurden rund 3200 Euro ausgegeben. Rücklagen konnten im vergangenen Jahr 2016 nicht gebildet werden. Das aktuelle Stiftungsvermögen beträgt rund 2,7 Millionen Euro. Ob in den kommenden Jahren die Ertragslage aufrechterhalten werden kann, ist bei dem aktuellen Zinsniveau von Anleihen ungewiss. Helfen würde auf jeden Fall eine Erhöhung der Investitionen, was nur durch das Wachstum des Stiftungsvermögens möglich ist. Unsere Bankverbindung: VB Oberberg, BIC: GENODED1WIL, IBAN: DE75 3846 2135 0211 0290 13.
Die Fertigstellung unseres gemeinsamen „Hauses“ Siebenbürgen-Institut mit Siebenbürgischer Bibliothek und Archiv durch die Stärkung der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek ist besonders für unsere Kinder und Enkel und deren Bindung an unser Vermächtnis wichtig und liegt im Rahmen unserer Möglichkeiten. Packen wir es an!

Hatto Scheiner

Schlagwörter: Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, Siebenbürgen-Institut, Schloss Horneck

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