8. Februar 2021

„Veilchen vom Frühreif versengt“: Neues Heimatbuch von Pfarrer i.R. Michael Seiverth

Unter den Titel „Veilchen vom Frühreif versengt. Die bleibenden Erinnerungen an Einst“ stellt Pfarrer i.R. Michael Seiverth sein neues Werk. So wie in dem vorigen Buch „Wenn’s hochkommt, so sind’s 80 Jahre“ geht es auch hier um die Liebe zur (verlorenen) Heimat, um den Glauben an den lebendigen Gott und um den zeitbedingten Kampf für Leben und Überleben; so wie in dem vorigen Buch spricht auch in diesem Buch das echte „Siebenbürger Kind“. Dabei ist in diesem Buch das Hauptmerkmal auf die grausame Kriegs- und Nachkriegszeit ausgerichtet. Wenn auch als Kind erlebt, so sind dem Autor doch viele leidvolle Ereignisse in Erinnerung geblieben, die ihn teilweise tief betroffen und bewegt haben, immer noch bewegen.
Die vorangehenden Beiträge im Buch möchten ein Bild von der Heimat zeichnen „wie es einst war“; die folgenden Beiträge zeigen auf, wie betroffen unser kleines sächsisches Völkchen in Siebenbürgen von den großen weltweiten Entscheidungen war und ist.

Der Einstieg in das Buch erfolgt mit der Schilderung einer aufgewühlten, unruhigen und schlaflosen Nacht, die schließlich zu dem Entschluss führt, aus der „Truhe der Vergesslichkeit“ die „bleibenden Erinnerungen“ zu wecken und niederzuschreiben. Der Grund für die schlaflose Nacht ist ein Buch, ein Sachbuch, das dem Autor in die Hände gefallen ist und in dem so „vieles verniedlicht, verschwiegen, verdreht, ja verfälscht oder gar neu erfunden“ wird. Müssen Sachbücher nicht korrekt sein?
Der Vergleich der vom Frühreif versengten Veilchen, die sich trotzdem immer wieder zu neuem Blühen erheben, mit den von Gewalt und Unrecht bedrückten Kindern und ihrem Schicksal durchzieht wie ein roter Faden das ganze Buch. Dabei lässt jeder Niedergang die Hoffnung zum Guten keimen und wachsen. Beide, Veilchen und Kinder, erleben den Aufbruch zu neuem Leben und Überleben.

Literarisch gesehen, gibt es im Buch einige besondere „Metaphern“, die in den Text verflochten wurden: „Born der schlafenden Erinnerungen“, „verborgene Truhe der Vergesslichkeit“, „Windmühle der Zeit“, „Schleier der dunkelfarbenen Gedankenlosigkeit“, „Schublade der Vergangenheit“, „Geheimnisvolles Labyrinth mit vielen Wegen und Gassen“, „alle Schattierungen potenzieller Gewalt, die es zwischen Schwarz und Weiß geben kann“, „ihr Herzensdank lag förmlich in der Luft“, „vielfarbige Blütenpracht“, „in der geheimnisvollsten Tiefe der Seele“, „innere Wallungen, die wie Sturmwellen langsam abklingen“ ,„Tiere bekommen Namen und beleben die Zeit“, „die Nacht hatte den Tag abgelöst“, „politisch gefärbte Trittleiter“, „ihren inneren Groll ob der letzten Worte“, „ein schwerer Stein vom Herzen gefallen“ u.a.

Das Buch ist einmal mehr eine Liebeserklärung an die Heimatgemeinde Frauendorf, aber auch an viele andere Gemeinden in Siebenbürgen, die dasselbe oder ein ähnliches Schicksal erfahren haben. Ebenso lädt es alle zur Lektüre ein, die an einer Jahrhunderte alten deutschen Kultur im Osten Europas interessiert sind. Es ist ein schönes Vermächtnis, das der Autor seinen Kindern und den nachkommenden Generationen hinterlassen möchte. Der Schlusssatz in dem Kapitel „Ein gewollter Epilog“ lautet: „Noch gibt es in Siebenbürgen viele Spuren der Siebenbürger Sachsen und ihrer Geschichte. Wie lange noch? Werden sie bald im Tiegel geschichtsträchtiger Ereignisse versanden?“ Die Frage bleibt offen. Ich wünsche viel Spaß und Spannung beim Lesen dieses mit so viel Liebe gestalteten Heimatbuches.

Hanne Mertl



Michael Seiverth: „Veilchen vom Frühreif versengt. Die bleibenden Erinnerungen an Einst“, Eigenverlag 2020, 196 S., 15 Euro zuzgl. Versand, ISBN 978-3-200-07201-5. Das Buch kann im Buchhandel bestellt werden oder in Deutschland unter Telefon (0821) 85029, E-Mail: siegrun. seiverth[ät]gmail.com bzw. in Österreich, Telefon: (0043-2177) 2885.

Schlagwörter: Buchbesprechung, Heimatbuch, Seiverth

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