25. November 2024

Genealogie-Seminar der Siebenbürger Sachsen: Praxisnahe Methoden und digitale Lösungen vermittelt

Vom 11. bis 13. Oktober 2024 fand in der Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ das 31. Seminar der „Genealogie der Siebenbürger Sachsen“ statt. Organisiert vom Verein für Genealogie der Siebenbürger Sachsen e. V. (VGSS), stand die Veranstaltung unter dem Motto „Effektive Genealogie: Praktische Übungen und Werkzeuge zur Datenrecherche, -erfassung und -prüfung“. Unter der engagierten Leitung von Jutta Tontsch und Dr. Dietmar Gärtner erhielten die zahlreichen Teilnehmer wertvolle Einblicke in moderne genealogische Methoden und nützliche Werkzeuge.
Die Teilnehmer des 31. Genealogie-Seminars, ...
Die Teilnehmer des 31. Genealogie-Seminars, versammelt auf dem Gelände des Heiligenhofes. Foto: Heiko Hadeler
Nach einer oft weiten Anreise und einem ersten Erfahrungsaustausch, der von Anfang an eine vertraute Atmosphäre schuf, startete das Seminar am Freitagabend mit der offiziellen Eröffnung. Besonders begrüßt wurden die sieben Teilnehmer, die zum ersten Mal dabei waren. In einer Vorstellungsrunde hatten alle Anwesenden die Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen, untereinander auszutauschen und über ihre bisherige genealogische Arbeit zu berichten.

Anschließend führte Dietmar Gärtner in die Thematik des Seminars ein und informierte über den aktuellen Stand der Projektarbeit – die Überschreitung von 500.000 Personendatensätzen in der öffentlichen Genealogie-Datenbank war ein besonderes Highlight, worüber bereits in der Siebenbürgischen Zeitung berichtet wurde. Dies gab den Teilnehmern einen umfassenden Überblick und stimmte sie auf die kommenden beiden Tage ein.

Werkzeuge und Praxis: Ein Tag voller Lernen und Üben

Der Samstag begann mit einem dichten Programm. Nach einer Rückschau auf die Entwicklungen des letzten halben Jahres referierte Dietmar Gärtner in seinem Vortrag „Genedy – Der Genealogie-Werkzeugkasten“ über moderne Softwarelösungen für die Ahnenforschung. Dabei stand das eigens für dieses Projekt entwickelte Programm Genedy im Mittelpunkt, das den Teilnehmern ermöglicht, Daten, die mit unterschiedlichen Programmen erfasst wurden, zu analysieren und auf Korrektheit zu überprüfen. Darüber hinaus enthält Genedy eine Reihe von Datensammlungen, z.B. für Auswanderer, Kriegsgefallene, Deportierte u.a.
Dr. Dietmar Gärtner führt anschaulich in das ...
Dr. Dietmar Gärtner führt anschaulich in das Seminar ein. Foto: Martin Buck
Am Nachmittag folgten praktische Übungen, bei denen die Teilnehmer das neu Gelernte direkt anwenden konnten. Mit Unterstützung von Dietmar Gärtner überprüften sie ihre eigenen genealogischen Daten mithilfe von Genedy. Die entspannte Kaffeepause, in der es auch leckeren selbst gebackenen Kuchen gab, bot Gelegenheit für vertiefende Gespräche und den Austausch von Erfahrungen.

Im Anschluss hielt Jutta Tontsch einen spannenden Vortrag zum Thema „Personenrecherche: Daten und Informationen in verschiedenen genealogischen Quellen finden“. Sie zeigte anschaulich auf, wie man durch die geschickte Nutzung unterschiedlichster Quellen unbekannte Informationen über bereits erfasste Personen aufdecken kann. Dabei lag ein besonderer Fokus auf Quellen, die Informationen über Teilnehmer der beiden Weltkriege enthalten: Heimatbücher, österreichisch-ungarische Verlustlisten aus dem 1. Weltkrieg, zu finden auf der Webseite von CompGen, die Listen über Verwundete und Kranke aus der Österreichischen Nationalbibliothek, die Online-Gräbersuche beim Volksbund und andere.

Der Abend endete mit weiteren Hinweisen auf Möglichkeiten zur Recherche in den Genedy-Datenbanken und einer Diskussionsrunde unter der Moderation von Bernd Eichhorn. Hier konnten offene Fragen geklärt und wertvolle Anregungen ausgetauscht werden.

Rückblick und Ausblick

Am Sonntagmorgen wurde ein besonderer Schwerpunkt auf die Vorstellung veröffentlichter Projektberichte in den HOG-Heimatblättern gelegt. Mehrere Teilnehmer präsentierten ihre Beiträge, die in den Blättern von Neppendorf, Zuckmantel (Martin Buck), Schirkanyen (Krimhild Bonfert), Hermannstadt (Hans-Jürgen Greger), Birthälm (Jutta Tontsch) und Petersdorf bei Mühlbach (Lisbeth Sommer) erschienen sind und die Ergebnisse ihrer genealogischen Arbeit zeigen. Ein zentrales Thema dieser Beiträge war die Ankündigung der Veröffentlichung der jeweiligen Ortsgenealogien, was das Interesse der Leser weckte und zu einer Zunahme der Registrierungen in der VGSS-Datenbank führte.

Danach diskutierten die Teilnehmer über genealogische Anfragen und Rückmeldungen, die im Laufe des Jahres von Nutzern der Datenbank sowie von verschiedenen Vereinen, HOGs und Nachbarschaften eingegangen waren. Dieser Austausch verdeutlichte einmal mehr die Bedeutung der Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb der genealogischen Gemeinschaft.

Martin Buck präsentierte drei Beispiele für Anfragen zu Zuckmantel, die er nach intensiven Recherchen erfolgreich beantworten konnte. Heiko Hadeler berichtete von seinen Nachforschungen für die HOG Bistritz-Nösen über bedeutende Persönlichkeiten, darunter Karl Sanchen, den letzten siebenbürgischen Bürgermeister von Bistritz. Zudem stellte er namibisch-südafrikanische Nachfahren siebenbürgischer Familien vor, die einst nach Afrika ausgewandert waren. Allgemein wurde festgestellt, dass die Rückmeldungen zu den verschiedenen Orten unterschiedlich ausfallen. Für bestimmte Stammbäume wie die von Kronstadt, Mediasch, Urwegen und Birthälm gibt es besonders viele Ergänzungen, Korrekturen und Nachfragen.

Die Projektmitarbeiter stehen jedoch weiterhin bereit, Recherchen für Interessierte durchzuführen. Auf der VGSS-Webseite unter https://vgss.de/genealogie/?page_id=40 sind die zuständigen Genealogen mit ihren Aufgabenbereichen und Kontaktdaten aufgelistet.

Zum Abschluss des Seminars wurde ein Rückblick auf die vergangenen Tage gehalten, in dem die Teilnehmer ihre Eindrücke teilten. Viele äußerten sich inspiriert, die neu gewonnenen Kenntnisse in ihrer weiteren Arbeit zu nutzen. Ein Ausblick auf kommende Veranstaltungen rundete die Tage ab.

Das Seminar verdeutlichte einmal mehr, wie wertvoll der persönliche Austausch in der Genealogie ist. Moderne Werkzeuge und die zahlreichen Quellen, die vorgestellt wurden, tragen maßgeblich dazu bei, die Qualität der genealogischen Arbeit und der veröffentlichten Daten zu verbessern. Die Teilnehmer verließen das Seminar voller Tatendrang und mit dem festen Vorsatz, ihre genealogische Arbeit weiter zu vertiefen.

Jutta Tontsch
Dietmar Gärtner

Schlagwörter: Genealogie, Familienforschung, VGSS, Heiligenhof

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