15. Juli 2018

23. Auflage des Carl Filtsch Wettbewerb Festivals in Hermannstadt

Ein Wettbewerb kann mit den Jahrgängen eines Weines verglichen werden: Es kann ein guter Jahrgang oder ein weniger guter sein, ertragreich oder weniger ertragreich, er kann Spitzenweine hervorbringen oder mittelmäßige Weine. Auf den diesjährigen Carl-Filtsch-Wettbewerb, der vom 3. bis 8. Juli stattfand, übertragen, trifft die Feststellung zu, dass es ein ausgewogener Jahrgang war: sehr guter Durchschnitt, ohne Spitzenleistungen wie in manch einem der vorangegangenen Jahre.
Abhängig ist die Durchführung des Wettbewerbs von den Sponsoren auf lokaler Ebene (Kreisrat und Bürgermeisteramt Hermannstadt, Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien, Hermania/Sobis) und den Institutionen aus dem Ausland (Generalkonsulat der BRD in Hermannstadt, Haus des Deutschen Ostens München, Münchener Musikseminar, Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung München, Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt, Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen), deren langjährige Unterstützung die Durchführung des Wettbewerbs erst möglich macht durch die Sicherung der Rahmenbedingungen und der Preisgelder. Abhängig ist der Wettbewerb auch von den Teilnehmern, die sich der nicht einfachen Herausforderung stellen und überhaupt erst auf den Wettbewerb aufmerksam werden müssen. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Gefordert ist auch die Hermannstädter Philharmonie unter der Leitung von deren Direktor Ioan Bojin und seinem Team, dem die Organisation obliegt.

In diesem Jahr hatten sich insgesamt 33 Teilnehmer in allen drei Kategorien eingeschrieben und stellten sich der Jury: Boldizsár Ckiky (Rumänien, Jurypräsident), Dan Grigore (Rumänien), Tatiana Levitina (Russland), Daniela Andonova (Bulgarien), Mihaela Zamfirescu (Rumänien) und Corinna Ibanescu (Rumänien). Walter Krafft, Ehrenpräsident der Jury, konnte krankheitsbedingt nicht aus Deutschland anreisen.

In der Gruppe der Kleinsten dominierte geballte Mädchenpower. Irisa-Maria Georgiana Filip überzeugte mit ihrem musikalischen und gut vorbereiteten Repertoire. Sie bewies einmal mehr, dass die sechs kleinen Präludien von C. Filtsch überzeugend vorgetragen werden können. Auch ihr kompositorisches Talent stellte die Elfjährige mit der Komposition „Widmung für Königin Maria“ unter Beweis. Neben dem ersten Preis erhielt sie auch den „Peter Szaunig“- sowie den Publikumspreis. Es folgten auf dem zweiten Platz die Bulgarin Veronika Ilieva (zehn Jahre) mit einem reifen Vortrag und Inya Maria Cutova (neun Jahre), letztere ein kleines Energiebündel. Sie erhielt auch den 2. Kompositionspreis in ihrer Altersgruppe für „Dämmer“. Der dritte Preis ging auch ein Mädchen aus dem Gastgeberland, an die elfjährige Maya Alberta Kallo. Eine Belobigung gab es für die elfjährige Maria Chiselenco aus Rumänien.
Irisa-Maria Georgiana Filip: 1. Preis für ...
Irisa-Maria Georgiana Filip: 1. Preis für Interpretation in der Kategorie A, „Peter Szaunig“- und Publikumspreis. Foto: Fred Nuss
In der B-Gruppe änderte sich das Geschlechterverhältnis: Den 1. Preis erspielte der 15-jährige Bulgare Fedor Davydov, der mit brillanter Technik überzeugte, den 2. Preis teilten sich die 15-jährige Eszter Könczei aus Rumänien, die auch den „Carl Filtsch“-Preis in ihrer Alterskategorie erhielt, und der 12-jährige Alexandru Simirad mit einem technisch anspruchsvollen Programm (u. a. A. Vladigerovs „Dilmano Dilbero“). Der 3. Preis ging wie auch der 1. nach Bulgarien an den 12-jährigen Angel Dimitrov Yalachkov. Belobigungen gab es für Remus Andrei Sarpe und Mara Bardac, beide aus Rumänien. Mara Bardac und Marion Mircea Prodea erhielten je einen Sonderpreis als beste Teilnehmer aus Hermannstadt vom Rotary Cibinium Club.

Nach der ersten Etappe der Gruppe C, die die Interpretation von Pflichtstücken beinhaltete (Präludium und Fuge von Bach, zwei Chopin-Etüden, eines der beiden Impromptus in b-moll oder Ges-Dur, das Andante mit Variationen oder eine der beiden Etüden von Filtsch) filterte die Jury die besten Acht für die zweite Etappe heraus. In dieser müssen die Pianisten einen Sonatensatz von Haydn, Mozart oder Beethoven interpretieren, ein oder mehrere Stücke der Romantik sowie ein oder mehrere Werke des Impressionismus oder der Gegenwart. Das Spiel in der 1. Etappe führte zu dem Ergebnis, dass kein 1. Preis in dieser Kategorie vergeben wurde. Dafür gab es zwei 2. Preise für Viacheslav Ronzhin (29 Jahre alt) aus Russland und Vladyslav Mokrytskyi (22) aus der Ukraine, einen dritten Preis für Corina Lupasco (16) aus Moldawien und zwei Belobigungen an Sopia Karshat (18) aus Russland und Paul-Antoniu Buruiana (27) aus Rumänien. Den „Filtsch“-Preis holte in dieser Kategorie Diana Khachatryan (23) aus Russland.
Preisträger des Carl Filtsch Wettbewerb ...
Preisträger des Carl Filtsch Wettbewerb Festivals, von links: Alexandru Simirad, Mara Bardac, Marion Mircea Prodea, Inya Maria Cutova, Irisa-Maria Georgiana Filip, Vladyslav Mokrytskyi, Fedor Davydov, Eszter Könczei, Corina Lupasco, Viacheslav Ronzhin, Diana Khachatryan. Foto: Fred Nuss
Am Sonntag fand das gut besuchte Abschlusskonzert der Preisträger statt. Das Publikum konnte sich vom Niveau der Gewinner selbst ein Bild machen. Es kam kein Klassiker zu Gehör und bis auf Irisa-Maria Georgiana Filip, die „Catec“ von P. Constantinescu vortrug, und Fedor Davydov, der die Zuhörer mit Prokovievs „Scherzo aus 10 Stücken“, op. 12 begeisterte, kann das Programm als eine Hommage an Filtsch und seine beiden Lehrer Chopin und Liszt angesehen werden. Eszter Könczei gelang es, in nuancierten Klangfarben den Abschiedsschmerz und die Todessehnsucht im „Adieu“ von Carl Filtsch herauszuarbeiten und auf den Zuhörer zu übertragen. Diana Khachatryan trug sensibel die „Variationen in A-Dur“ von Carl Filtsch vor. Was folgte, war Corina Lupascos Scherzo op. 54, Nr. 4 in Es-Dur, ein schwieriges Stück, das die junge Pianistin in seiner ganzen Bandbreite beherrschte und der es gelang, die dramatischen Augenblicke in die weniger temperamentvollen Teile harmonisch einzubetten. Vladyslav Mokrytskyi begeisterte mit dem publikumswirksamen „Mephisto Walzer Nr. 1“ von Liszt. Viacheslav Ronzhin beendete den Abend mit Franz Liszts „Ungarischer Rhapsodie Nr. 12“. Effektvoll war seine Interpretation, die Stimmungen aus Melancholie und mitreißendem Tanz als Ganzes erklingen ließ. Lang anhaltender Applaus war sein Lohn.

Das Festival-Programm wurde mit dem Klaviervortrag Josu de Solauns, dem 1. Preisträger des XIII. Enescu-Wettbewerbes, eröffnet, der im Programm unter anderem „Drei Intermezzi“, op. 117 und „Sechs Stücke für Klavier“ op. 118 hatte. Es ist ihm gelungen, den typisch Brahms’schen Ton zu treffen durch sein kontemplatives und nachdenkliches Spiel. Den zweiten Abend bestritt Izabela Voropciuc, die 2016 den ersten Preis beim Filtsch Festival erhielt.

2019 wird der Wettbewerb, der seinen Platz im reichhaltigen Kulturleben von Hermannstadt gefunden hat, erneut Anfang Juli stattfinden. Helfen Sie uns mit Ihren Spenden, den Wettbewerb am Leben zu erhalten.

Dagmar Dusil

Schlagwörter: Carl Filtsch, Wettbewerb, Hermannstadt, Musik

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