9. Mai 2018

Stefan Sienerth erhält Ehrendoktorat der Hermannstädter Universität

Die Hermannstädter Lucian-Blaga-Universität hat Prof. h.c. Dr. Stefan Sienerth, Germanist, ehemaliger Hochschullehrer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS), den Titel Doktor honoris causa verliehen. Die hohe akademische Auszeichnung erhielt er am 26. April im Rahmen einer Festveranstaltung im Senatsaal der Universität, an der neben Mitgliedern der Universitätsleitung, Professoren, Dozenten und Studenten auch frühere Kollegen des Geehrten von der philologischen Fakultät und dem geisteswissenschaftlichen Forschungszentrum sowie Stipendiaten des IKGS teilnahmen.
Stefan Sienerth war in den Jahren 1974-1986 am Germanistiklehrstuhl des Hermannstädter Hochschulinstituts sowie von 1986 bis zu seiner ­Aussiedlung 1990 am Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften im Bereich der siebenbürgisch-sächsischen Mundartlexikografie tätig. Von 1991 bis zu seiner Verrentung im Jahre 2013 wirkte er am Südostdeutschen Kulturwerk/IKGS in München (vgl. Herausragender Forscher der siebenbürgisch-deutschen Literatur: Interview mit Stefan Sienerth).

Nach der Begrüßung durch Rektor Prof. Dr. Ing. Ioan Bondrea, der auf die wissenschaftlichen Verdienste Sienerths um die rumänische Germanistik und speziell um jene des Hermann­städter Lehrstuhls hinwies, stellte Prof. Dr. Maria Sass, ehemalige langjährige Leiterin des Departments für germanistische und anglistische Studien, Biografie und Werk Sienerths vor. Sie ging auf einige der von ihm verfassten bzw. herausgegebenen und mitherausgegebenen Sammelbände, Anthologien und Editionen – insgesamt über 40 – ein und verwies auf seine rund 130 wissenschaftlichen Studien, 50 längere Interviews mit Schriftstellern, Kritikern und Übersetzern aus Südosteuropa sowie auf eine Vielzahl von Zeitungsaufsätzen und wissenschaftlichen Mitteilungen, die er an Universitäten in Deutschland, Rumänien, Österreich, Ungarn, Slowenien und gelegentlich auch in Frankreich, Serbien, Norwegen und Montenegro gehalten habe. In ihrer Darstellung stützte sich Sass auch auf Äußerungen von Peter Motzan, Franz Hodjak, Joachim Wittstock, Jürgen Lehmann u.a., ebenso auf die Empfehlungsschreiben der externen Gutachter, Prof. Dr. George Guțu, langjähriger Leiter des Lehrstuhls für Germanistik an der Bukarester Universität und Präsident des Rumänischen Germanistikverbandes, sowie Prof. Dr. Iulia-Karin Patrut von der Europa-Universität Flensburg. Maria Sass erwähnte die universitäre Lehre Sienerths an den philologischen Fakultäten in Hermannstadt, München und Bukarest im Bereich der Germanistik und Rumänistik, seine Mitgliedschaften in Institutsgremien und Zeitschriftenredaktionen sowie weitere Auszeichnungen Sienerths. Während seines Direktorats hätte das IKGS die rumänischen Germanistikdepartments im Allgemeinen und den Hermannstädter Germanistiklehrstuhl im Besonderen unterstützt, betonte Sass.
Stefan Sienerth wurde als Ehrendoktor der ...
Stefan Sienerth wurde als Ehrendoktor der Hermannstädter Universität ausgezeichnet, rechts im Bild Rektor Ioan Bondrea und links Senatspräsident Horațiu Rusu. Foto: Fred Nuss
Nach der feierlichen Überreichung der Urkunde durch den Rektor und durch Senatspräsident Prof. Dr. Horațiu Rusu dankte Stefan Sienerth für die Ehrenpromotion. In seinem Festvortrag ging er von der Freundschaft und ergebnisreichen wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen dem aus Rășinari bei Hermannstadt stammenden Jassyer Germanisten und Universitätsrektor Traian Bratu (1875-1940) und dem siebenbürgisch-sächsischen Literatur- und Sprachwissenschaftler Karl Kurt Klein (1897-1971) aus, um jungen rumänischen Wissenschaftlern Möglichkeiten innovativer literaturhistorischer Recherchen aufzuzeigen. Es seien vor allem zwei Bereiche, die ihnen ermöglichen könnten, zu originellen Forschungserkenntnissen zu gelangen: zum einen die geschichtliche Aufarbeitung und Darstellung der Litera­- tur und Sprache der über Jahrhunderte auf dem Gebiet Rumäniens beheimateten deutschen Siedlungsgruppen und zum anderen die vielfältigen deutsch-rumänischen Literatur- und Sprachbeziehungen, Interferenzerscheinungen und Austauschprozesse. Seine theoretischen und literaturgeschichtlichen Ausführungen untermauerte Sienerth mit vielen Fallbeispielen und schloss seinen Vortrag mit einem Hinweis auf die Bedeutung der Übersetzer im deutsch-rumänischen Kultur- und Begegnungsraum.

Die Festveranstaltung wurde in einer 60-seitigen Broschüre dokumentiert, die neben den Ansprachen und Empfehlungen auch ein detailliertes Curriculum vitae Sienerths und die Auflistung seiner Veröffentlichungen enthält.

Eingebettet war die akademische Veranstaltung in ein internationales Forschungsprojekt der Hermannstädter Fakultät für Literatur und Kunst zum Fragenkreis Schriftsteller versus Übersetzer. Während dieser Tagung, an der mehrere Schriftsteller und Literaturwissenschaftler aus dem In- und Ausland teilnahmen, gab es u.a. auch eine Gesprächsrunde zum Thema „Rumänische Literatur im deutschen Sprachraum“, an der sich neben der Bukarester Schriftstellerin und Journalistin Gabriela Adameșteanu, dem Übersetzer Georg Aescht, den Hermannstädter Literaturwissenschaftlern und Hochschulprofessoren Maria Sass und Andrei Terian auch Stefan Sienerth beteiligte.

Schlagwörter: Sienerth, Germanist, Ehrendoktor, Verleihung, Universität, Hermannstadt

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