9. Juni 2019

Hundert Jahre Gemeinschaft der Deutschen in Rumänien

Vor 100 Jahren, zu Pfingsten (8.-10. Juni) 1919, wurde der Verband der Deutschen in Großrumänien in Hermannstadt (Sibiu) gegründet.
Auf Anregung von Vertretern der Buchenlanddeutschen, die sich schon im November 1918 für die Vereinigung der Bukowina mit Rumänien ausgesprochen hatten, trafen sich zu Pfingsten 1919 Repräsentanten der Deutschen Großrumäniens in Hermannstadt und fassten den Beschluss, einen „Verband der Deutschen Großrumäniens“ zu gründen.

Damit in Verbindung fand am 6. und 7. September 1919 die „Tagung der Deutschen Rumäniens“ in Temeswar statt zwecks Festigung der „politischen Einheit“ der Deutschen Großrumäniens. Aus der Bukowina waren vier Vertreter angereist: Pfarrer Dr. Gregor Schie (Molodia), Prof. Dr. Alois Lebouton, Obmannstellvertreter des deutschen Volksrates in der Bukowina (einer der Redner bei der Festveranstaltung mit 500 Teilnehmern), Prof. Dr. Wenzel Hirschmüller (Czernowitz) und Rechtsanwalt Dr. Hans Zachmann, Obmannstellvertreter in Illischeschti, der auf der Tagung im Namen der Bukowiner Schwaben sprach.

Eröffnet wurde die Tagung im Rathaussaal der Stadt Temeswar vom Vorsitzenden des Deutschen Verbandes in Rumänien, Rudolf Brandsch. Erster Redner war der Banater Sektionsrat Dr. Michael Kausch. Das „Volksprogramm der Gemeinschaft der Deutschen in Großrumänien“ wurde in allen Landesgebieten veröffentlicht bzw. bekannt gemacht. Für die Deutschen aus der Bukowina beispielsweise hatten 30 Vertreter namentlich unterzeichnet, genau so viele aus Bessarabien und Siebenbürgen, die Mitglieder des Vollzugsausschusses nicht mitgezählt.

Als offizielles Gründungsdatum des Verbandes gilt jedoch das Jahr 1921, als sich Vertreter aller deutschen Siedlungsgebiete zur Konstituierung des Verbandes in Czernowitz einfanden. Zum ersten und langjährigen Vorsitzenden war der erfahrene Siebenbürger Politiker Rudolf Brandsch gewählt worden, der Abgeordnete bzw. spätere Senator und hohe Regierungsbeamte sowie Unterstaatssekretär für Minderheiten in Bukarest im Regierungskabinett Nicolae Iorga. Der Bukowiner Jurist und Abgeordnete im Landesparlament und im Czernowitzer Stadtrat, Dr. Alfred Kohlruß, 1920-34 Obmann des deutschen Volksrates für die Bukowina, war als Mitinitiator stellvertretender Leiter des Verbandes der Deutschen in Rumänien.

Rudolf Brandsch war zudem von 1922 bis Frühjahr 1931 Vorsitzender des Verbandes der deutschen Volksgruppen in Europa sowie von 1925 bis 1938 ständiger Delegierter beim Europäischen Nationalitätenkongress. Seit 1920 gehörte der „Volkstumspolitiker“ der Czernowitzer Burschenschaft „Teutonia“ an. Der betagte Politiker starb 1953 an den Folgen der Haft im kommunistischen Gefängnis Doftana.

Die Entstehung Großrumäniens vor 100 Jahren war somit auch die Geburtsstunde der Gemeinschaft der Deutschen Rumäniens, die nun meist geschlossen als deutsche Minderheit in der Öffentlichkeit für die allgemeinen Interessen auftrat. In Großrumänien zählten die Deutschen (Selbstbekenntnis) nach der Volkszählung von 1930 bei insgesamt 18.057.028 Staatsbürgern 745.421 (4,1 Prozent) Personen, die sich wie folgt verteilten: 275.369 im Banat, 237.416 in Siebenbürgen, 75.533 in der Bukowina, 81.089 in Bessarabien, 25.540 im Sathmargebiet, 5.527 in der Maramuresch, 12.581 in der Dobrudscha und 32.366 in Altrumänien. Insgesamt gaben 760.687 Staatsbürger Deutsch als Muttersprache an. Die Differenz von über 15.000 gegenüber den Angaben über die Volkszugehörigkeit ergab sich daraus, dass eine Anzahl von Juden in der Bukowina und im Banat sowie andere Personen („Österreicher“) ebenfalls Deutsch als Muttersprache angaben.

Luzian Geier

Schlagwörter: Rumänien, Großrumänien, deutsche Minderheit

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