5. Dezember 2025

Auftakt für die große Dachsanierung: Schlossverein steht vor einer großen Herausforderung

Der Verein Siebenbürgische Kulturzentrum Schloss Horneck steht vor einer umfassenden Sanierung des Schlossdaches. Die Maßnahme ist notwendig, weil das Dach das Ende seines technischen Lebenszyklus erreicht hat. Die vor-restauratorischen Untersuchungen sind nun abgeschlossen. Damit kann das Großprojekt angegangen werden.
Trotz regelmäßiger Wartungen und Reparaturen häuften sich Schäden und Feuchtigkeitseinträge, insbesondere im zweiten Obergeschoss und im Besucherzentrum. Die Sanierungsfähigkeit nimmt mit der Zeit ab, während die Risiken und Kosten weiter steigen. Zudem besteht eine Unterhaltspflicht seitens des Landesamts für Denkmalpflege (LAD), der Versicherung und der finanzierenden Bank.

Rahmenbedingungen für ein „A-Denkmal“

Bisherige Förderungen durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) konzentrierten sich auf den Umbau und die Bestandssicherung des Schlosses, nicht jedoch auf die Dachsanierung. Auch das LAD hatte zunächst andere Prioritäten gesetzt, seine Zustimmung für eine spätere Dachsanierung aber bereits erteilt. Voraussetzung für die Bewirtschaftung und künftige Rücklagenbildung des Vereins war erste Priorität die Sicherung der Nutzung des Schlosses, der Brandschutz und die technische Erneuerung.
Bauaufnahme: 3D-Modell des gesamten Schlossdachs ...
Bauaufnahme: 3D-Modell des gesamten Schlossdachs
Da Schloss Horneck ein sogenanntes „A-Denkmal“ ist, also ein Kulturdenkmal von höchster historischer und architektonischer Bedeutung, unterliegt es strengen Auflagen. Vor der Dachsanierung waren deswegen umfangreiche vor-restauratorische Untersuchungen verpflichtend. Sie dienten zur Dokumentation des aktuellen Zustands, zur Planung der Maßnahmen für eine denkmalgerechte Sanierung und zu einer belastbaren Kostenberechnung. Nur auf dieser Grundlage können öffentliche Fördermittel eingeworben werden. Die umfangreichen und aufwendigen Untersuchungen waren auch deshalb notwendig, weil aufgrund des Alters des Dachstuhls aus dem 18. Jahrhundert keine Baupläne existieren.
Luftbild des Dachs von Schloss Horneck. Foto: ...
Luftbild des Dachs von Schloss Horneck. Foto: Hermann Depner

Untersuchungen in mehreren Schritten

Die Untersuchungen liefen von September 2024 bis September 2025 in mehreren aufeinander aufbauenden Abschnitten. Zunächst wurde das Dach geräumt und von alten Heizrohren sowie Abfällen befreit. Dabei wurden mehrere Tonnen Material von Hand vom Dachboden entsorgt.
Der Dachboden wird geräumt und sauber gemacht. ...
Der Dachboden wird geräumt und sauber gemacht. Foto: Arno Drotleff
Anschließend erfolgte eine präzise Bauaufnahme mittels 3D-Laserscanning und Fotogrammmetrie. Im Frühjahr 2025 erstellte das Büro Kohnert Pläne des gesamten Dachstuhls. Anschließend wurde jeder Balken in Augenschein genommen und die sanierungsbedürftigen Stellen kartiert. Weitere Untersuchungen umfassten dendrochronologische und baubiologische Analysen, um den Zustand des Holzes zu bestimmen, sowie eine detaillierte Schadenskartierung durch einen Holzschutz-Sachverständigen. Statiker führten im Sommer 2025 umfassende Berechnungen zur Stabilität und Sanierungsplanung durch.

Die Kosten der vor-restauratorischen Untersuchungen beliefen sich insgesamt auf rund 154 400 Euro. Der Eigenanteil des Vereins liegt bei rund 100 000 Euro, der durch Spenden in Höhe von rund 114 000 Euro gedeckt wurde. Eine Kostenberechnung, die belastbare Zahlen für die zu erwartenden Kosten der Restaurierung liefert und Voraussetzung für die Dachsanierung ist, wurde im September 2025 abgeschlossen und schlug mit weiteren 16 000 Euro zu Buche.

Ergebnisse der Untersuchungen und Ausblick

Die Ergebnisse zeigen, dass die gesamte Dachfläche etwa 2736 Quadratmeter umfasst. Die Schadenskartierung am Dachstuhl offenbarte zahlreiche biologische Schäden durch Fäulnispilze und Insektenbefall, insbesondere durch den Hausbockkäfer. Zudem wurden statische Mängel festgestellt, die teilweise auf Holzschwund, unzureichende Verbindungen und Setzungen des Mauerwerks zurückzuführen sind. Insgesamt wurden 484 beschädigte Bauteile und 251 klaffende Verbindungen dokumentiert.

Erfassung des Dachstuhls mittels Laserscannings ...
Erfassung des Dachstuhls mittels Laserscannings zur Erstellung genauer Pläne. Foto: Arno Drotleff
Die Sanierung soll in vier Bauabschnitten über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren erfolgen, um den laufenden Betrieb von Hotel, Museum und Bibliothek möglichst wenig zu beeinträchtigen. Die Kosten werden sich voraussichtlich zwischen 4,5 bis 5,0 Millionen Euro bewegen, je nach Entwicklung der künftigen Material- und Lohnkosten. Es wird eine Förderung mit geringem Eigenmittelanteil angestrebt, eine Fremdfinanzierung ist nicht vorgesehen.

Danksagung: Der Schlossverein dankt denjenigen, die ein ganzes Jahr lang mit den vor-restauratorischen Untersuchungen beschäftigt waren: Architekt Peter Schell für Bauleitung, Kostenberechnungen, Rechnungsprüfungen, Förderanträge an das Landesamt für Denkmalpflege, für Auswahl und Koordination des Handwerkerteams und auch für zusätzliche ehrenamtliche Leistungen; Dr. Axel Froese für rein ehrenamtliche Leistungen die u.a. sehr viel Zeit für die Bauherrenvertretung, Kostenverfolgung, Bauvertragsabschlüsse, Verwendungsnachweise, Vor-Ort-Termine, beinhalteten; Arno Drotleff als Ansprechpartner vor Ort für alle beteiligten Gewerke und für zusätzlichen ehrenamtlichen Einsatz.

Mit Blick auf die Zukunft steht fest: Das Schloss bleibt ein zentraler Identifikationsort für die Siebenbürger Sachsen aus der ganzen Welt.

Dafür bedarf es noch einmal der Solidarität aller Siebenbürger Sachsen, auch für diesen Schritt der baulichen Maßnahmen, der großen Dachsanierung. Viele private Spenderinnen und Spender sowie Verbände und Vereine der Siebenbürger Sachsen haben bereits beigetragen. Auch ihnen gilt der Dank des Siebenbürgischen Kulturzentrums Schloss Horneck.

Dr. Hans-Günter Zerwes

Schlagwörter: Schloss Horneck, Gundelsheim, Sanierung, Dach

Bewerten:

26 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.