„Erinnerung darf kein Stillstand sein“: Manfred Binder spricht am Volkstrauertag an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl
Der Volkstrauertag wird in Dinkelsbühl mit Gedenkveranstaltungen begangen, die an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen auf der Alten Promenade beginnen. So versammelten sich am 16. November zahlreiche Teilnehmer, darunter Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, seine Stellvertreterin Nora Engelhardt und mehrere Stadträte der Stadt Dinkelsbühl. Seitens der Kreisgruppe Dinkelsbühl – Feuchtwangen waren der Vorsitzende Horst Wellmann, seine Stellvertreter und weitere Mitglieder anwesend. An der Gedenkstätte wurden Kränze der Stadt Dinkelsbühl und unseres Verbandes niedergelegt. Nachdem die Siebenbürgische Heimatglocke die Feierlichkeiten eingeläutet hatte, gefolgt von der Stadtkapelle Dinkelsbühl, hielt Manfred Binder, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., die Ansprache. Die Feierlichkeiten wurden an der Kriegergedächtniskapelle und in der Paulskirche mit einem Ökumenischen Gottesdienst und der Ansprache des Oberbürgermeisters Dr. Christoph Hammer, fortgesetzt. Lesen Sie im Folgenden die Rede von Manfred Binder zum Volkstrauertag.
Sehr geehrte Herr Oberbürgermeister Dr. Hammer, liebe Frau Bürgermeisterin Engelhardt, sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte, sehr geehrter Herr Wellmann, meine Damen und Herren, liebe Landsleute!
Wir stehen heute hier in Dinkelsbühl – in einer Stadt, die seit Jahrhunderten Geschichte atmet. Wir möchten innehalten, gedenken und uns erinnern.
Manfred Binder, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern spricht am Volkstrauertag an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl. Foto: Maria Wellmann
Der Volkstrauertag ist ein Tag der Einkehr, der Stille und des Nachdenkens. Er mahnt uns, das Leid der Vergangenheit nicht zu vergessen – und zugleich Verantwortung zu tragen für die Zukunft. Die Mauern, die Türme und die Plätze haben viel gesehen: Zeiten des Friedens, Zeiten des Wohlstands – aber auch Zeiten des Krieges und des Leidens.
Heute, am Volkstrauertag, gedenken wir derer, die gefallen sind – in den Schlachten der Weltkriege, auf den Feldern Europas, in den Lagern des Ostens. Wir gedenken der Verschleppten, die in der Ferne starben, fern der Heimat und fern ihrer Lieben. Wir gedenken der Frauen und Kinder, die auf der Flucht ihr Leben ließen. Und wir gedenken derer, die nach den Kriegsjahren neu beginnen mussten – mit leeren Händen, aber mit festem Glauben an Gott und an die Zukunft.
Wir gedenken auch all jener, die in den Wirren des vergangenen Jahrhunderts aus unserer siebenbürgischen Heimat gerissen wurden, deren Spuren sich verloren haben und deren Andenken wir hier in Dinkelsbühl bewahren. Wir gedenken der Opfer aus unserem Land und aus allen Nationen. Und wir blicken nach vorn – auf die Verantwortung, die uns bleibt: unsere Kultur, unsere Sprache, unsere Musik zu bewahren und weiterzugeben. Denn Erinnerung darf kein Stillstand sein. Sie ist Bewegung, sie ist Auftrag.
Der Volkstrauertag ist kein Tag der Anklage, sondern ein Tag der Verantwortung. Er ruft uns auf, für den Frieden einzutreten – in unseren Familien, in unserer Gesellschaft, in Europa und in der Welt. Er erinnert uns daran, dass Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg ist, sondern das tägliche Bemühen um Verständnis, Gerechtigkeit und Achtung voreinander.
Hier, am Denkmal der Siebenbürger Sachsen, verbinden sich Geschichte und Glaube, Trauer und Hoffnung. Die Gefallenen der Weltkriege, die Opfer von Flucht und Vertreibung, die Toten der Deportation in die Sowjetunion, ihr Leid soll uns Verpflichtung sein: Nie wieder Krieg, nie wieder Hass, nie wieder Menschenverachtung.
Dieses Denkmal ist mehr als ein Ort aus Stein. Es ist ein sichtbares Zeichen unserer Verbundenheit – mit der Heimat, mit den Ahnen, mit der Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Hier, in der Partnerstadt Dinkelsbühl, haben wir Siebenbürger Sachsen eine neue Heimat gefunden, ohne die alte zu vergessen. Das Gedenken an die Opfer hält uns zusammen und lässt uns erkennen, dass Freiheit, Frieden und Menschenwürde keine Selbstverständlichkeit sind.
Manfred Binder, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern, spricht am Volkstrauertag in Dinkelsbühl, zu den Vertretern der Stadt, Landsleuten und allen Anwesenden. Foto: Maria Wellmann
Unsere Erinnerung darf nicht in Trauer verharren. Sie muss uns Ansporn sein, das Vermächtnis derer, die vor uns gingen, weiterzutragen. Wir tragen Verantwortung, die Werte unserer Gemeinschaft – Fleiß, Glaube, Zusammenhalt und Heimatliebe – in die kommende Zeit zu tragen. So ehren wir die Toten am besten: indem wir das Leben achten, den Frieden bewahren und die Würde jedes Menschen schützen.
Nun möchte ich meine Rede mit einem Zitat des siebenbürgischen Schriftstellers Hans Bergel beenden: „Mögen uns die Schicksale jener Toten, an die zu erinnern hier meine Aufgabe war, das lehren, was unserem Heute und Morgen dienlich ist, mögen wir wach und verantwortungsbewusst genug sein, ihre Lehre zu verstehen.“
Wir gedenken in Ehrfurcht. Wir erinnern in Dankbarkeit. Und wir blicken in Hoffnung nach vorn.
Danke, dass Sie dabei waren!
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