15. November 2020

Bleibende Motive für das Seelenleben: Till Mayers Siebenbürgen-Kalender 2021

Es ist Herbst. Bereits in wenigen Wochen wird sich ein Jahr verabschieden, welches uns Menschen plastisch zeigte, wie zerbrechlich und vergänglich scheinbar Gewohntes über Nacht werden kann. Was nehmen wir nun aus dieser eher bedrückenden Gegenwart mit in die Zukunft? Auf jeden Fall die nie versiegende Hoffnung auf Besserung. Diese klopft demnächst an. Vielleicht schon ab Januar. Nötigen Begleitschutz dafür liefern treffsichere Fotos von Till Mayer, die er sorgsam und mit geschärftem Blick für seinen Kalender ausgewählt hat.
Der Autor mag die flüchtigen Vergänglichkeiten unserer Erlebniswelten keineswegs. Im Gegenteil: Er versucht, durch aufrüttelnde Tiefblicke, beachtenswerte Detailtreue und mutige Beharrlichkeit zu überzeugen. Substantielles ist für ihn enorm wichtig. Nur so etwas eignet sich für das personengebundene Erinnerungsarchiv. Wo Till Mayer drauf steht, sind eben bewegende Langzeitbeobachtungen drin. Distanz ist ihm fremd.

„Gut ist es bei all den traurigen Bildern, wenn man auch Schönes sieht“, erkennt der überall genau Hinsehende und schwärmt für Siebenbürgen. Als er in den 1990er Jahren als Skifahrer in der Schulerau weilte, begeisterte ihn die teilweise noch unverfälschte Natur in den Karpaten. Über die Siebenbürger Sachsen wusste er noch nichts. Das änderte sich, als der Journalist, Fotograf und Filmemacher später eine Reportage über eine Familie in Kleinalisch, unweit von Schäßburg, machte. „Die Krestels haben mich damals sehr beeindruckt. Sie leben ihren Glauben und ihre Tradition. Sie lieben ihr Dorf und ihre Heimat“, betont Mayer. Unvergessliche Momente, die für einen Dammbruch bei ihm sorgen sollten. Das verschlafene Dorf ließ ihn fortan nicht mehr los. Vor wenigen Monaten schaffte es der Ruhelose, erneut dorthin zu gelangen, um seine Bekannten zu besuchen. Die dort Lebenden sind bewundernswert friedfertig, trotz der immensen Probleme, die sie im Alltagsleben zu bewältigen haben. „Leider ist Rumänien in vielen Köpfen meiner bundesrepublikanischen Mitbewohner lediglich ein korruptes Vampirland“, ärgert er sich. Mit einem Kalender möchte der klug Beobachtende jetzt dagegen halten. Mitten in Siebenbürgen findet der Betrachter viel Sehenswertes, Bewahrenswertes und oft auch durch jede Menge Herzblut Entstandenes. Seine Fotos sorgen für reichlich Gesprächsstoff und laden zum Innehalten ein. Sichtbar wird beispielsweise Michael Krestel in „seiner“ Kirche. Andere Bilder zeigen verführerische Landschaften im Herzen Europas. Oder Aufnahmen von lebendigen Alltagsszenen. Bildhafte Begegnungen gibt es mit dem Hirten vor der Hutweide oder frivolen Kühen, die auf kaum befestigten Straßen voller Eigensinn ihren Weg gehen. Und zwar jeden Tag! Der Schäfer mit seiner Fellmütze plus eindrucksvollen faltigen Gesichtszügen hat dem Aufnehmenden bestimmt reichlich Geschichten erzählt. Geschichtsbeladen wirken die abgebildeten Dörfer und altehrwürdige Wehrkirchen. Eine noch immer diensttaugliche Pferdekutsche hält natürlich straff den Kurs bei jedem Wetter.

Dietmar Gross, ein zurückgekehrter Siebenbürger Sachse und jetziger Aktivposten im Unruhestand in Deutsch-Weißkirch, sei ein guter Wissens-und Ratgeber gewesen. Till Mayer moniert zugleich die weltweite Verantwortungslosigkeit und outet sich als Liebhaber europäischer Vielfalt. Elektrisiert erklärt der Macher: „Die Siebenbürger Sachsen scheinen einiges richtig gemacht zu haben in den 850 Jahren, in denen sie ihr Siedlungsgebiet prägten. Sonst würde nicht einer von ihnen heute Präsident Rumäniens sein …“.

Der Kalender kann zum Einzelpreis von 9,50 Euro (zehn Stück kosten nur je 6,00 Euro) beim Erich Weiss Verlag in Bamberg, Telefon (0951) 27135, E-Mail: info[ät]erich-weiss-verlag.de, Internet: www.erich-weiss-verlag.de, bestellt werden.

Roland Barwinsky

Schlagwörter: Siebenbürgen, Kalender, Fotografie

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