19. September 2024
Vorurteile abbauen helfen: Zum Tod von Nicu Covaci, Gründer der Rockgruppe Phoenix
Nicu Covaci, Frontmann und Gründer der Rockgruppe Phoenix, ist am 2. August 2024 im Alter von 77 Jahren in Temeswar gestorben. Er steht wie kein anderer für den kometenhaften Aufstieg der legendären Temeswarer Band, die die Repressionen geschickt umschiffte, die Jugendlichen der 1970er Jahre in ihren Bann zog und schließlich doch verboten wurde.

Schon früh kam Nicu mit Musik in Berührung, aber er war auch der Bildenden Kunst und dem Sport zugeneigt, besuchte das Temeswarer Kunstlyzeum und studierte anschließend auch Bildende Kunst. Im Jahr 1962 gründete Covaci die Studentenband „Sfinţii“ („Die Heiligen“), die zwar wegen ihres „unkommunistischen“ Namens argwöhnisch beäugt wurde, aber dennoch den Zweiten Preis beim Bukarester Studentenfestival gewann. 1965 wurde sie verboten und „Phoenix“ stieg aus der Asche. Neben Covaci als Leadsänger und Gitarrist war vor allem der Bassist Béla Kamocsa festes Gründungsmitglied. Zum Mitgliederstamm der Band aus dem multikulturellen Temeswarer Umfeld gehörten u.a. Josef Kappl, Mircea Baniciu, Günter Reininger, Florin Bordeianu, Valeriu Sepi, Dorel Vintilă und Costin Petrescu. Phoenix spielte dreimal wöchentlich in den Studentenkantinen des Polytechnikums und der Baufakultät. Ab 1968 wurde die Band wiederholt bei Studentenfestivals ausgezeichnet und erhielt auch den ersten Plattenvertrag. Einer ihrer Förderer war Adrian Păunescu, der damals in seinem Literaturkreis „Flacăra“ unkonventionelle Jugendkultur zelebrierte. Ihren Durchbruch verdankt Phoenix der Mischung aus westlichem Rock und rumänischer Folklore. Trotz oder wegen der großen Erfolge im In- und Ausland – unter anderem hatten sie 1973 auch einen legendären Auftritt im Festsaal des Lenau-Lyzeums, der vor dem Ansturm bewacht werden musste – wurde Phoenix verboten.

Im Westen wollte er „Phoenix“ in wechselnden Besetzungen im alten Geist weiterleben lassen. Nach der Wende sorgte er auch für Auftritte in Rumänien, doch an den früheren Kult-Status konnte die Band nicht anknüpfen. Obwohl er in den letzten Jahren hauptsächlich in Spanien lebte, hatte er Rumänien immer im Blick und unterstützte viele Aktionen. Im Interview mit Ernst Meinhardt sprach er über seine Motivation dafür: „Wie jeder Rumäne möchte auch ich, dass wir als zivilisiertes Kulturvolk wahrgenommen werden und dass wir die Vorurteile gegen uns abbauen.“ In Temeswar ist Nicu Covaci letztlich einem Hirntumor erlegen, sein Grab ist auf dem Heldenfriedhof.
Halrun Reinholz
(Banater Post vom 20. August 2024)Sänger Bordeianu gestorben
Die goldene Stimme der Rockgruppe Phoenix, Moni Bordeianu, ist am 6. Februar 2024 im Alter von 75 Jahren in Deutschland gestorben. Bordeianu stammte aus Neubeschenowa (Dudeștii Noi) im Kreis Temesch, war 1962 Gründungsmitglied bei Phoenix . Er ist der Sänger des wohl bekanntesten Phoenix-Liedes „Vremuri“, besser bekannt als „Hei tramvai“. Das Lied, die erste Plattenaufnahme von Phoenix, verkaufte sich damals 120.000 Mal, was für rumänische Verhältnisse enorm war. Link zum Video Moni Florin Bordeianu - Phoenix - Vremuri (Timișoara-1968) Eine tolle Filmaufnahme des Liedes „Vremuri“ von 1968 auf dem Temeswarer Fischbrunnen ist auf YouTube zu sehen: http://youtu.be/3wVXcVGISF0. Bordeianu ist der Sänger im weißen Hemd, Covaci der Gitarrist ganz rechts.Lesen Sie auch:
"Wir waren ständig verboten." Phoenix, die legendäre rumänische Folk-Rockgruppe, lebt weiter, Siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 15. November 1999, Seite 13 (pdf-Datei zum Herunterladen)
Schlagwörter: Musik, Rock, Temeswar, Helmut Heimann
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