22. August 2017

Neue Blaga-Übersetzung in Wien präsentiert

Am 29. Mai wurde auf Einladung des Rumänischen Kulturinstituts Wien und der Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft im Rumänischen Kulturinstitut Wien Lucian Blagas Buch „Das Experiment und der mathematische Geist“ (Experimentul și spiritul matematic), aus dem Rumänischen übersetzt von Prof. Dr. Rainer Schubert, erschienen im Verlag new academic press, Wien, 2017, präsentiert. Damit sind gemäß Blagas Testament aus dem Jahr 1959 die „Trilogie der Erkenntnis“ und die beiden thematisch dazugehörenden Schriften „Über das philosophische Bewusstsein“ und die eben genannte Schrift „Das Experiment und der mathematische Geist“ ins Deutsche übersetzt, was der Bekanntmachung von Blagas Philosophie im deutschen Sprachraum sicher sehr förderlich ist.
Lucians Blagas Text verfolgt bekanntlich zwei Entwicklungslinien hinsichtlich des Zusammenhanges von Experiment und mathematischem Geist: die antik-aristotelische Linie, die sich auch noch in Goethes Farbenlehre nachweisen lässt, und die galilei-newtonsche Linie, deren Experimentalcharakter und mathematische „Supramethode“ längst auf viele andere Wissenschaftsgebiete übergegriffen hat. Der Übersetzer weist aus eigener Studienerfahrung darauf hin, wie viel Mathematik heutzutage beispielsweise auch ein Psychologiestudent lernen muss. Obwohl Blagas Text schon über ein halbes Jahrhundert alt ist, ist er aktueller denn je. Das Experiment und der mathematische Geist bilden die Grundlagen unseres wissenschaftlichen Zeitalters. Hier trifft Blaga zweifellos den wissenschaftlichen Zeitgeist des 20. Jahrhunderts. Der Vortrag in Wien bot auch Text- und Übersetzungsproben des Buches an.

Im Anschluss sprach der Wissenschaftstheoretiker und Philosoph Univ.-Prof. Dr. Stephan Haltmayer, durchaus mit philosophischen Bemerkungen Lucian Blagas in Zusammenhang stehend, über einen anderen Wissenschaftsphilosophen aus Rumänien, nämlich Imre Tóth, der nach Vittorio Hösle zu den bedeutendsten Mathematikhistorikern des 20. Jahrhunderts zählt und der lange Jahre auch an der Universität Bukarest gelehrt hat, bevor er nach Deutschland und Frankreich ging. Der Vortrag Haltmayers bezog sich auf die nicht-euklidische Geometrie bei Aristoteles nach Imre Tóth und berücksichtigte einige Hauptpunkte der historischen Entwicklung der nicht-euklidischen Geometrie. In diesem Zusammenhang kann darauf hingewiesen werden, dass sowohl bei Lucian Blaga als auch bei Imre Tóth das Verhältnis von Aristoteles bis zur modernen Mathematik eine Rolle spielt.

Das Buch ist mit Unterstützung des Nationalen Bücherzentrums Rumänien durch das Translation und Publication Support Programm des Rumänischen Kulturinstituts erschienen. Der Übersetzer Rainer Schubert promovierte in Philosophie an der Universität Wien, war langjähriger Leiter des Österreichischen Kulturforums in Bukarest und später Professor für Philosophie an der deutschsprachigen Abteilung der Babeș-Bolyai-Universität in Klausenburg. Derzeit ist er Hochschulprofessor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz (NÖ). Er ist mehrfacher Buchautor zur Technik- und Kulturphilosophie. Rainer Schubert beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Philosophie Lucian Blagas und hat neben dem jetzt erschienenen Band auch die anderen Bücher der „Trilogie der Erkenntnis“ ins Deutsche übersetzt. Prof. Schubert ist überzeugt davon, dass Lucian Blaga besonders der deutschsprachigen Philosophie noch sehr viel zu sagen hat.

Der Koreferent Stephan Haltmayer ist für das Gesamtgebiet der Philosophie habilitiert und war viele Jahre als Universitätsprofessor je zur Hälfte an den Instituten für Philosophie und für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung der Universität Wien beschäftigt. Seine Lehrtätigkeit und Publikationen haben den Schwerpunkt griechische Antike.

Hiermit ergeht großer Dank an das Rumänische Kulturinstitut in Wien und die Österreichisch-Rumänische Gesellschaft, welche die gelungene Veranstaltung ermöglicht haben. Der Generalsekretär der Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft, Mag. Lukas Vosicky, drückte die Hoffnung aus, dass noch viele weitere Übersetzungen des Werks von Lucian Blaga im Verlag new academic press erscheinen mögen.

Hans Dama

Schlagwörter: Blaga, Buchvorstellung

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