15. November 2025
Erste Tagung des Verbandes zur Familienfreundlichkeit fand in Nürnberg statt
Viele Familien, aber besonders die mit schulpflichtigen Kindern, stehen heute sehr unter Zeitdruck und müssen sich ganz anderen Herausforderungen stellen als noch vor 20 Jahren. Gleichzeitig sind Familien die Zukunft für unseren Verband, und vieles hängt davon ab, ob wir den Bedürfnissen der Familie zeitgemäß begegnen. Darum investierten 14 Teilnehmerinnen und vier Referent/innen ihre Zeit für das Thema „Familienfreundlichkeit im Verband“ und folgten der Einladung der Familienreferentin Gerlinde Zurl-Theil zu einer Arbeitstagung vom 17.-19. Oktober nach Nürnberg. Die drei wichtigsten Themen kristallisierten sich schnell heraus: Wie motivieren wir mehr Familien an den Veranstaltungen teilzunehmen? Sprechen unsere Angebote gezielt alle Generationen an? Wie kommunizieren wir effektiver?

• Mehr Familien-Service bieten, z.B. Shuttle-Service für Senioren, Spiele-Ecken für die Kleinen, Ermäßigungen für Familien, Kinderbetreuung oder Kinderprogramm bei Festen.
• Einfache Mitmach- oder Schnupper-Angebote einrichten, z.B. kleine Mithilfe-Aufgaben wie Kuchenverkauf für „Neue“, damit sie unkompliziert alle kennenlernen können. Oder einen „offenen Abend“ anbieten, an dem Groß und Klein gemeinsam aktiv sein können, z.B. als Abwechslung zum klassischen Üben der Tanzgruppen.
• Neue Veranstaltungen gezielt für alle Generationen, z.B. Siebenbürgische Olympiade, Muttertagsfest für alle Mamas, Gewinnspiele für Familien, Nikolausfeiern oder Ausflüge und Freizeiten für die ganze Familie.
• Zeitplanung und Organisation prüfen, um Überschneidungen oder mehrfache Anfahrten zu vermeiden. Da Zeit für alle die häufigste Mangelware ist, könnten Angebote attraktiver sein, die sich zeitlich ergänzen. Z.B. könnten die Kinder- und Erwachsenen-Tanzgruppen gleichzeitig oder hintereinander üben, um der ganzen Familie die Teilnahme attraktiver zu machen. Natürlich wäre dann auch ggf. Kinderbetreuung oder andersherum Eltern-Betreuung zu organisieren. In dem Zusammenhang fand die Idee der Eltern-Aperol-Spritz-Gruppe großen Anklang, um Wartezeiten unterhaltsam zu nutzen. Oder wie wäre es, wenn die Kinder ihre Hausaufgaben machen, bis die Eltern tanzen?
- Kommunikation klarer und emotionaler auf die Inhalte und Vorteile für Familien abstimmen, war ein weiterer wichtiger Punkt. So befassten sich die Arbeitsgruppen mit dem Thema „Vorteile und wie beschreiben wir diese“. Dabei trugen sie viele tolle Ansätze zusammen. Hier einige Arbeitsergebnisse, die das gemeinsame Familien-Erlebnis in den Fokus stellen: Familien-Zeit schenken / Gemeinsam auf Zeitreise gehen / Spurensuche mit Opa / Mama als Ehrengast / Lust zu singen? / Erinnerungen schmecken / Die Schönheit der Trachten entdecken / Weihnachten wie zu Omas Zeiten / Auf Spurensuche zu deinen Wurzeln / Gemeinsam bewegen und Spaß haben … etc.
• Kompetenzen der Gruppenleiter/innen stärken und so ggf. auch Nachwuchs für die Aufgaben in den Kreisgruppen gewinnen. Ein Beispiel wäre hier die „Juleica“-Ausbildung. Eine Übernahme oder Bezuschussung von Weiterbildungen könnte auch Eltern und Jugendliche dazu bewegen, aktiver im Verband zu arbeiten. Ausbildungen geben jenen mehr Sicherheit, die sich eine Aufgabe vielleicht nicht zutrauen. Sie erweitern aber auch die persönlichen Kompetenzen und stärken die Verbundenheit zur Kreisgruppe.
• Mehr übergreifende Zusammenarbeit innerhalb oder über die Kreisgruppe hinweg wünschten sich fast alle Teilnehmerinnen. Damit man sich so bei Veranstaltungen unterstützt und austauscht oder höhere Gäste- bzw. Teilnehmerzahlen erreicht.
• Modernisierung der Essensangebote auf Festen war ebenfalls ein Ideenpunkt. Beispiele für Erweiterungen oder Anpassungen waren: der „Sieben-Burger“ mit Mici als Fleischeinlage, vegetarische Gerichte aus der Heimat oder Kinder- und Senioren-Portionen mit Preisvorteil.
• Die Kleine SbZ wurde vorgestellt und mit viel Lob begrüßt. Die Gestaltung der Kinderseite der Siebenbürgischen Zeitung kam gut an und alle hoffen, dass sich auch dort neue Ideen etablieren, die die Kinder in der Welt abholen, wo sie heute stehen.
• Die Organisations-Checkliste für Veranstaltungen war eine Idee, bei der es um Dinge geht, die auf den ersten Blick einfach erscheinen, aber eine große Wirkung haben, z.B.: Wo sollen die Gäste parken? Gibt es Platz oder einen Abstellbereich für Kinderwägen? Ist der Zugang barrierefrei und auch für diejenigen zugänglich, die nicht mehr so gut zu Fuß sind?
All das entstand aus dem offenen Austausch auf der Tagung, der durch die Vorträge der Referenten zusätzlich angeregt wurde. Christine Falk vom forum familie, Wirkstatt evangelisch berichtete anhand zahlreicher Beispiele davon, wie die evangelische Kirche den sich wandelnden Bedürfnissen der Familien entgegenkommt. Jasmin Maurus von der Jugendbildungsstätte „Jugendsiedlung Hochland e.V.“ begeisterte mit hilfreicher Information zu Gruppendynamiken und mit aktiven Gruppenspielen. Ludwig Beeg, Familientherapeut mit eigener Praxis, vermittelte anschaulich die Grundbedürfnisse menschlicher Beziehungen und gab den Teilenehmerinnen konkrete Tipps für ihre Arbeit mit Gruppen. Auch schenkte er dem Thema Mediensucht große Aufmerksamkeit, nannte Zahlen und Gegenstrategien.
Natalie Bertleff, Bundesjugendleiterin der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD), schloss die Tagung mit der interaktiven Methode „Ein Schritt nach vorne“, einer Art Rollenspiel, bei dem die Teilnehmerinnen für die Nöte von Menschen mit kleinem Geldbeutel sensibilisiert werden sollten. Gemeinsame Überlegungen, wie die finanziellen Hürden für Familien beim Zugang zu den Veranstaltungen gesenkt werden könnten, bildeten den Abschluss: Preisreduktion fürs zweite Kind, Solidar-Preis nach Selbsteinschätzung, Rabatt als Gegenleistung für Mithilfe an anderer Stelle …
Eine klare Erkenntnis des Wochenendes war: Familien heute sind arbeits-, schul- und freizeitbedingt sehr termingebunden und gleichzeitig lässt die Termintreue in allen Generationen nach. Es ist ja sehr leicht, Termine auch mal per Nachricht abzusagen oder nicht hinzugehen, gerade wenn man nichts dafür bezahlt hat. Umso wichtiger ist es für jeden Verein, attraktive, zeitgemäße Angebote zu haben, die auf die Bedürfnisse der Familien ausgerichtet sind. Nach dieser Tagung in Nürnberg, die dankbarerweise vom bayerischen Sozialministerium gefördert wurde, haben wir viele „Werkzeuge“ herausgearbeitet, die dabei hilfreich sind. Nun gilt es nur noch, sie zu nutzen.
Mir war es eine Freude, die Arbeitsgruppen anzuleiten und zu moderieren, denn es war leicht, sich von der Tatkraft der Teilnehmerinnen mitreißen zu lassen.
Gleichzeitig muss ich auch festhalten, es gibt viel zu tun, darum will ich auch nochmal allen ein Lob aussprechen, die sich ehrenamtlich für eine schönes Miteinander engagieren. Ganz so wie das Kinderlied von Pippi Langstrumpf sagt: „Wir machen uns die Welt, widdewidde wie sie uns gefällt“ – und sie gefällt uns familienfreundlich.
Michaela Schuller
Schlagwörter: Tagung, Kulturreferat, Familie, Nürnberg
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