24. September 2017

„Geheimnisvolles Siebenbürgen – Reise in eine andere Zeit“: Charmante Einladung aus der WDR-Reihe „Wunderschön“

Beim großen Sachsentreffen Anfang August in Hermannstadt hat Bischof Reinhart Guib in seiner Predigt den Satz gesagt: „Die Heimat hat sich verändert, aber sie ist nie minderwertiger geworden als früher.“ Er hat damit die Einladung verbunden, die heute in der Ferne lebenden Siebenbürger mögen ihre Kinder, Enkelkinder, Verwandte und Freunde mitbringen oder dazu animieren, Siebenbürgen zu besuchen, um zu sehen, wie reich und schön unsere Heimat doch auch heute noch sei. Da kommt der Film aus der traditionsreichen Sendereihe des WDR mit dem suggestiven Titel „Wunderschön“ gerade recht. Neunzig Minuten lang entführt Stefan Pinnow seine Zuschauer ins Burzenland, nach Deutsch-Weißkirch, Schäßburg und in das Hermannstädter Umland.
Noch eine weitere in der inzwischen stattlichen Reihe von Filmreportagen über das Land im Karpatenbogen, mag man versucht sein zu fragen. Nein, das hier ist mehr, denn dem einfühlsamen und von Menschen, die Siebenbürgen lieben, offenbar gut beratenen Moderator gelingt es, das differenzierte Bild eines Landstriches zu zeichnen, in dem Tradition und Moderne eine Symbiose bilden. Diese lohnt es sich zu erkunden. Auch diese Reise nach Siebenbürgen führt natürlich nach Schäßburg, nach Tartlau, nach Honigberg, Deutsch-Weißkirch und auf die Törzburg. Aber sie führt vor allem zu Menschen, die alle eines gemeinsam haben: einen unkonventionellen Plan und eine mindestens doppelte Leidenschaft, für das eigene Projekt und für die siebenbürgische Heimat oder Wahlheimat. Pinnow trifft Cristina Lapis, die in einem Reservat in Zărnești geschundenen, meist als Haustiere missbrauchten Bären eine Heimat gibt, und Miruna Gritu, die in Großau eine Auffangstation für verletzte Störche aufgebaut und mit viel Hingabe und stets auf der Suche nach Fördermitteln betreibt. Er trifft auf Christoph Promberger, einen „Neusiebenbürger“, der versucht, möglichst viele Urwaldparzellen zu kaufen, um sie vor der Holzmafia zu retten, auf den Ziegelbrenner Gheorghe Lascu, der in Deutsch-Weißkirch den wertvollen Rohstoff für die vorschriftsmäßige Renovierung der alten Bausubstanz sächsischer Kirchenburgen nach traditioneller Handwerksart herstellt, und auf den Kachelmaler Michael Henning in Michelsberg. Mensch und Landschaft, das zeigt der Film, verschmelzen zu einem organischen Ganzen, das überzeugt.
Besuch in Deutsch-Weißkirch: Moderator Stefan ...
Besuch in Deutsch-Weißkirch: Moderator Stefan Pinnow unterhält sich mit Caroline Fernolend. Bildquelle: WDR
Aus dem bisher Gesagten soll aber mitnichten geschlossen werden, dass der Film versucht, dem Titel der Reihe „Wunderschön“ durch Wegschauen gerecht zu werden. Das Gegenteil ist der Fall, hinschauen und richtig einordnen ist hier Methode. Schotterpisten führen zu den entlegenen Berghöfen, die Warnung vor unbeschrankten Bahnübergängen fällt sehr eindringlich aus, und auch der unvermeidbare Graf Dracula darf nicht fehlen. Stefan Pinnow fällt nicht auf ihn herein, er entzaubert mit wenigen Worten und einem verständnisvollen Lächeln den Klamauk, der sich genau gesehen auf den Budenzauber am Fuß der Törzburg und das angebliche Geburtshaus in Schäßburg beschränkt.

Der Film lädt alle ein, Siebenbürgen neu zu entdecken – sowohl diejenigen, für die es ein noch unbeschriebenes Blatt ist, als auch die anderen, die meinen, schon alles darüber zu wissen. Faszinierend an Siebenbürgen, sagt Katharina Kurmes, sei dieser „Mix aus etwas, was man kennt, und etwas, was man in seinen Kindheitsträumen hatte“, die Begegnung mit einer viel ursprünglicheren Lebensweise als die der meisten Zuschauer. Sind Sie neugierig geworden?

Der am 10. September 2017 ausgestrahlte Film ist noch ein Jahr lang in der Mediathek des WDR verfügbar. Siebenbürgen aber können Sie noch viel länger besuchen! Gute Reise – und viel Vergnügen.

Hansotto Drotloff

Schlagwörter: WDR, Reise, Siebenbürgen, TV

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