8. September 2025
Abenteuer Ahnenforschung: Eine Reise mit vielen Überraschungen und offenem Ende
Die Weihnachtskarte war doppellagig, glitzernd und die obere Schicht bestand aus knisterndem durchsichtigem Kunststoff. Das Hintergrundbild war zauberhaft und kitschig zugleich. Ich hatte sie eben aus dem Briefkasten geholt. Sie kam von meiner Schwester, die vor einigen Jahren in die USA ausgewandert ist, aus Chicago. Innerhalb von Sekunden wurde ich in meine Kindheit in Mediasch zurückversetzt. Damals kamen ähnliche Karten aus Anaheim in Kalifornien. Die Tante meiner Mutter – oder war es ihre Cousine? – schickte uns aus den USA solche und ähnliche Grüße. Mit einem Mal erwachte mein Interesse an diesen entfernten Verwandten. Ich erinnerte mich an einige Namen. Aber wer waren sie wirklich? Und wie war ihr Leben verlaufen? Und so tauchte ich ab in die Ahnenforschung.

Ist das ein Thema des Älterwerdens? Ja, sicher. Aber zum Glück stellte ich bei meiner Reise in dieses sehr überraschende Thema Ahnenforschung fest, dass sich auch einige junge Menschen damit beschäftigen. Ich erstellte ein Konto bei Ancestry, einer Onlinequelle für Ahnenforschung. Das war ein tiefes Eintauchen in eine unbekannte Welt. Ich fand Fotos von einem Großonkel, der eine Bäckerei in den USA betrieben hatte. Vor dieser stand ein wunderschönes Auto mit runden Formen. Wie in einem Film noir. Ich las von dem Autounfall, den er leider nicht überlebte. Ich sah Gesichter von Verwandten, von denen ich zum ersten Mal hörte. Meine Mutter erzählte mir von ihrer Großmutter, die zehn Geschwister hatte, vom Großonkel, der Lehrer war, von den Nachbarn und von den Streichen, die sie ihrem jüngeren Bruder gespielt hat.
Diese Stunden, in denen meine Mutter mir voller Wehmut und auch mit Freude erzählte, werde ich für immer als sehr wertvoll in mir gespeichert behalten. Dafür bin ich jetzt, einige Jahre nach ihrem Tod, sehr dankbar. Ich wollte, ich hätte früher angefangen mich dafür zu interessieren! Diese Aussage hörte ich auch von anderen, die in den Kosmos Ahnenforschung eingetaucht sind.
Den Namen meiner Großmutter väterlicherseits kannte ich. Aber ich wusste nichts über ihre Familie. Wie konnte das sein? Nun, mein Vater war leider nicht sehr gesprächig, wenn es um Familie ging. Leider. Und auch wieder mein Beitrag, ich hatte nicht gefragt!

Auf Facebook schrieb ich jemandem mit dem Mädchennamen meiner Urgroßmutter an. Das war intensiv! Denn ich bekam Antwort (danke, lieber Raimar!), eine Kopie eines handschriftlich erstellten Familienbuches mit kostbaren Infos und später sogar eine leckere siebenbürgische Cremeschnitte! Selbstgemacht! Wow, das war Kindheitserinnerung pur!
Aus dem Geburtsort meiner Mutter fand ich einige Kontakte. Und auch hier: sehr nette, gute Gespräche, Austausch, Informationen! Kurz darauf wurde ich auf die Webseite https://vgss.de/, die Genealogie der Siebenbürger Sachsen aufmerksam. Und tauchte ein! Ich fand über diverse Sucheingaben die Vorfahren meiner Großmutter väterlicherseits. Es gab Informationen zu Anschriften, Berufen, Todesursachen, anderen Verwandten. Und jetzt sitze ich oft viel zu lange am PC und forsche. Aus „nur kurz nachschauen“ werden schnell zwei Stunden. Es ist wie ein unendliches Puzzle!
Nach einiger Zeit entschloss ich mich zu einem DNA-Test. Langes Zögern ging voraus, es gibt auch viele Punkte, die dagegensprechen, das ist mir bewusst. Aber der Reiz war einfach zu groß. Nach sechs Wochen gab es die Auswertung. Ich bekam einen Brief mit einem Code, diesen musste ich mit meinem Stammbaum auf Ancestry verknüpfen. Und es wurde noch spannender. Ich bekam Information zu Verwandten, von denen ich nichts gewusst hatte. Ah, mein Großonkel hatte also auch eine Schwester, die in die USA gegangen war? Und die Verwandten aus Australien, wie kommt diese Verbindung zustande?
Also ist keine Besserung in Sicht! Ich werde weiter viel Zeit am PC verbringen! Wenn mir das jemand früher erzählt hätte, hätte ich laut gelacht! Ahnenforschung? Nein danke, das ist sicher langweilig.
Vor kurzem kam eine neue Information von Ancestry, über ein neues Genmerkmal. Es sagt aus, dass ich wahrscheinlich künstlerisch tätig bin. Das habe ich vermutlich von meiner zauberhaften Mutter geerbt, die ihre Kleidung selbst nähte. Aber das ist eine andere Geschichte! Und keine langweilige!
Maria Kappelmann
Schlagwörter: Genealogie, Familienforschung, Erfahrungsbericht
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- 20.09.2025, 12:15 Uhr von Nimrod: Hallo liebe Jessy, gegen Ancestry ist per se auch nichts zu sagen. Besonders für Landsleute, deren ... [weiter]
- 19.09.2025, 22:53 Uhr von jessy: Lieber Nimrod, du weist ja, dass ich Mitarbeiterin im Verein der Genealogie der Siebenbürger ... [weiter]
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