11. Oktober 2024

Luxemburger will im EU-Parlament in seiner Muttersprache sprechen

Der Abgeordnete der „Alternativ Demokratesch Reformpartei“(ADR) Fernand Kartheiser fordert, dass Luxemburger Abgeordnete im Europaparlament in ihrer Muttersprache sprechen dürfen. Er selbst werde bald den Anfang machen.
Die Luxemburger Rechtsaußen Partei ADR hatte erstmals seit ihrer Gründung in den 1980er Jahren bei den diesjährigen Wahlen zum Europaparlament knapp einen der sechs Luxemburger Abgeordnetensitze gewonnen. Eines der Wahlkampfthemen der ADR war die Aufwertung der Luxemburger Sprache auf EU-Ebene, weil man der Ansicht ist, dass nur so das Überleben dieser kleinen europäischen Sprache gesichert werden könne. Als Beispiel diente das Irisch-Gälische, die zweite Amtssprache der Republik Irland, das seit 2007 auch eine von 23 EU-Amtssprachen ist, obwohl in Irland nur etwa 10% der Bevölkerung diese Sprache sprechen. In Luxemburg dagegen sprechen alle Einwohner, die eine Luxemburger Schule besucht haben, auch Luxemburgisch.

Seit 2007 ist also Luxemburg das einzige Mitglied der EU, das darauf verzichtet, seine eigene Nationalsprache auch zu einer der EU-Amtssprachen aufzuwerten. Luxemburg ist ja bekanntlich Gründungsmitglied der 1958 gegründeten Europäischen Wirtschaft Gemeinschaft (EWG), aus der später die Europäische Union (EU) wurde. 1958 war die Luxemburger Sprache bereits die Unterhaltungssprache aller Luxemburger, sogar im Parlament, aber bei offiziellen Reden im Parlament und beim Hof des Großherzogs, parlierten die Luxemburger lieber auf Französisch in Ausnahmefällen auch auf Deutsch. Luxemburgisch wurde erst 1984 die dritte Amtssprache und alleinige Nationalsprache des Großherzogtums, weil sich zu Beginn der 1970er Jahre eine überparteiliche Bürgerinitiative „Actioun Lëtzebuergesch – Eis Sprooch“ gebildet hatte, die sich durchsetzen konnte. Da so die Nationalsprache sich von außerhalb der Politik einen Platz in der Gesellschaft erkämpft hatte, fremdeln bis heute einige offizielle politische Vertreter Luxemburgs etwas mit ihrer Nationalsprache. So ist es zu erklären, dass man es vergaß, wie die Iren ihre Nationalsprache, auch Luxemburgisch bei der EU als Amtssprache einzufordern und einzuführen.

Dies möchte nun Fernand Kartheiser, der erste Luxemburger ADR-Abgeordnete im Straßburger Parlament, nachholen. Er fordert, dass die Luxemburger Abgeordneten des Europäischen Parlaments die Möglichkeit haben sollten, im Europäischen Parlament in luxemburgischer Sprache zu sprechen. Er hatte diese Frage bereits bei der Präsidentin des Parlaments, Roberta Metsola aus Malta, angesprochen. Auch Malta, das weniger Einwohner als Luxemburg hat, das als zweite Amtssprache Englisch hat, hat bei seinem EU-Beitritt 2004 darauf bestanden, dass auch Maltesisch, ein Dialekt des Arabischen, eine der 23 Amtssprachen der EU wird.

Kartheiser äußerte sich auf einer Pressekonferenz, die von vier luxemburgischen Europaabgeordneten gemeinsam veranstaltet wurde, um die ersten 100 Tage des neuen Parlaments zu reflektieren. Kartheiser forderte, dass die Luxemburger Abgeordneten in der Lage sein sollten, zumindest im Plenarsaal Luxemburgisch zu sprechen. Kartheiser erklärte gleichzeitig, dass er seine Reden den Dolmetschern und Übersetzern des Parlaments weiterhin auf Französisch, Deutsch oder Englisch übermitteln werde, um Übersetzungen direkt aus dem Luxemburgischen zu vermeiden, was zusätzliche Kosten für das Sprachen-Personal beim EU-Parlament verursachen würde. „Wir möchten, dass die luxemburgische Sprache auf eine pragmatische Art und Weise aufgewertet wird, die nichts kostet und trotzdem wichtig ist“, sagte er.

Noch offen, ob Premier Frieden die Luxemburger Sprachinitiative unterstützt

Roberta Metsola, hat Kartheiser mitgeteilt, dass sein Vorschlag zunächst die Unterstützung des luxemburgischen Premierministers Luc Frieden benötige. Frieden habe jedoch nicht auf die Bitten von ADR um eine Stellungnahme zu dem Vorschlag geantwortet, so Kartheiser. Ob Luc Frieden den Vorschlag des ADR-Abgeordneten tatsächlich unterstützt, bleibt abzuwarten.

Fernand Kartheiser könnte also der einzige Luxemburger EP-Abgeordnete bleiben, der sich seiner Muttersprache bedienen wird. Bisher haben sich die luxemburgischen EP-Abgeordneten für ihre Reden des Deutschen, Französischen oder Englischen bedient. Deutsch und Französisch sind bereits Amtssprachen Luxemburgs und Englisch wird in Luxemburg weitgehend verstanden. Diese Sprachen werden auch von vielen EU-Parlamentariern verstanden und müssen nicht übersetzt werden. Zudem würde es dabei bleiben, dass für spontane Wortmeldungen, die im EP durchaus üblich sind, das Luxemburgische nicht verwendet werden darf. Denn solche spontanen Wortmeldungen würde kaum ein offizieller Dolmetscher bislang verstehen.

De Fernand Kartheiser huet och nach annoncéiert, mam Letzebuerger LSAP-Europadeputéierten Marc Angel a senger Funktioun als Quästor doriwwer schwätzen ze wëllen. Deen huet preziséiert, als Quästor vum Europaparlament guer net zoustänneg fir déi Froe ze sinn. Et géif am Europaparlament nëmmen ee Vizepresident ginn, dee sech em Multilinguismus bekëmmert. Fir d'lescht hätt Spuenien esou eng Demande gemaach fir d`Sproochen Katalonisch an Baskisch, doriwwer gouf awer nach keng Decisioun geholl.

Bodo Bost

Schlagwörter: Sprache, Luxemburg, EU, Parlament, Metsola

Bewerten:

14 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.